Gesellschaft und Träume Was kommt im Theater? Sechs Highlights für Halle und Leipzig im September 2023
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Die Theater in Leipzig und Halle bieten im September 2023 endlich wieder ein vielfältiges Programm: In Halle singen verirrte Märchenfiguren auf der Musical-Bühne und vampirhafte Puppen verbreiten Grusel. Festivals in Leipzig feiern Roboter und spontane Ideen auf der Bühne. In unserer Übersicht finden Sie die Spielplan-Highlights im September.

Auf dieser Seite:
- Für Schauspiel-Freunde: "White Passing" am Schauspiel Leipzig
- Für Varieté-Liebhaber: "Crazy Comedy" im Leipziger Krystallpalast
- Für Figurentheater-Fans: "Dracula" am Puppentheater Halle
- Für Experimentierfreudige: "Nessun Dorma" beim "Anthropo.10"
- Für Mutige: Improtheater-Festival "Momenta" in Leipzig
Hinweis Dieser Artikel wird jeweils zum ersten Tag des neuen Monats aktualisiert, so dass Sie hier immer die neuesten Empfehlungen für jeden Monat neu finden.
Für Musical-Kenner: "Into the Woods" in Halle
Dass Märchen zeitlos sind, liegt in ihrer Natur. Und daher gehören die Gebrüder Grimm wohl zu den erfolgreichsten deutschen Kulturexporten, wie zahlreiche Bearbeitungen, Adaptionen und Verfilmungen beweisen. Auch einer der besten Musical-Komponisten hat sich bei den Märchen bedient: Stephen Sondheim. Die meisten kennen ihn wohl durch sein Musical "Sweeney Todd", das prominent mit Helena Bonham Carter, Alan Rickman und Johnny Depp verfilmt wurde, doch auch "Into the Woods" hat es mit Starbesetzung – unter anderem Meryl Streep – auf die Leinwand geschafft.
In dem gibt es wie so oft in modernen Deutungen nur einen Wald, in dem sich alle Märchenfiguren begegnen, wie Rapunzel und Aschenputtel. Im ersten Akt irren alle durch den Wald, auf der Suche nach ihrem Happy End. Im zweiten Teil geht es jedoch noch mehr in die Tiefe, weil nicht mehr alles so rosarot erscheint – ein Highlight ist das Duett der beiden Prinzen über Eheleben –, neue Feinde tauchen auf und neue Allianzen müssen geschmiedet werden. An der Oper Halle hat die Haus-Regisseurin Louisa Proske das Musical "mit einem spielfreudigen, stimmstarken Ensemble entsprechend fabelhaft auf die Bühne gebracht", so Andreas Montag in der "Mitteldeutschen Zeitung".
Weitere Informationen
"Into the Woods"
Musical von Stephen Sondheim und James Lapine
Adresse:
Oper Halle
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)
Dauer: 180 Minuten, eine Pause
Termine:
6. Oktober, 19:30 Uhr
7. Oktober, 19:30 Uhr
29. Oktober, 18 Uhr
Für Schauspiel-Freunde: "White Passing" am Schauspiel Leipzig
Es war das Thema des (Kino-) Sommers: Während die meisten Theater Spielzeitpause hatten, hat Barbie an den Kassen ordentlich Gewinne eingefahren und ist zur feministischen Ikone geworden. Allerdings gibt es auch genug Kritiker, die auch wichtige Themen vermissen. Vielleicht sollten gerade diese Menschen in "White Passing" am Schauspiel Leipzig gehen: In Barbie-/Puppen-Optik wird da über Feminismus, Beziehungen und Nationalismus verhandelt.
Für ihr erstes Stück wurde die Autorin Sarah Kilter zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Dramatik eingeladen. In der Umfrage der Zeitschrift "Theater heute" wurde sie als Nachwuchskünstlerin des Jahres gewählt. Und auch der Bühnenraum von Christoph Ernst ist für den Theaterpreis "Faust" nominiert: Auf die kleine Bühne des Leipziger Schauspiels hat er eine riesige Handtasche gebaut, in der Bettina Schmidt zum Ken, Julia Preuß ihr blonden, künstlichen Haare zum Zopf gebunden hat, während Meriam Abbas ihre braunen Haare wallen lässt. Mit wunderbar steifen Bewegungen erzählen die Darstellerinnen von den Absurditäten des Lebens in Deutschland. Ein Abend voller Humor und Erkenntnis.
Weitere Informationen
"White Passing" in der Uraufführungsinszenierung von Thirza Bruncken
Adresse:
Diskothek des Schauspiels Leipzig
Bosestraße 1
04109 Leipzig
Dauer: 90 Minuten, ohne Pause
Termine:
19. Oktober (ausverkauft)
28. Oktober, 20 Uhr
Für Varieté-Liebhaber: "Crazy Comedy" im Leipziger Krystallpalast
"Die Show ist eine der unterhaltsamsten der letzten Jahre", schrieb Peter Korfmacher, Kulturchef der "Leipziger Volkszeitung" und jahrelanger Besucher des Krystallpalast Varietés, über "Crazy Comedy". Entstanden ist die Show mitten in der Corona-Krise, hatte in dieser Zeit aber nur wenige Aufführungen. Nun kommt sie mit einigen Veränderungen zurück auf die Bühne. Die Dramaturgie ist simpel und anpassungsfähig, außerdem lässt sie die Stärken des Hauses glänzen: In loser Abfolge werden akrobatische Nummern gezeigt, die mal mehr, mal weniger Geschichten erzählen. Thomas Staath klettert den frei stehenden chinesischen Masten hoch, Lalla la Cour und Eivind Øverland aus Dänemark und Norwegen zeigen eine Wrestling-Persiflage am Trapez und das japanische Duo Mawarimichi spielt mit dem Absurden. Das klingt zwar fast schon ernst, doch es gibt viel, worüber das Publikum schmunzeln und sogar lachen kann.
Weitere Informationen
"Crazy Comedy – Varieté ohne Worte"
Adresse:
Krystallpalast Varieté Leipzig
Magazingasse 4
04109 Leipzig
Termine:
22. September, 20 Uhr
23. September, 17 und 20 Uhr
24. September, 15 Uhr
27. September, 20 Uhr
28. September, 20 Uhr
29. September, 20 Uhr
30. September, 17 und 20 Uhr
Für Figurentheater-Fans: "Dracula" am Puppentheater Halle
Es ist immer noch die bekannteste und wichtigste Vampir-Geschichte, die wir kennen: Bram Stokers Dracula. Der untote Graf kommt unter unheimlichen Umständen in die neue Stadt, wo er auch andere in seinesgleichen verwandelt. Schließlich geht der Obervampir mit der jungen Frau Mina eine besondere Verbindung nach einer Bluthochzeit ein. So können die Vampirjäger den Fluch und das "Monster" beseitigen. Die Inszenierung von Yngvild Aspeli und ihrer Compagnie Plexus Polaire verzichtet meist auf Sprache und setzt lieber auf dunkle Bilder und düstere Musik. "Es sind großartige Bilder, die Regie und Ausstattung dabei auf der zeitweise mit Videoeffekten "verzauberten" Bühne entstehen lassen. Zahlreiche Feinheiten und Details machen dieses Spiel zu einem raffinierten Bilderrätsel", schreibt Reinhard Bärenz in seiner Kritik für MDR KULTUR. Dabei zeigt er sich besonders begeistert vom Wechselspiel der Darstellerinnen und Darsteller mit den großen Puppen: "'Dracula' in Halle ist eine dichte, atmosphärische Stunde großen Bildertheaters mit hervorragendem Puppenspiel."
Weitere Informationen
"Dracula – Mächte der Finsternis"
Eine Inszenierung von Yngvild Aspeli nach dem Roman von Bram Stoker
Adresse:
Puppentheater Halle
Universitätsplatz 2
06108 Halle (Saale)
Dauer: 60 Minuten
Termine:
22. September, 20 Uhr
23. September, 20 Uhr
Für Experimentierfreudige: "Nessun Dorma" beim "Anthropo.10"
Den ganzen Tag lang hat der Roboter Kuka Bilder gemalt zu einer Kassette mit berühmten Sterbearien. Der etwas wackelige Putzroboter Putzini ist davon vollkommen fasziniert und unternimmt Annäherungsversuche. Es entspinnt sich ein Drama voller Liebe und Tod, das Shakespeares "Romeo und Julia" Konkurrenz machen möchte. Die beiden Roboter folgen zwar einem Skript, doch bewegen sich dabei auch autonom. Es ist erstaunlich, wie es dem Team um Elsa-Sophie Jach und Thea Hoffmann-Axthelm gelingt, mit kleinen Gesten soviel Humor und Gefühl zu vermitteln. Und ganz nebenbei wird auch die Kunst als solche hinterfragt.
Das Leipziger Theater Lofft hat diese ungewöhnliche Produktion zu ihrem kleinen Festival "Anthropo.10“ eingeladen. Mit verschiedenen Produktionen soll der sogenannte Posthumanismus erkundet werden: Was bedeutet Menschsein, wenn man sich perfekte Maschinenbeine transplantieren kann? Welche Rollen spielen wir noch, wenn Roboter unsere Aufgaben übernehmen? Relevante Frage für morgen und eine starke Inspiration für Freischaffende auf der Bühne (die sich ja oft keine Mitarbeitenden leisten können).
Weitere Informationen
"Nessun Dorma"
Ein Liebesdiskurs für zwei Roboter
Adresse:
Lofft – Das Theater
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig
Dauer: ca. 50 Minuten
Termine:
2. September, 16 und 20 Uhr
3. September, 12 Uhr
Das Festival "Anthropo.10" findet vom 31. August bis zum 3. September statt.
Für Mutige: Improtheater-Festival "Momenta" in Leipzig
Vielleicht ist es selbst eingefleischten Theaterfans nicht bewusst, aber Leipzig hat eine sehr lebendige Improvisationstheaterszene. Zu den wichtigsten Akteuren gehört die Theaterturbine, die auch das Festival "Momenta" ins Leben gerufen hat. An vier Tagen haben sind sieben Shows geplant. Laura Doorneweerd-Perry bringt eine Cyberpunk-Show mit, die von einer Künstlichen Intelligenz spontan mitbestimmt wird. Amir Atsmon verspricht spannende Charaktere. Am Ende laden die Gastgeberinnen und Gastgeber zum großen Jam ein: Alle spielen spontan eine Geschichte zusammen. Ob das gut wird, kann natürlich niemand versprechen, aber das macht ja den Reiz aus.
Weitere Informationen
Das Festival "Momenta" findet vom 6. bis zum 9. September statt.
Eröffnung ist am 6. Septemer, 19.30 Uhr.
An den folgenden Tagen finden jeweils 19.30 und 21.30 Uhr Shows statt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Februar 2023 | 13:10 Uhr