Interview Warum Regisseurin Rosmarie Vogtenhuber das Theater in der Provinz so sehr schätzt
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Theater im Harz haben viel zu bieten. Viele Regisseure zieht es dennoch auf die großen Bühnen. Nicht jedoch Rosmarie Vogtenhuber: Sie ist Hausregisseurin beim Nordharzer Städtebundtheater – und das mit Leidenschaft. Dabei sind ihre Ansprüche sehr hoch. Denn gerade Theater in der Provinz brauche eine sehr hohe Qualität. Warum gerade Stephen King dabei eine Rolle spielt, hat sie MDR KULTUR erzählt.

Seit der Spielzeit 2021/2022 ist Rosmarie Vogtenhuber Hausregisseurin im Schauspiel des Nordharzer Städtebundtheater. Sie liebt das Theater in der Kleinstadt und den ländlichen Raum, schon seit Beginn ihrer Karriere. Den Tag beginnt die Künstlerin ganz ländlich mit Holzhacken und dem Füttern der Hühner – noch vor dem ersten Kaffee, wie sie im MDR KULTUR-Interview erzählt.
Schon vor mehr als zwanzig Jahren hat sie in Quedlinburg Erfahrungen mit kleineren Bühnen sammeln können. Seitdem ist sie immer wieder in die Harzstadt zurückgekehrt, bis zu ihrem festen Engagement beim Nordharzer Städtebundtheater, zu dem unter anderem Quedlinburg und Halberstadt gehören.
Was Theater im Harz von Metropolen unterscheidet
Im Gegensatz zur Tätigkeit an Häusern in großen Metropolen weiß Vogtenhuber den direkten Kontakt zu den Menschen in kleineren Orten zu schätzen. Diese kämen auf der Straße auf sie zu und würden direkt ansprechen: "Was ihr da macht, das finde ich super!", so die Künstlerin, aber auch Kritik wie "Was ist das schon wieder für ein Mist?" käme unmittelbar. Man habe eine völlig andere Tuchfühlung.
In einer Großstadt verpuffen die Sachen so. In der Kleinstadt hat man direkten Kontakt zu den Leuten.
Daher fühlt sich Vogtenhuber in der Provinz, im kleinen, überschaubaren Raum auch viel besser aufgehoben, als in einer Großstadt. Wichtig sei ihr jedoch eine hohe Qualität des Theaterspiels, auch und gerade schon für die ganz kleinen Besucherinnen und Besucher.
Theater Quedlinburg zeigt "Misery'" nach Stephen King
Zur hohen Qualität von Aufführungen gehört für sie auch die aktuelle Inszenierung des Stephen-King-Horrorklassikers "Misery", die ein viel breiteres Publikum anlockt, als andere Stücke. Aktuell sind alle Termine bereits ausverkauft. Vor dem Stoff habe sie großen Respekt, allein die Filmumsetzung sei hervorragend, da müsse man erstmal hinkommen, sagt sie.
Ich hatte vor Stephen King totalen Schiss.
Noch mehr hatte die Regisseurin bei "Misery" Bedenken wegen der Gewalt. Sie mache ja schon beim "Tatort" die Augen zu, bekennt sie. Hier aber fange das Handwerk an: Wie gestaltet man den Raum, die Musik, den Fokus des gesamten Stückes? Es habe sich gezeigt, dass der Großteil der Gewalt psychischer Natur sei. Bei einer expliziteren Gewaltszene habe man mit Lichtwechsel, Musik und Szenenwechsel agieren können – und mit etwas Theaterblut.
Am Theater Wien mit Legenden zusammengearbeitet
1977 in dem kleinen oberösterreichischen Ort Vöcklabruck geboren und aufgewachsen, studierte Rosmarie Vogtenhuber am berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien Regie. Dabei hat sie das große Glück gehabt, von Koryphäen wie István Szabó (Oscar für den Film "Mephisto"), Star-Pantomime Samy Molcho oder "Mephisto"-Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer lernen zu können.
In der Spielzeit 1998/99 war Vogtenhuber Regieassistentin am Theater Erfurt, anschließend in Stuttgart und Halberstadt. Ab dem Jahr 2000 arbeitete Rosmarie Vogtenhuber als freiberufliche Regisseurin und inszenierte u.a. in Osnabrück, Linz, Bern, Detmold und ab 2005 am Nordharzer Städtebundtheater. Dort ist sie seit der Spielzeit 2021/2022 Hausregisseurin und Dramaturgin.
Geschichte des Nordharzer Städtebundtheaters
Das Nordharzer Städtebundtheater geht auf eine Fusion des Stadttheaters in Quedlinburg und des Volkstheaters in Halberstadt 1992 zurück. Ende des Jahres 2023 soll es in eine GmbH überführt werden.
Quelle: Gespräch mit Rosmarie Vogtenhuber bei MDR KULTUR trifft am 4. März 2023, das Gespräch führte Moderatorin Julia Hemmerling | Redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. März 2023 | 11:05 Uhr