Buch-Empfehlung Tom Pauls veröffentlicht persönliche Erinnerungen
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Tom Pauls veröffentlichte bereits mehrere Bücher, darunter Kriminalromane rund um seine Figur Ilse Bähnert. Jetzt blickt der Schauspieler auf sein Leben am Theater und Kabarett zurück: In "Macht Theater" erzählt er u.a. von der Gründung des Dresdner Theaterkahns. Aber es geht nicht nur um die heiteren Momente in seinem Leben.

"Macht Theater", zwei Worte im Titel. Zwei Substantive, Theater als Macht? Oder ist hier vom Theatermacher die Rede? Der Untertitel "Ein Stück vom Leben" ist da schon klarer. Tom Pauls hat eine Zwischenbilanz ziehen wollen.
'Macht Theater' - das heißt also, die Macht des Theaters, die mich ergriffen hat. Von dem Urerlebnis von 'Hänsel und Gretel' über die 80er-Jahre in der DDR. Welche Funktion hatte Theater in der DDR?
Zehn Jahre Tom-Pauls-Theaters in Pirna
Sein Buch ist aber keine Würdigung von drei Jahrzehnten deutscher Einheit, sondern hat ein anderes Jubiläum im Blick. "Der Anlass ist im Prinzip das zehnjährige Jubiläum des Tom-Pauls-Theaters in Pirna. Alles Revue passieren zu lassen, nochmal zurückzugucken, und vielleicht auch eine momentane Bestandsaufnahme. Das war die Aufgabe, dann hab ich angefangen zu erzählen."
Es gibt eine Rahmenhandlung mit einer Wanderung zu einer Stiege in der Sächsischen Schweiz. Und so hangele ich mich wie auf einer Stiege durch mein Leben.
Ein Leben mit Zäsuren: Der geborene Leipziger hat an der dortigen Theaterhochschule studiert und war bis 1990 Ensemblemitglied am Dresdner Staatsschauspiel. "Es ist ja so gewesen, dass ich meine eigenen Wege gehen wollte nach 1990. Und hab mir gedacht, du musst freischaffend sein, um alles auszukosten, was jetzt möglich ist."
Die Idee vom eigenen Theater
"Es verdichtete sich aber immer mehr, dass ich ein eigenes Haus haben wollte", so Pauls. "Und ich habe immer aus Schnapsideen Visionen entwickelt. Ich saß im Elbegarten am Blauen Wunder, die Sonne ging unter, die Dampfschiffe fuhren vorbei. Und da hab ich mir gedacht, was willst du eigentlich noch. Was gibt's Schöneres, als auf der Elbe Theater zu spielen." Der sogenannte Theaterkahn liegt noch heute vor der Semperoper an der Dresdner Augustusbrücke.
Was gibt's Schöneres, als auf der Elbe Theater zu spielen.
Vor etwas mehr als zehn Jahren hatte er eine neue Idee. Um die 50 habe er gedacht, entweder brauche er jetzt eine Harley Davidson oder er leistet sich eine Scheidung. Das sei wohl so üblich für Männer mit 50.
Überraschender Fund im eigenen Haus
"Und da hab ich gedacht, nee, nee, du brauchst noch was ganz Eigenes. Die Erfahrung, die ich gemacht hab über die vielen Jahre. Und da öffnete sich wieder der Himmel. Auf einmal wurde mir ein Haus von 1506 angeboten. In Pirna, wo Tetzel gelebt hat." Tetzel hatte mit seinem scheinheiligen Ablasshandel den Bau des Petersdoms mitfinanziert, dessen Bau ebenfalls 1506 begonnen wurde, aber dann doch ein ganz anderes Schicksal nehmen sollte.
Um meinen 50. Geburtstag hab ich mir gedacht, entweder kaufst du dir eine Harley Davidson oder eine Scheidung leistest du dir. Das machen so Männer um die 50, hab ich mal gelesen.
"Und plötzlich entdecken wir bei Bauforschungen, bei Untersuchungen – einen Saal, den's schon gegeben hat in der Spätgotik. Und plötzlich ist der wieder da. Der war überbaut, es waren ja elf Wohnungen hier drin. Und das seh ich schon als schicksalhaft und das ist grandios und dafür bin ich sehr dankbar."
Ilse Bähnert soll die sächsische Seele beleuchten
All diese Entwicklungen und Wendungen, diese "Stücke vom Leben", sind in "Macht Theater" mit einem Augenzwinkern beschrieben. Dabei durfte freilich auch eine Frau mit dem Namen Ilse Bähnert nicht zu kurz kommen: "Das ist eine Rentnerin, die jetzt nicht mehr altert. Eine Dame, die ich 1991 erfunden habe, die die sächsische Seele beleuchten sollte. Und diese Lebensart sollte die alte Dame, Frau Bähnert, beschreiben. Heiter ironisch und eigentlich auch ein bissel böse."
Geschliffene Feder mit Sinn für Humor
Geschrieben hat Tom Pauls seine Rückblicke allerdings nicht selber, weil er ein Netzwerk von Leuten um sich habe, die das besser könnten. "Und letztendlich hab ich's ja doch selber geschrieben, indem ich sage, pass auf: Wir haben jetzt drei oder vier Stunden. Und dann erzähl ich und erzähl ich, und dann krieg ich Tage später die Seiten. Dann sag ich, nee, ich seh das anders. Und so weiter. Mich hinzusetzen bei meinem Pensum, auch noch nachts den Füller rauszuholen, das schaff ich einfach nicht." Diesen Part übernahm der Journalist Peter Ufer mit flinker, geschliffener Feder und passendem Sinn für Humor.
Wobei es in "Macht Theater“ nicht nur um die heiteren Momente im Leben von Tom Pauls geht, sondern überhaupt um seine Erfahrungen mit oder auf Bühnen. "Das sind Erlebnisse. Und wenn man diese Macht des Theaters kennengelernt hat, muss man natürlich auch sagen, das sind Zeiten, die kommen nie wieder. So ist das Leben eben."
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. Oktober 2021 | 08:40 Uhr