Schauspielhaus Leipzig Außenansicht
Schauspiel Leipzig stellte jetzt das Programm für die Saison 2023/24 vor. Bildrechte: Rolf Arnold

Ausblick auf Spielzeit 2023/24 "Cabaret", Brecht und Festivals: So startet das Schauspiel Leipzig in die neue Saison

07. Juni 2023, 17:32 Uhr

Das Schauspiel Leipzig blickt in die Zukunft: In der neuen Saison 2023/24 verspricht Intendant Enrico Lübbe hochaktuelles Theater. Bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch erklärte er, heutige gesellschaftliche Debatten seien von der Vergangenheit beeinflusst und bestimmten gleichzeitig die Zukunft. Darauf nehme das Motto "Mitten in der Geschichte" für die neue Spielzeit Bezug. Auf den Bühnen des Hauses seien insgesamt 20 Premieren geplant.

Premieren-Doppel zum Auftakt: Musical "Cabaret" und Brechts "Arturo Ui"

Los geht es demnach auf der Großen Bühne mit gleich zwei Premieren: Aufgeführt werden das Musical "Cabaret" in der Regie von Hubert Wild sowie "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht in der Regie von Nuran David Calis. Beide Werke versetzen zurück in die Zeit der sogenannten Goldenen Zwanziger mit ihren sozialen und politischen Konflikten.

Neben weiteren neuen Inszenierungen wie der Fortsetzung von "Jahrestage" nach Uwe Johnsons Jahrhundertroman seien zudem drei Festivals geplant, so Lübbe. Im Mittelpunkt stünden die Themen Gerechtigkeit, Demokratie, Klimapolitik sowie der Krieg in der Ukraine.

Nuran David Calis
Nuran David Calis inszeniert regelmäßig am Schauspiel Leipzig, auch wieder in der neuen Spielzeit 2023/24. Bildrechte: picture alliance / dpa | XAMAX

Klassiker "Woyzeck", Uraufführungen in der Diskothek

Lübbe selbst widmet sich Büchners Drama "Woyzeck" neu, der wurde einst in Leipzig geboren und vor bald 200 Jahren nach dem Mord an seiner Geliebten in Leipzig hingerichtet, ein Stadtrundgang als Spurensuche ist dazu ebenfalls geplant.

In die Zukunft führt hingegen Emre Akal mit "Goldie" in der Diskothek. In der kleinen experimentellen Spielstätte gibt es gleich drei Uraufführungen. Akals Auftragswerk geht laut Schauspiel Leipzig der Frage nach, wie analoge und digitale Sphäre verschwimmen. "Goldi" sei eine Art digitales Requiem über eine Witwe, die mit dem Avatar ihres verstorbenen Mannes lebt.

Ebenfalls in der Diskothek widmet sich die britische Autorin Amanda Wilkin mit "Die Bridgetower-Sonate" einem Stück Musikgeschichte, das in Vergessenheit geriet: Beethovens Kreutzer-Sonate, die er ursprünglich für einen Schwarzen, englischen Violinisten geschrieben hatte. In Kooperation mit dem Berliner Theatertreffen wird "Die Bridgetower-Sonate" am Schauspiel Leipzig uraufgeführt, die Autorin und auch der Regisseur Adewale Teodros Adebisi stellen sich mit der Inszenierung am Haus neu vor.

Bereits sein drittes Auftragswerk realisiert der prämierte Autor Wolfram Höll mit seinem "Bergstück" in der Diskothek, es handelt davon, wie sich Tradition und Moderne in einem Schweizer Bergdorf überlagern. Als Familienstück zu Weihnachten soll Oscar Wildes "Gespenst von Canterville" zu sehen sein.

Lübbe: "Theater ist ein Gemeinschaftswerk"

Theater sei live und mit Publikum am besten, erklärte Lübbe am Mittwoch und betonte: "Theater ist ein Gemeinschaftswerk", wohl auch mit Blick auf den lange schwelenden Konflikt am Haus, das in den vergangenen Monaten bundesweit in die Schlagzeilen geraten war, weil Lübbe Hausverbote an zwei Schauspielerinnen ausgesprochen hatte, die nach ihrer Kündigung protestierten. Der Fall werde nun intern und mit Hilfe externer Moderation behandelt, so Lübbe. Er ist seit der Spielzeit 2013/14 Intendant am Schauspiel.

Porträt von Enrico Lübbe
Der Leipziger Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe betonte die Bedeutung von Zusammenarbeit am Theater. Bildrechte: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt

Sein Haus zählte den Angaben zufolge in der laufenden Spielzeit 2022/23 bis zum 31. Mai 2023 mehr als 97.000 Besucherinnen und Besucher, mehr als in den Spielzeiten 2019/20 mit 84.400 und 2018/19 mit 92.500 Besucherinnen und Besuchern, ebenfalls bezogen auf Ende Mai. Die Auslastung liegt damit bei 68 Prozent.

Quelle: dpa, MDR KULTUR, Redaktionelle Bearbeitung: ks

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. Juni 2023 | 13:20 Uhr