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Die Oper in Magdeburg überzeugt mit fulminanter Ausstattung. Bildrechte: Andreas Lander

EmpfehlungenTheater-Highlights im Dezember: Schöne Stücke in Magdeburg und Dessau

05. Dezember 2024, 11:25 Uhr

Auf den Bühnen Sachsen-Anhalts gibt es im Dezember 2024 tolles Theater zu erleben: An der Oper Magdeburg wird die märchenhafte Oper "Turandot" in die Vorzeit versetzt. Das Schauspiel erzählt von den Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden. In Dessau wird der weihnachtliche Ballett-Klassiker "Der Nussknacker" sanft aktualisiert. Und im Puppentheater wird die absurde Geschichte eines Bankräubers erzählt. Das sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Musical in Magdeburg: "Fast normal" im Opernhaus 

Nur sie kennt ihren erwachsenen Sohn. Denn eigentlich hat Diana Goodman ihr Kind schon vor Jahren bei einem Unfall verloren. Das Unglück hat bei ihr eine bipolare Störung ausgelöst und so konnte ihr Junge vor ihren Augen weiterwachsen – als Halluzination. Das Musical "Fast Normal" von Tom Kitt und Brian Yorkey erzählt, wie Diana Goodman im Alltag mit ihrer Erkrankung umgeht, aber auch wie es ihr Familienleben beeinflusst: Ihr Mann versucht die Idylle aufrechtzuerhalten und ihre Tochter muss mit einem irrealen Bruder konkurrieren. Die Ausstattung auf der Magdeburger Bühne ist zurückgenommen, das Heim von Diana wird nur mit wenigen Wänden angedeutet. Ihr Sohn bekommt durch die geschickte Beleuchtung tatsächlich eine geisterhafte Aura. Doch vor allem überzeugt das Ensemble, das die komplizierten Gefühle überzeugend und durchaus berührend auf die Bühne bringt. Im Dezember wird die Produktion zum letzten Mal gezeigt

Diana Goodman wird immer von ihrem verstorbenen Sohn begleitet. Bildrechte: Kerstin Schomburg

Weitere Informationen"Fast Normal"
Musical von Tom Kitt und Brian Yorkey

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
23. November, 19:30 Uhr
13. Dezember, 19:30 Uhr

Figurentheater in Dessau: "Cowboy Bob" im Alten Theater

Ein einzelner Mensch, er wirkt ein bisschen dick, betritt eine Bank. Er bringt die Angestellte dazu, Geld in einen Beutel zu packen. Äußerst professionell weicht er den Kameras aus, entschärft alle Sicherheitsfallen und verschwindet zügig. FBI-Agent Steve Powell soll den Bankräuber mit dem Codenamen Cowboy Bob fassen, doch es fällt ihm nicht leicht. Erst als der Verbrecher einen Fehler macht, kann er ihn stellen. Oder besser sie: Peggy Jo. Die Theatermacherin Anna Menzel hat inspiriert von wahren Begebenheiten die Geschichte dem Solo-Abend "Cowboy Bob" entwickelt. Sie verkörpert selbst den harten Agenten, mit breit-krempigen Cowboy-Hut und Sonnenbrille. Auf zwei Tischen erzählt sie mit kleinen Figuren und Ausstattung in Puppenhaus-Größe verschiedene Szenen des Falls nach. Dabei setzt sie gekonnt auf Humor und geht auch der Frage nach, was Peggy dazu verleitet haben könnte: War es finanzielle Not? Ein Beweis, wie gut Frauen das können? Oder war sie einfach auf der Suche nach etwas Aufregung – die wir uns alle manchmal wünschen.

Mit Humor und kleinen Figuren spielt Anna Menzel vom Bankräuber Cowboy Bob. Bildrechte: Dorit Günter

Weitere Informationen"Cowboy Bob"
Nach einer wahren Begebenheit
Eine Produktion von Lovefuckers in Koproduktion mit der Schaubude

Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
14. Dezember, 19 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Wolf" nach dem Jugendroman von Saša Stanišić

Erst vor kurzem wurde Saša Stanišić mit dem Jugendliteraturpreis für seinen Roman "Wolf" ausgezeichnet. Darin erzählt ein Junge in wunderbar dynamischer Sprache von seinem ersten Ferienlager, wo er mit dem Außenseiter Jörg zusammenwohnen muss. Deswegen muss er sich immer wieder mit Mobbing und Zivilcourage auseinandersetzen, aber auch lernen, was es bedeutet, sich die Welt selbstständig zu erschließen und individuell zu erfahren. Das Theater Magdeburg bringt den Roman auf spannende Weise auf die Bühne – die steht nämlich knöcheltief unter Wasser. Das spiegelt die Situation des Erzählers wider und sorgt immer wieder für starke Bilder, meint MDR KULTUR-Landeskorrespondentin Sandra Meyer in ihrer Empfehlung in der App von MDR KULTUR. Ein Theater-Erlebnis für Jung und Alt.

Die Adaption von "Wolf" überzeugt schon mit einer spannenden Bühnensituation. Bildrechte: Gianmarco Bresadola

Weitere Informationen"Wolf"
nach dem Roman von Saša Stanišić

Adresse:
Kammer 2
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 80 Minuten, ohne Pause

Termine:
5. Dezember, 19:30 Uhr
6. Dezember, 19:30 Uhr

Tanztheater in Dessau: "Der Nussknacker"

Im Zuhause von Klara ist wieder Bescherung – immerhin ist Weihnachten. In der Nacht lockt der Nussknacker des Familienfreundes Drosselmeier das Mädchen in eine Fantasiewelt, wo ein Krieg mit dem Rattenkönig tobt. "Giannetti und sein Dramaturg Yuri Collosale haben die originale 'Nussknacker'-Handlung mit Heiligabend-Bescherung, nächtlichem Spielzeugkrieg, Reise ins Märchenland und Verherrlichung der schönen Illusionen erst genau überprüft und dann dezent Richtung Gegenwart gekickt", freut sich Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung". Erst am Ende eines leichtfüßigen und schön ausgestatteten Ballett-Abends wird die aktuelle Konsumwelt hinterfragt.

Das Ballett "Der Nussknacker" setzt auf Weihnachtsstimmung Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen"Der Nussknacker"
Märchenballett von Stefano Giannetti mit Musik von Peter Tschaikowski

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 110 Minuten

Termine:
30. November, 17 Uhr
22. Dezember, 16 Uhr
29. Dezember, 16 Uhr

Musiktheater in Magdeburg: "Turandot" am Opernhaus

Sie wirkt kalt und herzlos: Die Prinzessin Turandot will nicht heiraten. Also müssen die Männer, die um ihre Hand anhalten, ein Rätsel lösen. Und wenn sie es nicht vor Ablauf der Frist schaffen, müssen sie sterben. Doch dann taucht ein Prinz auf, der die Lösung parat und die Prinzessin selbst vor ein Rätsel stellt. Die märchenhafte Oper "Turandot" von Giacomo Puccini spielt in einem alten China, so wie man sich den Fernosten im Europa zur Jahrhundertwende vorstellte. Als der Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema von archäologischen Ausgrabungen in China las, kam er auf die Idee, die Geschichte in die Steinzeit zu verlegen. Begleitet wird diese bildstarke Inszenierung von der wunderbaren Musik Puccinis, die das Magdeburger Orchester unter der Leitung von Anna Skryleva in all ihren Feinheiten und Widersprüchlichkeiten gekonnt spielt. "Man wird betäubt vom musikalischen Hochgenuss und begeistert durch szenische Überwältigung", urteilt Kritiker Roland Dippel in der "Neuen Musikzeitung".

Der Opernklassiker "Turandot" wird in Magdeburg und weit entfernte Vergangenheit verlegt. Bildrechte: Andreas Lander

Weitere Informationen"Turandot"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Dezember, 16 Uhr
6. Dezember, 19:30 Uhr
22. Dezember, 18 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Tanztheater in Magdeburg: "Vincent" am Opernhaus 

Vincent van Gogh gilt mit seinen starken Farben, seinen eigenwilligen Pinselstrichen und der besonderen Stimmung in seinen Gemälden als einer der beliebtesten Maler der Welt und als prägender Künstler für die Moderne. Und weil sich dieser Erfolg zu seinen Lebzeiten nicht abzeichnete, ist van Gogh auch der Inbegriff des genialen, aber verarmten und verkannten Künstlers. Der Choreograf Jörg Mannes nähert sich am Theater Magdeburg diesem besonderen Menschen in einem Ballettabend in neuen Bildern. Dabei arbeitet er sowohl biografisch, wenn sich van Gogh beispielsweise das Ohr abschneidet, aber auch assoziativ, wenn das Ensemble versucht, die Stimmung von van Goghs in Bewegung zu übersetzen. Dieser Balance-Akt gelingt, meint der Kritiker Torben Ibs auf "Tanznetz": "Vielmehr verhalten sich seine Tanzenden wie die Pinselstriche des Meisters, wie eine wiegende Landschaft im Wind. Alles bewegt sich gleichartig, aber mal hier etwas anders, mal dort früher, mal dort später in einer Form der organisierten Unruhe. Aufgänge und Abgänge sind dynamisch, leere Bühne, volle Bühne, das alles kann sich im Sekundentakt ändern."

Der Magdeburger Ballettchef Jörg Mannes übersetzt van Goghs Leben und Werk in Tanz. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen"Vincent"
Ballett von Jörg Mannes

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
22. November, 19:30 Uhr
24. November, 16 Uhr
30. November, 19:30 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Timon von Athen" von Shakespeare 

Im Theater Magdeburg wird jeder Mensch herzlich begrüßt – und zwar durch den Herren selbst: Timon von Athen. Er ist ein reicher Mann, der es liebt, Feste zu feiern und andere an seinem Wohlstand teilhaben zu lassen. Doch obwohl sein Haus immer voll ist, erhält er keine Unterstützung, als er plötzlich vor der Pleite steht. So verwandelt er sich vom Menschenfreund zum Menschenhasser. "Timon von Athen" ist eines der selten gespielten Stücke von William Shakespeare – vermutlich auch weil es voller Ungereimtheiten steckt und die Meisterschaft anderer Werke vermissen lässt. Dennoch hat sich Andreas Kriegenburg dieses Stück vorgenommen für seine Rückkehr nach Magdeburg – denn die ersten Schritte vor seinem großen Durchbruch in der Theaterwelt hat der Regisseur an der Elbe gemacht. Kriegenburg inszeniert den Text mit viel Klamauk, mit Witz und Selbstironie. So überwindet er auch die Ungereimtheiten, meint der Kritiker Michael Laages bei "nachtkritik": "Auch mit den dramaturgischen Absonderlichkeiten ist dies ein grandioser und explosiver Shakespeare-Abend; Kriegenburg hält ihn mit dem wirklich fabelhaft aufgelegten Magdeburger Ensemble geschickt in der Schwebe zwischen Farce und Furor."

Plötzlich steht der freigiebige Timon arm und verlassen da. Bildrechte: Katrin Ribbe

Weitere Informationen"Timon von Athen" von William Shakespeare

Adresse:
Kammer 1
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 185 Minuten, eine Pause

Termine:
30. November, 19:30 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | artour | 19. September 2024 | 22:10 Uhr