RudolstadtTheater Rudolstadt bringt Kultserie "Der Tatortreiniger" auf die Bühne
Die Serie "Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle hat Kultstatus. Protagonist Schotty ist so ungeschickt wie liebenswürdig. Immer wieder gerät er während seiner Arbeit in irrwitzige Situationen mit Hinterbliebenen oder Bekannten der Mordopfer. Schotty putzt jetzt auch auf der Bühne des Theaters Rudolstadt, hervorragend dargestellt von Schauspieler Michael Goralczyk. Am 28. Januar 2023 feierte das Theaterstück Premiere.
Ein Schauplatz, wenige Figuren und schnelle Dialoge: die Kult-Fernsehserie "Der Tatortreiniger" ist schon im Original eine Art Kammerspiel. Es wundert also nicht, dass sich auch die Theaterverlage um die Rechte bemüht haben. Die Theaterfassung erzählt keine neue Geschichte rund um Tatortreiniger Schotty, sondern enthält die im Wortlaut gleichen Geschichten der 31 Serien-Episoden. Das filmische Original ist damit sehr präsent.
In Rudolstadt gibt's ein Wiedersehen mit Schotty
Weißer Schutzanzug, blaue Wollmütze, norddeutscher Einschlag und der gleiche Handy-Klingelton – in der Produktion in Rudolstadt treffen wir Schotty, wie er aus der Fernsehserie bekannt ist: "Ein proletarischer Held mit einem Herz so groß, wie ein Kleinwagen", wie Regisseur Markus Fennert die Figur beschreibt.
Obwohl Schotty von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt und dabei nicht darauf achtet, ob er sich politisch korrekt verhält, kann man sich seinem Charme tatsächlich nur schwer entziehen. Für Fennert ist er das Gegenteil von "woke". Dafür verfügt Schotty aber über die Fähigkeit, seinem Gegenüber komplett unvoreingenommen zu begegnen – ganz egal, wie konträr zur eigenen dessen Meinung auch sein mag.
Theaterstück will nicht mit dem Serien-Original konkurrieren
Sich mit dem Original zu messen, ist für Regisseur Fennert nicht das Ziel. Auch, dass Michael Goralczyk, der Schotty spielt, Bjarne Mädel ähnlich sieht, sei reiner Zufall. "Ich gehe ganz vom literarischen Text aus. Und sehe ihn als lauter Einakter, die als kleine Theaterstücke funktionieren", erklärt Fennert.
Neu ausgelotet werden musste dann, welche szenischen Mittel für die Theaterbühne funktionieren und welche nicht. Mit Blick auf Ausstattung und Bühne ist die Rudolstädter Inszenierung größtenteils naturalistisch. Ohne verkrampft originell sein zu wollen, lässt Regisseur Fennert den klugen Text mit all seiner Originalität und Komik für sich sprechen.
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Autorin greift aktuelle Themen auf
Urheberin Ingrid Lausund, die die ersten Serienjahre nur unter dem Pseudonym "Mizzi Meyer" geschrieben hat, war nach Meinung von Fennert der Zeit einige Jahre voraus: "Sie hat den Text ja vor etwa zehn Jahren geschrieben und greift aber lauter Themen auf, die wir heute im 'Woke-Universum' verorten würden".
Da gibt es die Diskussion über einen türkischen Namen für ein deutsches Kind oder die Bekanntschaft mit einer Frau im Rollstuhl, die – und das ist für Schotty schwer verständlich – keine anderen Sorgen hat, als Menschen vom veganen Lebensstil zu überzeugen.
Selbst eher unpolitisch, gerät Tatortreiniger Schotty immer wieder in diese sehr politischen Auseinandersetzungen. Für Regisseur Fennert ist das kein Zufall.
Für mich ist er ein Katalysator. Er hat die Fähigkeit, hinter die Fassaden zu blicken und merkt sofort, wenn jemand sich etwas vormacht, wenn es eine Lebenslüge gibt.
Regisseur Markus Fennert über die Figur des "Schotty"
Die Rudolstädter Inszenierung zeigt insgesamt vier Episoden. Michael Goralczyk gelingt als Schotty eine unangestrengte Replik des Originals. Die restlichen Figuren werden in wechselnder Besetzung von weiteren drei Ensemblemitgliedern gespielt.
"Schotty ist ein Typ, der heute dringend gebraucht wird"
Der Abend zeigt: Die Dialoge von Lausund haben sich weder abgenutzt, noch inhaltlich überholt – ganz im Gegenteil! Von Schotty und seinem Umgang mit anderen Meinungen kann man immer noch viel lernen, findet auch Fennert: "Schotty ist ein Typ, der heute dringend gebraucht wird. Wir haben momentan ja diese Polarisierung und dass kaum mehr miteinander geredet wird. Sei es Corona, Impfung oder Ukraine-Krieg. Schotty dagegen schafft es, sein Gegenüber aufzubrechen, selbst, wenn vermeintlich Welten aufeinandertreffen".
Und am Ende jeder Episode stehe eine Begegnung, die beide Parteien verändert hat. Autorin Lausund kommt dabei ohne jeglichen didaktischen Unterton oder Kitsch aus. Vollkommen berechtigt, dass sie – nachdem die Serie erst irgendwo im Nachtprogramm der ARD versendet wurde – später für ihre Arbeit mit dem Grimmepreis ausgezeichnet wurde.
Redaktionelle Bearbeitung: op
Informationen zur Aufführung"Der Tatortreiniger"
Theaterabend nach der Kult-Fernsehserie von Mizzi Meyer (Ingrid Lausund)
Regie: Markus Fennert
Schotty: Michael Goralczyk
In weiteren Rollen: Rayk Gaida, Ulrike Gronow, Kathrin Horodynski
Aufführungen:
Samstag, 28.01.2023, 19:30 Uhr (Premiere)
Dienstag, 31.01.2023, 15:00 Uhr
Samstag, 04.02.2023, 19:30 Uhr
Sonntag, 26.02.2023, 18:00 Uhr
Samstag, 11.03.2023, 19:30 Uhr
Samstag, 18.03.2023, 19:30 Uhr
Freitag, 21.04.2023, 19:30 Uhr
Sonntag, 21.05.2023, 15:00 Uhr
Freitag, 02.06.2023, 19:30 Uhr
Alle Aufführungen im:
Theater im Stadthaus
Platz der Opfer des Faschismus 1
07407 Rudolstadt
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 27. November 2022 | 13:10 Uhr