Puppentheater, Schauspiel, Oper Die spannendsten Theater-Inszenierungen in Thüringen im September 2023

Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Erfurt, Weimar und Meiningen gibt es im September 2023 sehenswerte Aufführungen: In Weimar wird die bekannte Geschichte von Romeo und Julia in einem Kriegsschauplatz gezeigt. In Erfurt kommt Herrndorfs Roadnovel "Tschick" auf die Bühne und das Nibelungenlied wird mit Puppen gespielt. In Gera können Tanzbegeisterte über das Leben nachdenken. Eine Übersicht mit den wichtigsten Aufführungen in Thüringen.

Zwei Gestalten laufen nebeneinander über eine vollgerümpelte Bühne, die von einem rückwärtigen Scheinwerfer erleuchtet wird.
In gewisser Weise wird in Meiningen im Theater das Theater selbst gefeiert. Bildrechte: Christina Iberl

Hinweis Dieser Artikel wird jeweils zum ersten Tag des neuen Monats aktualisiert, so dass Sie hier immer die neuesten Empfehlungen für jeden Monat neu finden.

Schauspiel für erfahrene Geister: "Der Menschenfeind" in Meiningen

Ein Mann mit traurigem Gesicht sitzt mit gestreckten Beinen auf dem Boden. Neben ihm sitzt eine Frau in gelbem Kleid auf einer Couch und schaut interessiert zu ihm.
Alceste meckert eigentlich immer, doch Célimène weckt andere Gefühle in ihm. Bildrechte: Christina Iberl

Da scheint das ganze Theater auf der Bühne zu liegen – allerdings in seine Einzelteile zerlegt. Darüber klettern die Figuren in Sebastian Schugs Inszenierung von "Der Menschenfeind" am Staatstheater Meiningen. Das Starke daran: Dadurch, dass die Inszenierung von Molières Klassiker vor allem das Leben mit all seinen zwischenmenschlichen Komplikationen zwischen den Kulissenteilen zeigt, wird das Theater als Ort des Lebens geadelt. Denn Schug zeigt Alceste, den titelgebenden Misanthropen, nicht einfach als Griesgram, sondern als einen Menschen, der nicht mehr alles versteht, mit seinen Idealen hadert und seinen moralischen Kompass neu justieren muss. Und Célimène ist keine leichte Frau, sondern schlagfertig und nimmt das Leben wie es kommt. Genau das ist auch die Frage für das Publikum: Wie soll man das Leben nehmen? Siggi Seuß zeigt sich in der "Mainpost" überzeugt.

Weitere Informationen "Der Menschenfeind" von Molière

Adresse:
Staatstheater Meiningen
Bernhardstraße 5
98617 Meiningen

Termine:
24. September, 15 Uhr

Schauspiel für junge Seelen: "Tschick" in Erfurt

"Tschick" ist ein Phänomen – in den Buchläden und in den deutschsprachigen Theatern: Seit mehr als zehn Jahren findet dieser Coming-of-Age-Trip immer wieder seinen Weg auf die Bühnen, so auch 2016 in der Erfurter Schotte. 2018 wurde die Produktion mit dem Deutschen Amateurtheater-Preis ausgezeichnet – ein Zeichen, dass sich das Team mit Profis messen kann. Die Erfurter Inszenierung des modernen Jugendbuch-Klassikers (wenn das dem Roman gerecht wird) setzt auch vor allem auf Menschlichkeit: Tschick, der unangepasste Junge kommt mit seinem alten Lada zu Maik und nimmt ihn auf eine Reise zu seinem Großvater in die Walachei mit. Deswegen steht mit großen Buchstaben "Walachei" auf der Bühne. Ergänzt wird das durch andere Elemente, wie Autositze und Lenkräder. Doch am meisten überzeugen vor allem die Darstellerinnen und Darsteller, meint Esther Goldberg in ihrer Kritik in der "Thüringer Allgemeinen": "Slapstick und Komödie, Zartheit und Alberei, leise Töne und lautes Schreien. Akrobatik und Sprint. Herrndorf hätte wahrscheinlich Freude an der Interpretation seines Buches gehabt."

Eine Person sitzt auf einer Bühne und hält ein Lenkrad, eine weitere Person in Trainingsjacke seitzt neben ihm, hinter ihnen steht eine Person mit grauer Mütze.
Allein mit ihrer Darstellung erzählt das junge Team von dem Roadtrip. Bildrechte: Lutz Edelhoff

Weitere Informationen "Tschick"
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

Adresse:
Schotte e.V.
Schottenstr. 7
99084 Erfurt

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
29. September, 10 Uhr
29. September, 20 Uhr
30. September, 20 Uhr (zum letzten Mal)

Für Figurentheater-Fans: "Das Nibelungenlied" im Waidspeicher Erfurt

Es scheint eigentlich ein Wahnsinn zu sein, das Nibelungenlied – dem großen Epos aus dem deutschen Sprachraum – auf die Puppentheaterbühne zu bringen. Und dennoch gelingt es immer wieder. So auch am Erfurter Theater Waidspeicher. Regisseur Frank Alexander Engel hat die Vorlage etwas breiter aufgefasst und die Beziehung von Siegfried und Brünnhilde miterzählt. Erst danach geht der Held nach Worms, gewinnt mit Tricks die schöne Kriemhild für sich und fällt schließlich dem Verrat zum Opfer. Und auch wenn niemand authentischer sterben kann als Puppen, setzt Engel nicht auf Illusionen. Stattdessen wird die Geschichte immer wieder durchbrochen. Die Szenen werden in schneller Folge hintereinander gespielt, fast wie im Film gibt es Schnitte und Zooms. Dabei ist vor allem das Wechselspiel zwischen den Spielerinnen und Spielern sowie den Puppen bemerkenswert. Immer wieder geraten sie dabei auch aneinander, streiten sich. "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied" verwischt so die Grenzen zwischen Schau- und Puppenspiel, erzählt Michael Helbing in "Thüringer Allgemeinen": "Der fraglos sehenswerte und subtil komödiantische Abend sucht, auf seine Weise, das Gesamtkunstwerk."

Weitere Informationen "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied"

Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
17. Oktober, 10 Uhr
18. Oktober, 10 Uhr
24. Oktober, 19.30 Uhr
27. Oktober, 21 Uhr
30. Oktober, 10 Uhr

Für Tanz-Liebhaber: "Corpus" in Gera

"Der ewige Kreislauf des Lebens ist das große Thema dieses Ballettabends, der berührt, verstört, Emotionen ganz unterschiedlicher Art auslöst und manchen dennoch hilflos zurücklässt, weil die Freude am Leben selten zu spüren ist", schreibt Sabine Wagner in der "Ostthüringer Zeitung". Damit ist eigentlich auch schon das wichtigste über Silvana Schröders Ballett "Corpus" gesagt. Die Choreografin zeigt dem Publikum den Verlauf eines Lebens: Ein Mensch kommt zur Welt, versucht mit anderen in Kontakt zu kommen, scheitert auch, verletzt sich, leidet. Dafür findet Schröder mit ihrem Ensemble beeindruckende Bilder.

Eine Gruppe Menschen in langärmeligen Shirts und langen Hosen geht von rechts nach links. Im Vordergrund tanzt ein Mann mit nach hintem gestreckten Arm über die Bühne
Die größten Stärken zeigt "Corpus" in den Gruppenszenen. Bildrechte: Ronny Ristok

Weitere Informationen "Corpus"
Ballett von Silvana Schröder
mit Musik unter anderem von Frankie Chan, Les Tambours du Bronx, Max Richter

Dauer: 85 Minuten, keine Pause

Adresse:
Theaterzelt
Teichpromenade 36
(Zufahrt über Zwickauer Straße)
04600 Altenburg

Termine:
16. September, 19.30 Uhr
23. September, 19.30 Uhr

Adresse:
Theater Gera
Theaterplatz 1
07548 Gera

Termine (im Rahmen der Ballettfestwoche Gera):
30. September, 19.30 Uhr
1. Oktober, 16 Uhr

Für Opern-Kenner: Bellinis "Romeo und Julia" in Weimar 

Die Weimarer Operndirektorin Andrea Moses ist an das Deutsche Nationaltheater gekommen mit dem Wunsch, das Musiktheater für aktuelle Fragen zu öffnen. Dafür hat sie nun auch ein Star-Team der Opernwelt an ihr Haus geholt: Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock haben schon zahlreiche gefeierte Inszenierungen gemeinsam entwickelt und sich in der Klassikerstadt der eher selten gespielte "Romeo und Julia"-Adaption des italienischen Komponisten Vincenzo Bellini angenommen. Einer der größten Unterschiede zur Shakespeare-Vorlage ist, dass schon im Titel nicht die beiden Liebenden, sondern deren Familien im Vordergrund stehen: "I Capuleti e i Montecchi". Das Team versetzt die Handlung in ein Kriegsgebiet und macht Romeo zu einem Warlord, der hier die Geschicke der angegriffenen Stadt verhandeln soll. Dirigent Dominik Beykirch sorgt für den "Drive, den diese Musik braucht", so Joachim Lange auf "InSuedthueringen.de". Auch wenn der Opernkritiker vom Spiel nicht restlos überzeugt war, lobt er doch den Gesang und hebt dabei Ylva Stenberg als Giulietta hervor. Für Opernfans in Thüringen ist diese Produktion eine wunderbare Gelegenheit, eine der prägendsten Handschriften der modernen Opernregie kennenzulernen. 

Weitere Informationen "I Capuleti e i Montecchi"
Oper von Vincenzo Bellini nach William Shakespeare

Adresse:
Deutsche Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Oktober, 16 Uhr
29. Oktober, 18 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. März 2023 | 06:15 Uhr