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Die Entdeckung der Oper "Grete Minde" am Theater Magdeburg hat die Opernwelt begeistert. Das Stück ist eines der Highlights im Oktober 2023. Bildrechte: Andreas Lander

Große GeschichtenTheater in Magdeburg, Stendal und Dessau: Die interessantesten Stücke im Oktober

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Stand: 01. Oktober 2023, 04:00 Uhr

In Magdeburg, Stendal und Dessau-Roßlau laufen im Oktober 2023 wieder viele Produktionen am Theater, die sich lohnen: Die Magdeburger Oper holt die gefeierte Entdeckung "Grete Minde" zurück in den Spielplan. In Stendal ist die Sanierung beendet und auf der großen Bühne gibt es "Mamma Medea". In Dessau wird auf der Bühne einfallsreich der Filmklassiker "Jurassic Park" gespielt. Hier gibt es alle Infos für den Theaterbesuch.

HinweisDieser Artikel wird regelmäßig komplett überarbeitet und zum Monatsersten mit neuen Tipps neu veröffentlicht.

Für Schauspiel-Fans: "Mamma Medea" in Stendal

Für ihre erste Inszenierung am Theater der Altmark hat sich die neue Intendantin Dorotty Szalma für "Mamma Medea" entschieden. Für die moderne Fassung hat sich der flämische Autor Tom Lanoye eng an die antike Vorlage gehalten, aber er lässt seine Figuren in moderner Sprache reden und betont so die zeitlosen Konflikte: Paarbeziehungen, Karrierestreben oder Ausnutzung. Deswegen war es für Szalma das perfekte Stück für den Start. Sie konnte nach der Sanierung wieder die große Bühne nutzen, auf die Janos Mira und Sophia Mazzoni antik wirkende, poröse Wände gebaut haben.

"Die alte antike Welt und das private Glück brechen zusammen. Obwohl sich die Bühnenelemente nicht ändern, erzeugen raffinierte Beleuchtungseffekte von Ronald Gehr rasch wechselnde Szenenbilder", beschreibt Kritiker Aud Merkel in der "Volksstimme" das Stück. Im Zentrum steht das Schauspiel von Medea und Jason, das den Kritiker berührt und für ein kurzweiliges Theatererlebnis sorgt. 

Das Bühnenbild von "Mamma Medea" am Theater der Altmark in Stendal sorgt für eine passende Stimmung. Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen"Mamma Medea"
von Tom Lanoye

Adresse:
Theater der Altmark
Karlstraße 6
39576 Hansestadt Stendal

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
13. Oktober 2023, 19:30 Uhr
21. Oktober 2023, 19:30 Uhr

Für Neugierige: "Jurassic Park" am Anhaltischen Theater Dessau

Dieser Film bleibt Kult, wie auch die jüngsten Fortsetzungen beweisen. In "Jurassic Park" extrahiert ein Wissenschaftsteam Gen-Material von ausgestorbenen Sauriern und züchtet die ehemaligen Herrscher der Erde neu. Dem Anhaltischen Theater Dessau gelingt es tatsächlich, diesen Action-Film auf die Bühne zu holen … indem es die Situation des Publikums spiegelt.

Drei Personen kommen in einen Keller und erinnern sich an den Film. Mit allen möglichen Materialien spielen sie den Film nach, der so auf magische Weise auf der Bühne neu entsteht. Dabei werden auch die Themen Kapitalismuskritik und Umweltzerstörung debattiert. "Was Klaus Gehre hier macht, ist ganz sicher ein Original, das wirklich sehr sehenswert ist. Man muss sich das selbst anschauen, es lässt sich kaum beschreiben – das sind 75 Minuten feinste Theaterkunst", resümiert MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt.

Weitere Informationen"Jurassic Park (... oder das Leben findet seinen Weg)"

Adresse:  
Friedensplatz 1a  
06844 Dessau-Roßlau  

Dauer: 75 Minuten, ohne Pause  

Termine:
20. Oktober 2023, 19:30 Uhr
21. Oktober 2023, 19 Uhr

Für Tanz-Liebhaber: "Sacre" am Anhaltischen Theater Dessau

Dieses Stück hat Tanzgeschichte geschrieben und wird seitdem ständig neu choreografiert. Dennoch hat der Dessauer Ballettchef Stefano Giannetti es geschafft (und das gelingt wirklich nicht immer), einen eigenen Zugang zu "Le Sacre du Printemps" von Igor Strawinsky zu finden. Schon musikalisch fängt dieser Abend ganz anders an, denn Giannetti hat sich nicht für die ganze Kraft des Orchesters entschieden, sondern nutzt die Fassung für zwei Klaviere. So bekommt der Abend etwas Kammerspielartiges, wie Kritiker Theo M. Lies begeistert bei MDR KLASSIK erzählt.

Es beginnt sehr leise: Ein einzelner Mensch bewegt sich auf der Bühne. Später kommen immer mehr dazu und jedes Ensemble-Mitglied hat die Chance, sich selbst auszudrücken. Am Ende hat sich die Figur vom Anfang in eine Richtung entwickelt, dass sie von den anderen ausgestoßen wird. Ein spannendes Stück über die Spannung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft. 

Stefano Giannetti hat in Dessau eine eigene Version des Ballettklassikers "Le Sacre du Printemps" von Igor Strawinsky gefunden. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen"Sacre"
Tanzabend von Stefano Giannetti
mit Musik von Igor Strawinsky

Adresse:
Friedensplatz 1a  
06844 Dessau-Roßlau  

Dauer: 110 Minuten, keine Pause

Termine:
1. Oktober 2023, 19 Uhr
28. Oktober 2023, 19 Uhr

Für Figurentheater-Fans: "Der Schimmelreiter" am Puppentheater Magdeburg 

Hauke Haien arbeitet sich hoch und will mit einem Deich neues Land schaffen, die Natur verändern. Doch die Natur scheint zurückzuschlagen. In Magdeburg tritt der Sturm auch als Erzähler auf, der durch das Leben von Hauke Haien führt und aus dem alle anderen Figuren auftreten.

"Leonhard Schubert nutzt die entschlackte Bühnenfassung von Frederik Laubemann für ein bildergewaltiges, emotionales Schauspielertheater, für das er vor allem von seinem perfekt aufeinander abgestimmten Spielerensemble profitiert", schreibt Kritikerin Kathrin Singer bei "Fidena". Die drei Spielenden wechseln immer wieder die Rollen, übernehmen abwechselnd auch den Protagonisten und geben der Figur so immer neue Charakterzüge. Zusammen mit der Ausstattung und der Live-Musik entsteht im Puppentheater Magdeburg eine beeindruckende Stimmung, meint Singer: "Der Schülern vermutlich als eher unspannend in Erinnerung gebliebenen Schulbuchlektüre setzt das Magdeburger Puppentheater mit seiner Version der Novelle eine packende neue Lesart entgegen und bietet die Chance, den Lehrplanstoff völlig neu zu entdecken."

Weitere Informationen"Schimmelreiter"
von Frederik Laubemann nach Theodor Storm

Adresse:
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
19. Oktober 2023, 20 Uhr
20. Oktober 2023, 20 Uhr
21. Oktober 2023, 20 Uhr

Für Opernkenner: "Grete Minde" wieder am Theater Magdeburg 

Diese Magdeburger Produktion hat für Wirbel unter Opernfans weit über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus gesorgt. Das Theater Magdeburg hat das Stück "Grete Minde" von Eugen Engel im wahrsten Sinne ausgegraben. Dieser Mann hatte sich in den 20er- und 30er-Jahren das Komponieren selbst beigebracht und die Novelle von Theodor Fontane vertont. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er in ein Vernichtungslager verschleppt, wo er starb. Erst viel später wurde seine Oper in einem Koffer gefunden – und damit ein Meisterwerk.

"Die Musik ist flirrend, schwelgend, aufbrausend, zart, lyrisch und wechselt geschickt und zügig von Szene zu Szene", schreibt Kritikerin Susanne Krieger bei MDR KLASSIK. Das Theater Magdeburg brachte das auch wunderbar zur Geltung: Die CD-Aufnahme wurde gerade erst mit dem Preis der Deutschen Schallplatten-Kritik ausgezeichnet. Regisseurin Olivia Fuchs verlegt die Handlung über eine Frau, die ständig von allen verlassen wird, ins Tangermünde der 30er-Jahre und schließt so die Lücke zum ermordeten Komponisten. 

Die Geschichte von "Grete Minde" endet auch am Theater Magdeburg in einer Katastrophe. Bildrechte: Andreas Lander

Weitere Informationen"Grete Minde"
Oper in drei Akten von Eugen Engel
Nach Theodor Fontanes

Adresse:
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten

Termine:
14. Oktober 2023, 19:30 Uhr
29. Oktober 2023, 16 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 31. März 2023 | 07:40 Uhr