Tipps und TricksPuppentheater selbst machen: Das müssen Sie beachten
Ein Theaterbesuch in der Vorweihnachtszeit fällt für viele Kinder in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dieses Jahr coronabedingt aus. Daher gilt es jetzt zu improvisieren: Mit ein wenig Fantasie lässt sich das eigene Zuhause im Handumdrehen in eine Puppenbühne verwandeln. Theaterpädagogin Marlen Geisler vom Puppentheater Magdeburg gibt fünf praktische Tipps, wie das Puppenspiel zuhause kinderleicht gelingen kann.
1. Das eigene Zuhause in ein Puppentheater verwandeln
Zuhause kann man die ganze Zeit Puppentheater spielen, sagt Theaterpädagogin Marlen Geisler. Alles, was man zu braucht, sei schon da – nur versteckt. Als ersten Schritt schlägt sie vor, eine Art Spaziergang durch die Wohnung zu machen und dabei zu schauen, was eigentlich alles ein Gesicht hat oder vielleicht sogar ein "Klappmaul", also eine Öffnung für den Mund, den man beim Sprechen bewegen kann.
So wird die Waschmaschine zum bösen Monster werden, was dauernd Hunger hat und erstmal befüllt werden muss. In der Küche wird der Herd zum Bösewicht, der alles wegmampft. Im Kleiderschrank wiederum könnten sich kleine Sockentiere verstecken, die dann hinter der Couch hervorlugen.
2. Figuren aus Socken, Papier und Tischtennisbällen basteln
Wer schon alle Haushaltsgeräte zum Leben erweckt hat, der kann natürlich auch eigene Puppen basteln. Dazu empfiehlt Marlen Geisler drei verschiedene Puppenarten: Eine Sockenpuppe, eine Papierpuppe oder zwei Tischtennisbälle, die zu zwei Augen werden.
So entsteht aus einer alten Socke mit wenigen Handgriffen eine Klappmaulpuppe, die beispielsweise durch Aufklebeaugen lebendig erscheint. Die dazugehörige Anleitung des Puppentheaters Magdeburg findet sich auf Youtube. Wer lieber eine Papierpuppe bauen will, kann sich alte Werbeprospekte oder Zeitungen besorgen, um Rumpf, Beine, Arme und zum Schluss den Kopf mit Kreppklebeband zu kleben. Mit einem Schaschlik-Spieß können die Gliedmaßen im letzten Schritt miteinander verbunden werden, so der Tipp von Marlen Geisler.
Um aus der eigenen Hand eine Klappmaulpuppe zu machen, kann man einfach zwei Tischtennisbälle zu zwei Augen verbinden, erklärt Geisler. Dazu durchlöchert man die Bälle, zieht mit einer Nadel ein Band durch und malt Pupillen auf die Bälle. Schon hat die Hand Augen und der Daumen eine Unterlippe!
3. Puppen mit besonderen Tricks zum Leben erwecken
Wer eine Puppe zum Leben erwecken will, sollte einige Grundlagen beachten, erklärt Marlen Geisler. Dazu gehören der richtige Blick der Puppe sowie ihre Atmung und ihr Gang. Die Mimik sei fast am allerwichtigsten, erklärt die Theaterpädagogin: "Der Blick des Spielers geht immer auf die Puppe."
Um Puppen möglichst lebendig wirken zu lassen, sei auch die richtige Atmung wichtig: Dazu empfiehlt Geisler, sich vorab anzuschauen, wie man als Mensch eigentlich atmet – ob in den Bauch oder in die Brust, durch die Nase oder durch den Mund. Außerdem gilt es zu beobachten, wie sich der Körper dabei hebt und senkt. Die verschiedenen Bewegungen überträgt man dann auf die Puppe. Sollte diese laufen können, lohnt es sich zu überlegen, was ihren individuellen Gang ausmache. "Stampft die Puppe, macht sie Sprünge, kann sie fliegen? Das alles erzählt uns etwas über den Charakter", erklärt die Theaterpädagogin.
4. Märchen und Geschichten erfinden oder umerzählen
Sind die Puppen fertig und ihr Gang, Atem und Blick ist einstudiert, bleibt die Frage: Was nun spielen? Marlen Geisler empfiehlt, sich zunächst bewusst zu machen, wie viele Geschichten um uns herum schon da sind – Märchen beispielsweise, die man auch einfach abwandeln und neu betrachten könne: "Vielleicht entscheidet sich Cinderella plötzlich doch gegen den Prinzen und will etwas Anderes machen".
Beim Geschichten erfinden sollte man sich zunächst einen Ort suchen, an dem die Geschichte spielt und sich dann zwei Protagonisten ausdenken, bei denen man sich klarmache, in welcher Beziehung sie zueinander stehen: Geschwister, Freude oder Feinde? "Diese beiden Protagonisten teilen sich einen Alltag, gehen beispielsweise zusammen in die Schule. Und dann passiert etwas, was diesen Alltag, die Routine unterbricht, also ein Problem tritt auf. Was ist das? Und dann müssen sich die beiden dem Problem stellen", erklärt Marlen Geisler.
5. Spaß statt Perfektion: Fehler machen den Zauber aus
Doch keine Angst: Perfektion ist nicht gefragt – Fehler sind sogar erwünscht und müssen sein. So sieht es Marlen Geisler. Denn Fehler seien Impulsgeber für neue Geschichten. Macht man den Fehler zum Thema, entsteht erst ein besonderer Zauber. "Wir als Zuschauer komplementieren ja eigentlich den Theaterbesuch oder die Geschichte durch unsere eigenen Erfahrungen und Erinnerungen."
Es gehe also nicht darum zu bewerten, sondern zu beschreiben und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Puppentheater geht also auch zuhause. Gebraucht werden neben Bastelutensilien Muße, Zeit und die Bereitschaft, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Es entsteht ein anderes Erlebnis, als sich im Theatersessel zurückzulehnen und in andere Welten entführen zu lassen. Zuhause geht es für Eltern und Kinder darum, selbst diese Welten zu erschaffen.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 19. Dezember 2021 | 09:40 Uhr