Nachhaltigkeit in KultureinrichtungenWie das Staatstheater Meiningen Energie spart
Die Energiekrise macht auch vor den Kulturinstitutionen nicht Halt. Zum ersten September hat die Regierung eine neue Verordnung erlassen, wie zusätzlich Energie gespart werden soll, unter anderem in öffentlichen Gebäuden. Was bedeutet die Energiekrise für die Theater? Und wie steht es in der Szene allgemein, um das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit? Ein Besuch am Staatstheater Meiningen.
Die Sommerpause ist vorbei und in den Gängen wuselt es wieder. Die Stimmung am Meininger Staatstheater ist beschwingt. Vielleicht auch, weil die Bilanz der vergangenen Spielzeit positiv ausgefallen ist: Trotz all der Corona-Widrigkeiten – inklusive Schließung über Weihnachten und Silvester – hat das Theater knapp 100.000 Besucherinnen und Besucher angelockt. Und fast noch bedeutsamer: Es hat sich gegen den Trend sinkender Abo-Zahlen behauptet. Die rund 3.000 Abonnenten sind dem Meininger Staatstheater auch über die Coronakrise und den Intendantenwechsel hinweg treu geblieben.
Gleichzeitig wirft der Herbst seine Schatten schon voraus und beschäftigt unter anderem den technischen Leiter des Hauses, Detlef Nicollmann: "Für uns gilt ja auch die Energie-Einsparverordnung und die setzen wir gerade um". Boiler und Durchlauferhitzer dürfen zum Beispiel nicht mehr für die Warmwasserbereitung am Waschbecken genutzt werden. Ein Gasproblem hat das Staatstheater Meiningen allerdings nicht, denn geheizt wird in dem Haus mit Fernwärme.
Sparen bei Warmwasser und Außenbeleuchtung
Trotzdem kommt schon seit Längerem kein warmes Wasser mehr aus den Wasserhähnen im Zuschauerbereich. Intendant Jens Neundorff von Enzberg möchte auch abseits der Verordnung sparen und hofft auf das Verständnis der Gäste.
Was wir aktuell zum Beispiel diskutieren, ist: Wie umfänglich muss und wird das Haus in Zukunft beleuchtet sein? Und: Inwieweit können wir es dem Publikum zumuten, dass wir die Innentemperatur so gestalten, dass wir da Energie und Kosten einsparen können?
Jens Neundorff von Enzberg, Intendant
Auch intern arbeite das Haus an Konzepten. Die Bereitschaft innerhalb der Belegschaft sei groß, daran mitzuwirken. An den großen Schrauben sei natürlich nicht über Nacht zu drehen. Gerade, weil viele Theater nicht nur alte, sondern auch denkmalgeschützte Gebäude sind. Das Meininger Theater verfolge einen auf mehrere Jahre angesetzten energetischen Sanierungsplan, so von Enzberg.
Material möglichst wiederverwenden
Auch das Thema Nachhaltigkeit wird im Meininger Theater schon seit einigen Jahren verfolgt. Im Zuge dessen wurde im Bereich der szenischen Beleuchtung auf LED umgerüstet. Außerdem werden Dekorationsteile vermessen und katalogisiert, um das Material weiterzuverwenden. "Bei Holz und Metall steigen die Preise ja schon seit Jahren", so der technische Leiter des Theaters. All diese Aspekte gewinnen jetzt natürlich noch mal stark an Bedeutung.
Ob die Gaskrise diesen Winter tatsächlich zu einer Gasmangellage und damit zu einer Verteilungsfrage wird, kann noch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Schon jetzt real sind allerdings die gestiegenen Preise und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Spannungen. Krise, Unzufriedenheit, berechtigte Ängste – Intendant von Enzberg findet, in solchen Zeiten müssten sich die Theater umso mehr auf ihre Kernaufgabe besinnen: "Ein Theater ist ein öffentlicher Ort und muss Raum für öffentliche Diskussionen bieten und zwar für alle Themen". Geht es nach von Enzberg müssen die Theater daran arbeiten, breitere Gesellschaftsschichten anzusprechen. Und das geht nur, wenn die Theater offen sind.
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 08. September 2022 | 18:05 Uhr