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Das Tanzstück "Ritus" erzählt davon, was Menschen zusammenhalten kann. Bildrechte: Hartmut Bösener

Große GeschichtenTheater in Magdeburg, Stendal und Dessau: Die interessantesten Stücke im November

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

24. November 2023, 17:22 Uhr

In Magdeburg, Stendal und Dessau-Roßlau laufen im November 2023 wieder viele Produktionen am Theater, die sich lohnen: In Dessau erzählt Rufus Beck einen Shakespeare-Klassiker und das hiesige Opern-Ensemble wartet mit Meisterleistungen auf. In Magdeburg wird ein altes Stück auf seine Aktualität geprüft. Und in Stendal werden mit viel Spielfreude Schauermärchen erzählt. Hier gibt es alle Infos für Ihren Theaterbesuch.

HinweisDieser Artikel wird regelmäßig komplett überarbeitet und zum Monatsersten mit neuen Tipps neu veröffentlicht.

Schauspiel-Solo: Rufus Beck interpretiert "Sommernachtstraum"

Wie soll ein einzelner Schauspieler ein ganzes Drama von Shakespeare spielen, das kann doch gar nicht funktionieren. Zumal wenn es um den "Sommernachtstraum" geht: Vier junge Menschen werden durch einen Liebeszauber komplett verwirrt, ein Feen-Ehepaar zerstreitet sich und ein Handwerker, der eigentlich eine klassische Tragödie probt, bekommt einen Eselskopf. In der Regel besteht bei solch einem Unterfangen tatsächlich die Gefahr von Langeweile oder Verwirrung. Doch Rufus Beck ist ein Meister darin, alleine ein ganzes Ensemble zu verkörpern, wie er mit seinen legendären Lesungen der Harry-Potter-Bücher bewiesen hat. Dass er aber auch mit einem Live-Publikum umgehen kann, hat er schon bei Lesungen oder als "Zauberer" in Peter Maffays "Tabaluga"-Shows bewiesen. In Dessau zeigt er den Shakespeare-Klassiker "Ein Sommernachtstraum" als Stand-Up-Comedy mit viel Live-Musik seiner Band.

Rufus Beck erzählt in einer Solo-Show die Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum" in Dessau. Bildrechte: dpa

Weitere Informationen"Sommernachtstraum"
Eine musikalische Stand-Up-Comedy
von und mit Rufus Beck

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Termine:
11. November, 19.30 Uhr

Musical für die ganze Familie: "Shockheaded Peter" in Stendal

Ganz zeitgemäß wirken die Schauermärchen wie die vom Struwwelpeter oder von Hans-Guck-in-die-Luft nicht mehr. Auch, weil sie heutzutage etwas zu brutal sind. Doch für die Band Tiger Lillies boten die blutigen Geschichten Inspiration zu dem Grusical "Shockheaded Peter". In Stendal werden die Songs und Geschichten mit viel Spielfreude auf die Bühne gebracht. Ausstatter Mark Späth hat für das Theater der Altmark ein weihnachtliches Wohnzimmer gebaut, in dem eine Familie die verrückten Geschichten nachspielt. Dieses Spiel geht laut Kritiker Donald Lyko von der "Volksstimme" auf: "Wer sich auf die 'Shockheaded Peter'-Inszenierung in Stendal einlässt, wird mit einem Theaterabend belohnt, der Unterhaltung mit Botschaft verknüpft." Denn die schlechten Eigenschaften der antiquierten Figuren finden sich auch in der heutigen Gesellschaft wieder.

Weitere Informationen"Shockheaded Peter"
Junk-Oper von den Tiger Lillies, Julian Crouch
und Phelim McDermott
nach Motiven aus
"Der Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann

Adresse:
Theater der Altmark
Karlstraße 6
39576 Stendal

Dauer: 75 Minuten

Termine:
12. November, 18 Uhr
25. November, 19.30 Uhr

Für Schauspiel-Freunde: "Jagdszenen" am Theater Magdeburg

Das Theater Magdeburg unter der Leitung von Julien Chavaz und seinem Team schafft es immer wieder, ältere Stoffe auszugraben und deren Aktualität unter Beweis zu stellen. Auch mit den "Jagdszenen" von Martin Sperr aus dem Jahr 1965 gelingt ihnen das: "In Magdeburg kommt Sperrs präzise Analyse einer Gemeinschaft, die sich permanent Außenseiter suchen muss, weil sie sich ohne eigene positive Zukunftsidee nur so ihrer selbst versichern kann, präzise auf die Bühne", meint Kritiker Christian Muggenthaler in "Die deutsche Bühne". Gerade in Zeiten, in denen wir permanent darüber diskutieren, was normal heißen soll, passt dieses Stück wunderbar. Dabei verlässt sich Regisseurin Julia Prechsel ganz auf den prägnanten Text und überzeichnet die gnadenlose Dorfgemeinschaft noch mit fratzenhaften Masken. So beweist die Magdeburger Produktion, dass sich unsere Gesellschaft noch nicht aus diesem Teufelskreis befreit hat.

Die grausame Dorfgemeinschaft wirkt auf der Magdeburger Bühne dank Masken noch grausamer. Bildrechte: Katrin Ribbe

Weitere Informationen"Jagdszenen"
Schauspiel von Martin Sperr

Adresse:
Kammer 1
Otto-von-Guericke-Str. 64
39104 Magdeburg

Dauer: 105 Minuten

Termine:
18. November, 19.30 Uhr

Für Tanz-Fans: "Ritus" in Dessau

Es zeichne Stefano Giannettis Inszenierung des Tanz-Stücks "Ritus" aus, "wie differenziert und homogen Gesang und Bewegungen sich verbinden", findet Kritiker Roland Dippel in "Der deutschen Bühne". Zur "Petite messe solennelle", einer späten Komposition vom "Barbier von Sevilla"-Komponisten Giacchino Rossini, entwickelt er andächtige und kluge Bilder. Im Hintergrund der Bühne scheinen die Überreste einer riesigen Kirchenkuppel zu liegen. Der in Weiß gekleidete Chor schreitet bedächtig und singt die komplexen Melodien, die auch einen Zweifel an Rossinis Glauben zulassen. Immer der Musik folgend, entwickelt Giannetti seine Szenen, seine tänzerischen Duette, Quartette oder Chöre. Er spielt mit den christlichen Bildern und entwickelt aber auch eine Vision von einer Menschheit, die sich selbst überwindet.

In "Ritus" nach der Musik von Gioacchino Rossini verbindet sich Tanz und Chormusik. Bildrechte: Hartmut Bösener

Weitere Informationen"Ritus"
Tanz- und Musiktheater von Stefano Giannetti
zur Musik der Petite messe solennelle von Gioacchino Rossini

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 90 Minuten

Termine:
19. November, 16 Uhr

Für Opern-Liebhaber: "La Traviata" in Dessau

Seit mehr als 170 Jahren feiert "La Traviata" von Giuseppe Verdi Erfolge und gehört noch heute zu den meistgespielten Opern. In einem Club begegnet Alfredo einer Frau namens Violetta, die jede Feier aufhellt. Er verliebt sich Hals über Kopf in sie. Doch als bei ihr eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird, stößt sie ihn von sich. In Dessau wird die Geschichte mit modernen, aber gleichzeitig zeitlosen Bildern und vielen bunten Lichtern erzählt. Dabei überzeugt die Inszenierung vor allem sängerisch: "Ania Vegry ist eine Violetta von schier überdimensionaler Strahlkraft. Ihre Präsenz – zunächst glanzvoller Party-Mittelpunkt, später ins krankheitsbedingte Schicksal taumelnd – prägt einen unvergesslichen Abend", schreibt Andreas Behling in der "Volksstimme". Sein Kollege Joachim Lange nominiert sie im Fachmagazin "Opernwelt" sogar als Sängerin des Jahres. Aber such das restliche Ensemble in Dessau kann bei allem mithalten.

In "La Traviata" lernt Alfredo seine geliebte Violetta auf einer Party kennen. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen"La Traviata"
Oper von Giuseppe Verdi

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
10. November, 19.30 Uhr
26. November, 16 Uhr

Für Figurentheater-Kenner: "Mädchen in Not" am Puppentheater Magdeburg

Vorsicht: Dieses Figurentheater-Stück blickt in menschliche Abgründe. Die erfolgreiche Autorin Anne Lepper zeichnet in ihrem Stück "Mädchen in Not" eine düstere Gesellschaft nach. In dieser Gesellschaft hadert die Frau, die von allen Baby genannt wird, mit ihrer Rolle zwischen häuslicher Ehefrau und sexuell aktiver Liebhaberin. Die Ansprüche der Männer werden ihr zu viel. Deswegen wagt sie sich durch die finstere Stadt zu dem Puppenbauer Duran-Duran, der ihr eine Mann-Puppe ganz ohne Ansprüche schaffen soll. Diese Puppen werden von Luisa Grüning gespielt, die auch Baby verkörpert. Ihr an der Seite, beziehungsweise ihr entgegen, steht Richard Barborka, der den Abend auch musikalisch gestaltet. "Sie entfalten bei ihrer Reise durch eine surreale Welt eine unglaubliche Spielfreude", berichtet MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling. "Dieses Theater birgt ein Restgeheimnis, zum Entschlüsseln auf dem Nachhauseweg. Wer sich auf sowas einlassen kann – auf ins Puppentheater nach Magdeburg."

Weitere Informationen"Mädchen in Not"
von Anne Lepper

Adresse:
Puppentheater Magdeburg
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
Wegen Krankheit müssen beide Vorstellungen ausfallen.
10. November, 20 Uhr
11. November, 20 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 31. März 2023 | 07:40 Uhr