Drei Personen stehen auf einer großen Bühnen, auf der nichts außer drei große, rote Inari-Tore stehen.
Der Opernklassiker "Madama Butterfly" in Dessau wird zu einer Emanzipationsgeschichte. Bildrechte: Claudia Heysel

Große Geschichten Magdeburg und Dessau: Fünf sehenswerte Theaterstücke im März 2024

15. März 2024, 16:12 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es im März 2024 wieder viele tolle Stücke am Theater, die Sie nicht verpassen sollten: In Magdeburg erzählt ein Ballett vom intrigenreichen Leben des Papstes Alexander VI. und im Schauspiel wird die brutale Seite des Lebens gezeigt. In Dessau gibt es große Oper und altbekannte Mythen. Hier finden Sie alle Infos für Ihren Theaterbesuch. Jeweils zu Beginn des neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

Puppentheater in Dessau: "Nibelungen – ein Solo für Kriemhild"

Die Nibelungensage ist inzwischen 800 Jahre alt und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Als Rittergeschichte geriet sie zwischendurch in Vergessenheit, bevor sie im 18. Jahrhundert zum deutschen Nationalepos wurde. Richard Wagner komponierte darauf aufbauend eines der größten Werke der Musikgeschichte, und die Nazis nutzten es für ihre Propaganda. Es geht um Liebe, Verrat und Rache: Der dank eines Bades in Drachenblut unverwundbare Siegfried kommt nach Xanten, wo er sich in die Königstochter Kriemhild verliebt. Um sie heiraten zu dürfen, hilft er ihrem Bruder, die unabhängige Brünnhilde als Ehefrau zu unterwerfen. Es folgen viele Intrigen und Siegfried wird erschlagen – auch mit Kriemhilds Hilfe. Diese schließt sich den Hunnen an, um Rache zu üben.

Bis heute wird die Geschichte auf ihre Aktualität abgeklopft und in Dessau in der Fassung von Karin Eppler radikal aus der Sicht von Kriemhild erzählt, die im Puppentheater mit starren Puppenköpfen streitet. "Das machte Eppler durch gut durchdachte Präzisierungen und Ergänzungen aus dem berühmten Trauerspiel 'Die Nibelungen' von Friedrich Hebbel (1861) deutlich. Diese zielen darauf, Kriemhild vom Image der aus Liebe und Rache blinden Furie zu befreien", schreibt Kritiker Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung". Sein Resümee: "Die Fassung aus Frauenperspektive hat es in sich."

Eine Frau mit schwarzer Weste und rosa Rock streckt ein Schwert nach vorn. Im Hintergrund ist Text mit weißer Schrift auf schwarze Stelen geschrieben und Büsten stehen auf schwarzen Sockeln.
Puppenspielerin Kerstin Dathe steht alleine auf der Bühne des Puppentheaters Dessau und bewegt für die Geschichte einzelne Köpfe. Bildrechte: Ray Behringer

Weitere Informationen "Nibelungen – ein Solo für Kriemhild"
Figurenspiel von Karin Eppler
frei nach Motiven des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes
und Friedrich Hebbel

Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
1. März, 19 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Jagdszenen" im Schauspielhaus

Das Theater Magdeburg unter der Leitung von Julien Chavaz und seinem Team schafft es immer wieder, ältere Stoffe auszugraben und ihre Aktualität unter Beweis zu stellen. Auch mit den "Jagdszenen" von Martin Sperr aus dem Jahr 1965 gelingt ihnen das: "In Magdeburg kommt Sperrs präzise Analyse einer Gemeinschaft, die sich permanent Außenseiter suchen muss, weil sie sich ohne eigene positive Zukunftsidee nur so ihrer selbst versichern kann, präzise auf die Bühne", meint Christian Muggenthaler in "Der deutschen Bühne".

Gerade in Zeiten, in denen wir permanent darüber diskutieren, was normal heißen soll, passt dieses Stück wunderbar. Dabei verlässt sich die Regisseurin Julia Prechsel ganz auf den prägnanten Text und überzeichnet die gnadenlose Dorfgemeinschaft noch mit fratzenhaften Masken. So beweist die Magdeburger Produktion, dass sich unsere Gesellschaft noch nicht aus diesem Teufelskreis befreit hat. Beim "nachtkritik-Theatertreffen 2024" – einem Gegenentwurf zum Berliner Theatertreffen, das naturgemäß immer viel diskutiert wird – wurde die Inszenierung zu den zehn Bemerkenswertesten gewählt.

Eine Person wird zwischen zwei Wänden eingeklemmt. Rechts und links von ihm halten sich Personen mit grotesken Masken an einem Gitter fest.
Mit starken Bildern stellen die "Jagdszenen" den Konformitätsdruck infrage. Bildrechte: Katrin Ribbe

Weitere Informationen "Jagdszenen" von Martin Sperr

Adresse:
Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 105 Minuten, keine Pause

Termine:
31. März, 19:30 Uhr

Ballett in Magdeburg: "Borgia" im Opernhaus

"Die Bilder in diesem Ballett sind von der ersten Minute an von enorm beeindruckender Intensität", schreibt der Kritiker Rolf-Dietmar Schmidt in der "Volksstimme". Der Magdeburger Ballettchef Jörg Mannes hat sich wieder eines eher ungewöhnlichen Themas angenommen: dem Leben von Rodrigo Borgia, der als Papst Alexander VI. starb. Dabei geht es dem Choreografen nicht darum, eine Biografie abzuarbeiten, sondern um die Machtspiele und Begierden, die dessen Lebensgeschichte prägten. Dafür rückt Mannes auch Giulia Farnese, Geliebte des Papstes und geschickte Intrigantin, mit in den Mittelpunkt.

Für seine Choreografie verbindet Mannes erneut klassisches Bewegungsmaterial mit modernen Ideen und unterlegt sein Stück mit ausdrucksstarker Musik. "Mit 'Borgia' ist Jörg Mannes und der Magdeburger Kompagnie erneut ein wirkliches Ballettereignis gelungen, das mit Sicherheit auch weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus für Furore sorgen dürfte", fasst Kritiker Schmidt sein Erlebnis zusammen.

Ballettszene: Zwei Personen, jeweils in einem langen rotem und scharzem Kleid springen mit gespreizten Beinen in die Höhe.
Für seine intensiven Szenen verbindet Jörg Mannes klassisches Ballett und moderne Ansätze. Bildrechte: Bettina Stöß

Weitere Informationen "Borgia"
Ballett von Jörg Mannes

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Termine:
3. März, 19:30 Uhr
29. März, 18 Uhr

Oper in Dessau: "Madama Butterfly" am Anhaltischen Theater

Die Oper "Madama Butterfly" des italienischen Komponisten Giacomo Puccini gehört nicht zu Unrecht zu den beliebtesten Musiktheaterwerken der Welt: Die Handlung ist dramatisch und herzzerreißend, die Musik unterstützt diese Gefühle mit wunderbaren Melodien und Harmonien. Aber das Stück hat auch das Problem, dass es eine gestrige Geschichte erzählt: Die Geisha Cio-Cio-San verliebt sich in den Offizier Pinkerton, der sie aber verlässt. Doch sie bleibt ihm treu, trotz der Anfeindungen und dem gemeinsamen Sohn, den sie alleine versorgen muss. Das Japan in dieser Geschichte gerät schnell kitschig und klischeehaft, Cio-Cio-San wird schnell zur schwachen Frau und zum Opfer.

In diese Fallen tritt die Inszenierung von Angela Zacek in Dessau nicht, sondern erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren eigenen Weg findet. Darüber freut sich auch der Kritiker Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung": "Der österreichischen Regisseurin Angelika Zacek gelang vieles", schreibt der Kritiker und meint romantische Bilder mit Kirschblüten, die Verwandlung einer Frau, die auf unterschiedliche Weise an das berühmte Musical "My Fair Lady" erinnert, und eine Auseinandersetzung mit dem Patriarchat ohne den sonst üblichen Selbstmord am Ende. Auch musikalisch könne die Produktion überzeugen, allen voran die Kammersängerin Iordanka Derilova mit "imponierendem sängerischen Glanz".

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und schaut verträumt nach oben, vor ihren Knien sitzt ein Junge und hinter ihr steht eine Frau in traditioneller japanischer Kleidung.
Lange musste sich Cio-Cio-San alleine um den gemeinsamen Sohn kümmern. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen "Madama Butterfly"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
24. März, 17 Uhr

Kabarett in Magdeburg: "Mit Volldampf ins Aus"

Auf einer Kreuzschifffahrt entstehen schnell Schicksalsgemeinschaften. Immerhin sind da zahlreiche Menschen für eine bestimmte Zeit an dem relativ beengten Ort aneinandergebunden. An einem solchen Ort spielt die Show "Mit Volldampf ins Aus" an der Zwickmühle Magdeburg, auf der MS Cassandra. Für diesen Abend mussten die Spielerinnen und Spieler, die regelmäßig in der Zwickmühle auftreten, ihre schauspielerischen Fähigkeiten ausreizen, ständig Kostüme und Rollen wechseln.

Denn an Bord treffen sich unterschiedliche Menschen und unterhalten sich. So geht es natürlich um die Klimakrise, aber auch um Datenkraken wie Amazon oder überzogene Ansprüche an das Schulsystem. Die musikalischen Einlagen wurden vom erfolgreichen Duo Schwarze Grütze beigesteuert, die das Magdeburger Ensemble gekonnt interpretiert hat. "'Mit Volldampf ins Aus' ist ein unterhaltsamer Abend, der Nachdenklichkeit beinhaltet", resümiert Kritiker Klaus-Peter Voigt in der "Volksstimme".

Weitere Informationen "Mit Volldampf ins Aus"
Kabarett von Alexander Pluquett

Adresse:
Kabarett "Magdeburger Zwickmühle"
Leiterstraße 2a
39104 Magdeburg

Termine:
9. März, 20 Uhr
14. März, 20 Uhr
15. März, 20 Uhr
20. März, 20 Uhr
22. März, 20 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 31. März 2023 | 07:40 Uhr

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