TheaterFelsenbühne Rathen nach Sanierung modernste Naturbühne Deutschlands
Pfingstsonntag öffnet die Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz nach zweijähriger grundlegender Sanierung wieder für das Publikum. So wurde das Orchester aus dem ungünstig klingenden Graben geholt und ein großes Gebäude mit Räumen für Garderoben, Proben, Technik und sogar Tagungen errichtet. Fast 20 Millionen Euro wurden investiert – und haben die beliebte Spielstätte nahe der Bastei zur modernsten Naturbühne Deutschlands gemacht.
Nach aufwändigem Umbau öffnet zu Pfingsten die beliebte Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz wieder. An der einzigartigen Felskulisse im Rathener Wehlgrund gab es natürlich überhaupt nichts zu sanieren oder umzubauen. Im Rücken des berühmten Basteifelsens der Sächsischen Schweiz liegt die Felsenbühne, auf der gegenüberliegenden Seite gerahmt von der "Gans". Nicht nur das Flair der Bühne lebt davon, auch die Inszenierungen.
Vom "Maxfelsen" aus, dem höchsten zugänglichen Bühnenpunkt, schmettert Max aus dem an der Felsenbühne geradezu unvermeidlichen "Freischütz" stets seine Arie "Ha! Furchtbar gähnt der düstre Abgrund" zu Tal.
Felsenbühne Rathen erstrahlt in neuem Glanz
Der Abgrund aber erscheint nach zweieinhalb Jahren Umbau noch weniger düster als zuvor. Die hellen, lasurüberzogenen Bänke aus Eschenholz erfreuen das Auge. Montiert sind sie auf den alten Gestellen, nach wie vor 1.800 Plätze. Allerdings keine überdachten, eine Zeltkonstruktion oder Ähnliches würde den Reiz der Kulisse aufheben.
Helles Holz bestimmt auch die Verschalung des völlig neu errichteten Funktionsgebäudes. Es begrüßt die Besucher nach ihrem Anstieg vom Kurort Rathen aus auf einem befestigten Weg, der schon 2019 um 70 Zentimeter verbreitert wurde.
Am Rande der Zuschauerflächen werden den Besuchern drei neue Scheinwerferbrücken auffallen, bestückt unter anderem mit LED-Spots, die auch bei Tageslicht die Gesichter der Schauspielerinnen und Schauspieler aufhellen können. Nicht nur deshalb schwärmt Andreas Gärtner, seit 33 Jahren Objektverantwortlicher und Veranstaltungsmanager, sowohl von der schönsten als auch inzwischen modernsten Naturbühne Deutschlands.
Kein Orchestergraben mehr
Die wichtigste Neuerung werden Gäste nicht sofort bemerken: Der akustisch ungünstige Orchestergraben wurde aufgegeben. Die Musikerinnen und Musiker der Elblandphilharmonie sitzen nun am linken Bühnenrand, das Funktionsgebäude im Rücken und geschützt durch dessen pavillonartig überhängendes Dach.
Mehr aus der Welt der Theater
In der bevorstehenden Sommerspielzeit wird die sogenannte "Tanzplatte" dominieren, die ebene Bühnenfläche klassischer Holzbretter mit einer Revuetreppe im Rücken. In zweieinhalb Stunden kann sie abgebaut werden und die Naturspielfläche freigeben. Dann reitet womöglich im nächsten Jahr wieder Winnetou durch den Rathener Präriesand.
Fast 20 Millionen Euro für Umbau der Felsenbühne
Im neuen Funktionsgebäude ist an zwei Stellen noch altes "Gedächtnismauerwerk" bewusst erhalten geblieben. "Hier an der Unterbühne konnte ich 2019 mit dem Finger die Ziegel aus der Mauer kratzen", begründet Gärtner die Notwendigkeit der Investition. Sie kostet den Freistaat Sachsen nach Abschluss wahrscheinlich knapp 20 Millionen Euro. Denn ein Hubpodium für die Bühne und der Souffleurkasten, zugleich Schacht für die "Bühnentoten", müssen noch nachgerüstet werden.
Die Platzverhältnisse in dem auf zwei Etagen aufgestockten Gebäude haben sich enorm verbessert. Die mobile Mikrofonanlage nimmt einen eigenen Raum ein, am Inspizientenplatz garantieren mehrere Bildschirme den Überblick. Es gibt einen Wäscheraum, eine Schneiderei, ein Einsingzimmer und natürlich viel mehr Raum für Garderoben als früher. Ein Mehrzwecksaal ermöglicht sowohl Tagungen als auch spontane Szenenproben bei schlechtem Wetter. Die geräumige Kantine versorgt am Thekenfenster auch Besucher.
Wiedereröffnung zu Pfingsten
Pfingstsonntag und am Montag schlägt dann die große Stunde der offiziellen Wiedereröffnung. Die Gala schwelgt in Erinnerungen an bewährte Hits der Vergangenheit. Die Landesbühnen Sachsen präsentieren aber vor allem eine Vorschau auf diesen Sommer, in dem das Musical "West Side Story", Wagners "Fliegender Holländer" und Hofmannsthals "Jedermann" neu auf dem Programm stehen.
Das neue Logo "Felsenbühnen – Festspiele" soll noch mehr Besucher in die ohnehin populäre Naturbühne locken. "Dass ich als alter Sack dieses Durchstarten noch erleben darf …", verbirgt der vitale Veranstaltungsmanager Gärtner nur mühsam seine Freude und Erregung.
Ausflugstipps
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 05. Juni 2022 | 09:40 Uhr