Online-Format Theater Magdeburg gewährt mit "Lockdown Lectures" Blick hinter die Kulissen
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Das Magdeburger Theater stellt seinen Spielbetrieb bis Ostern ein, so wurde es unlängst verkündet. Trotz Schließung verspricht ein neues Format exklusive Einblicke hinter die Kulissen: "Lockdown Lectures". Schauspielerinnen und Schauspieler tragen in digitalen Lesungen Theaterstücke vor, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht auf den Spielplan der kommenden Saison geschafft haben. Um welche Stücke es sich dabei handelt, bleibt bis zur Vorstellung eine Überraschung.
Mit "Lockdown Lectures" präsentiert das Theater Magdeburg sein neues digitales Kulturformat. Das Format beinhaltet außergewöhnliche Lesungen, die eben nicht als übliches Streaming funktionieren, sondern den Live-Charakter im Theater nachempfinden sollen. Mittels der Videokonferenz-Software "Zoom" loggen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in einen virtuellen Raum ein. Schauspielerinnen und Schauspieler lesen dort live aus Theaterstücken vor, die es nicht auf den Spielplan der kommenden Saison geschafft haben. Im Anschluss daran folgt eine Diskussion darüber, was das jeweilige Stück besonders macht und warum es letztlich doch nicht seinen Weg auf die Bühne gefunden hat, wie Chefdramaturgin Elisabeth Gabriel erklärt.
Nach der Lesung wird diskutiert
Und genau das ist neu: Der Theaterbesucher hat hier die Chance, Stücke vorgetragen zu bekommen, die in Magdeburg nicht auf die Bühne kommen werden, sondern im dramaturgischen Auswahlverfahren rausgefallen sind. Insofern steht nicht nur die Lesung und damit der Inhalt des Stückes im Fokus, sondern auch die dramaturgischen Auswahlkriterien, die in der anschließenden Diskussion erörtert werden. Chefdramaturgin Elisabeth Gabriel: "Das sind zum Teil Gründe, die mit der Besetzung zusammenhängen oder mit der Gesamtstruktur des Spielplans. Mal ist es auch so, dass man inhaltlich unterschiedlicher Meinung war, ob das Stück nach Magdeburg passt oder hier sozusagen das Publikum findet."
Ein seltsames und doch intensives Spiel
Die Schauspielerin Anja Signitzer war bereits Teil einer Lesung. Ein merkwürdiges Erlebnis, wie sie erzählt, denn die Zuschauer sind vom Bildschirm weggeschaltet. Und auch auf ihre Mitspielerinnen kann Signitzer nur bedingt reagieren. Dennoch entstehe ein intensives Spiel und auch eine unerwartete Unmittelbarkeit – insbesondere durch die anschließende Diskussion, wie Signitzer erzählt: "Irgendwie war es absurderweise persönlicher. Wir waren alle in diesem Zoom-Raum und haben dann quasi relativ offen und gut miteinander geredet. Das war für mich ein ganz beglückender Moment, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass so differenzierte Rückmeldungen dazu kamen, was wir da gemacht haben."
Lockdown-Lectures – ein Format mit Zukunftspotenzial?
Das Publikum hätte das vorgetragene Stück auch gerne aufgeführt auf der Bühne gesehen. In dem Fall waren es aber auch Rechtefragen, die dagegen gesprochen haben. Doch die dramaturgischen Entscheidungen interessieren nicht nur die Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern auch die Schauspielerinnen und Schauspieler. Deshalb plädiert Anja Signitzer für die Fortführung des Formats "Lockdown Lectures" – auch nach der Wiedereröffnung des Theaters Magdeburg im April. Dabei gehe es ihr vor allem darum, die Meinung des Publikums zu berücksichtigen und den Austausch mit ihm verstärkt zu pflegen.
Aus welchem Stück gelesen wird, bleibt bis zuletzt eine Überraschung
So kann man gespannt sein, wie die Diskussion und das Votum für das nächste Stück ausfallen. Damit es spannend bleibt, wird der Titel der kommenden Aufführung auch nicht vorher verraten. Und doch gibt Chefdramaturgin Elisabeth Gabriel zumindest einen Hinweis: "In diesem Fall geht es um drei ältere Damen, die tief in ihren früheren und aktuellen Begierden wühlen. Ein österreichisches Stück, kein neues Stück." Wer nun also Lust bekommen hat, der halte sich den Sonntagabend frei.
Informationen zur Veranstaltung Die nächste Aufführung des digitalen Formats "Lockdown Lectures" des Theater Magdeburg findet am Sonntag, 31. Januar 2021, 18 Uhr statt. Der Zoom-Link muss im Vorfeld an der Theaterkasse bestellt werden. Die Anmeldung erfolgt telefonisch oder per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 29. Januar 2021 | 08:40 Uhr