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Die Theater in Sachsen-Anhalt überzeugen im April mit Spielfreude und Fantasie. Bildrechte: Andreas Lander

Große GeschichtenMagdeburg, Stendal und Dessau: Fünf sehenswerte Theaterstücke im April 2024

11. April 2024, 10:03 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es im April 2024 wieder viele tolle Stücke am Theater, die Sie nicht verpassen sollten: In Magdeburg zeigen junge Theaterbegeisterte, was sie bewegt. Außerdem kehrt eine gefeierte Inszenierung von einem Festival heim. In Dessau wird zu kirchlicher Musik getanzt und in Stendal ohne Kitsch über Liebe gesungen. Hier finden Sie alle Infos für Ihren Theaterbesuch. Jeweils zu Beginn des neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Laien-Theater in Magdeburg: Klubkultur-Festival

Die sogenannten Spielclubs gehören inzwischen zum festen Repertoire eines Stadttheaters. Statt nur zuschauen, dürfen die Menschen selbst auf die Bühne. In Magdeburg präsentieren die verschiedenen Gruppen in einem kleinen Festival, woran sie gearbeitet haben. Die Pipers wollen ihre Spielfreude in mehreren Szenen beweisen. Eine Gruppe bringt die Angst vor der Zukunft angesichts von Rechtsruck und Klimawandel auf die Bühne. Eine andere Gruppe adaptiert einen Roman von Robert Musil über Außenseiten und eine weitere Gruppe verbindet zum 50. Jahrestag des Europapokalsiegs des 1. FC Magdeburg Fußball mit Tanz. Am Festival-Wochenende werden meist gleich mehrere der kurzen Stücke an einem Tag gezeigt. Am Abend gibt es kleine Partys, wo sie die Spielwütigen und solche, die es werden wollen, treffen können. 

Weitere InformationenDas Klubkultur-Festival "Play it Loud, Play it Proud!" am Theater Magdeburg wird am Freitag (5. April 2024) 16 Uhr eröffnet.
Am Samstag und Sonntag (6. und 7. April 2024) wird jeweils ab 14 Uhr gespielt.
Mehr Informationen auf der Webseite des Theaters Magdeburg.

Adresse:
Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Schauspiel in Stendal: "Eine Sommernacht" am Theater der Altmark

Es klingt nach einer Romcom: Helena sitzt allein in der Bar und wurde gerade von ihrem Freund versetzt – eigentlich erwartbar, immerhin ist dieser mit einer anderen Frau verheiratet. In der gleichen Bar sitzt auch Bob, ein kleiner Gangster in den mittleren Dreißigern, der sich gerade mit dem eigenen Altern auseinandersetzen muss. Beide fragen sich, ob das nun ihr Leben ist und was die Zukunft nun bringen soll. Diese Verzweiflung bringt die beiden zueinander, ob das der Beginn von Liebe oder Ausdruck von Verzweiflung ist, bleibt noch unklar. Unterbrochen wird diese Annäherung in "Eine Sommernacht" immer wieder von Songs mit eher simpler Liebeslyrik. Die Gefahr von Kitsch war für den Kritiker Gunnar Decker in "Die deutsche Bühne" bereits greifbar: "Und doch passiert etwas so nicht Erwartetes bei diesem mal tänzelnden, mal kriechenden Gang durch zwei regnerische Nächte, einen Tag und einen Morgen: die Poesie behauptet sich gegen alle falschen Versuchungen des Kitsches." Das liegt laut dem Kritiker zum einen an der doch guten Arbeit der Autoren David Greig und Gordon McIntyre, zum anderen aber auch an der eher spröden, aber gekonnten Regie von Jochen Gehle. "Doch dass der Abend dann geradezu abhebt, liegt an der Intensität des Spiels von Alexandra Sagurna (auch stimmlich von großer Ausdruckskraft) und Fynn Zinapold, die diese beiden verlorenen Seelen zum idealen Nicht-Paar zu machen verstehen."

Die "Sommernacht" in Stendal wir von Alexandra Sagurna und Fynn Zinapold getragen. Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen"Eine Sommernacht"
Stück mit Musik von David Greig und Gordon McIntyre

Adresse:
Theater der Altmark
Karlstraße 6
39576 Hansestadt Stendal

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
7. April 2024, 18 Uhr
20. April 2024, 19:30 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Blutbuch" nach Kim de l'Horizon

Jahrelang hat Kim de l’Horizon an dem Roman "Blutbuch" gearbeitet, hat jedes Wort genau bedacht. Dafür wurde das Buch mit dem Deutschen Buchpreis belohnt und das zahlt sich nun auch auf der Bühne des Theaters Magdeburg aus. In "Blutbuch" spricht eine Person, die sich weder als Mann noch als Frau identifiziert, mit der eigenen Großmutter. Hier prallen Welten aufeinander, die sich kaum verstehen können. Das Buch erzählt von der großen Suche nach sich selbst, nach der eigenen Identität. Letztlich verlässt sich die Inszenierung von Jan Friedrich ganz auf diesen Text. Zeitweise stehen sechs Kims auf der Bühne und teilen die Erzählung unter sich auf. Die Stimmen und Stimmungen wechseln immer wieder, Schrift wird auf Fadenvorhänge projiziert, die Bühne erstrahlt in vielen Farben. MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt ist fasziniert davon, wie sehr der Abend das Publikum in die Gedankenwelt von Kim de l’Horizon zieht: "Das passiert in einer solchen Intensität nicht so oft." Gerade wurde die Inszenierung zum Festival Radikal Jung für junge Regie nach München eingeladen. 

Weitere Informationen"Blutbuch"
nach dem Roman von Kim de l'Horizon

Adresse:
Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Termine:
30. April 2024, 19:30 Uhr

Tanztheater in Dessau: "Ritus" am Anhaltischen Theater

Es zeichnet Stefano Giannettis Tanz-Stück "Ritus" aus, "wie differenziert und homogen Gesang und Bewegungen sich verbinden", erklärt Kritiker Roland Dippel in "Die deutsche Bühne". Zur "Petite messe solennelle", einer späten Komposition vom "Barbier von Sevilla"-Komponisten Giacchino Rossini, entwickelt er andächtige und kluge Bilder. Im Hintergrund der Bühne scheinen die Überreste einer riesigen Kirchenkuppel zu liegen. Der in Weiß gekleidete Chor schreitet bedächtig und singt die komplexen Melodien, die auch einen Zweifel an Rossinis Glauben zulassen. Immer der Musik folgend entwickelt Giannetti seine Szenen, seine tänzerischen Duette, Quartette oder Chöre. Er spielt mit den christlichen Bildern und entwickelt aber auch eine Vision von einer Menschheit, die sich selbst überwindet. Im April wird der Tanzabend zum letzten Mal gezeigt.

In Dessau beweist der Chor in "Ritus" wie sich Musik mit Bewegung verbindet. Bildrechte: Hartmut Bösener

Weitere Informationen"Ritus"
Tanz- und Musiktheater von Stefano Giannetti
zur Musik der Petite messe solennelle von Gioacchino Rossini

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 90 Minuten

Termine:
20. April 2024, 17 Uhr

Oper in Magdeburg: "Die Liebe zu den drei Orangen"

Bevor der Prinz den Thron besteigen kann, muss er sein Lachen wiederfinden. Dafür macht er sich auf eine Reise, auf der von dunklen Mächten immer wieder gestört und drei verwunschene Prinzessinnen treffen wird. Die Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" von Sergei Prokofjew lädt schon seit Jahrzehnten Opernhäuser auf der Welt dazu ein, wunderbare Kostüme und Bühnenbilder zu erschaffen. Auch das Theater Magdeburg überzeugt mit einer fantasievollen Ausstattung, meint MDR KLASSIK-Kritikerin Susann Krieger. Dabei setzt die Regie von Anna Bernreitner jedoch nicht allein auf Überwältigung, sondern fordert das Publikum immer wieder heraus, die Traumwelt zu hinterfragen. "Es macht Spaß zuzuhören und zuzuschauen. Das Karussell dreht sich immer schneller, sodass das Publikum am Ende zwischen Realität und Fantasie nicht mehr zu unterscheiden weiß. Eine gelungene, kluge und witzige Inszenierung", so Krieger. Im April wird die Operninszenierung zum letzten Mal und mit Audiokommentar für Menschen mit Sehbehinderung gespielt. 

Weitere Informationen"Die Liebe zu den drei Orangen"
Oper von Sergei Prokofjew

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
28. April 2024, 18 Uhr

Zur ausführlichen Kritik

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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 02. März 2024 | 06:50 Uhr