Zwei Personen heben eine dritte Person in einem silbernen, futuristischen Kostüm über ihre Köpfe.
In Altenburg wird der Ballettklassiker mit neuen Fragen verknüpft. Bildrechte: Ronny Ristok

Große Fragen Theater in Thüringen: Die fünf besten Stücke im März 2024

22. März 2024, 14:48 Uhr

Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Weimar, Jena und Erfurt gibt es im März 2024 viele besondere Aufführungen. In Weimar nehmen sich Amateure einen großen Klassiker vor und ein Regiestar hat eine unbekannte Oper inszeniert. In Erfurt tanzen Puppen durch ein Märchen, in Jena werden große Mythen zerlegt. Hier unsere Übersicht mit den Highlights der Spielpläne. Jeweils zu Beginn eines neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

Performance in Jena: "Mystic Vibes" im Theaterhaus

Die Ungleichstellung der Frau, die Klischees und Vorurteile reichen schon Jahrtausende in unserer Kultur zurück. Das Duo hashtagmonike kehrt in ihrem Stück "MysticVibes: Demeter' s LOL Chronicles" zu diesen Ursprüngen zurück: den antiken Sagen. Mit viel Freude spielen sie Szenen aus bekannten Dramen, Geschichten und Bildern nach – wie die "Geburt der Venus" oder wie Agamemnon seine Tochter Iphigenie für den Kriegserfolg opfert. Dabei überspitzen die Performerinnen diese Geschichten, um das Frauenbild freizulegen, und kommentieren die Szenen mit dem richtigen Gespür für den modernen Knackpunkt an den alten Geschichten. "Ein kurzweiliger Abend, der durch seine Leichtigkeit am Ende fast wie ein leichtfüßiger Traum wirkt – und das trotz des gesellschaftskritischen Inhalts", meint MDR KULTUR-Theaterkritikerin Marlene Drexler.

Weitere Informationen "Mystic Vibes: Demeter's LOL Chronicles"
Eine Performance von und mit hashtagmonike

Adresse:
Theaterhaus
Schillergässchen 1
07745 Jena

Termine:
28. März, 20 Uhr
29. März, 20 Uhr
30. März, 20 Uhr

Puppentheater in Erfurt: "Die zertanzten Schuhe" am Theater Waidspeicher

Das könnte auch ein aktueller Coming-of-Age-Film sein: Jeden Abend schleichen sich die zwölf Prinzessinnen über eine geheime Tür heraus und tanzen so lange, bis ihre Schuhe kaputt sind. Bei den Gebrüdern Grimm geht es dann noch um eine Heirat und einen Fluch. Die Adaption am Theater Waidspeicher konzentriert sich aber vor allem auf den Teil mit dem Tanzen.

Dafür wurden neun hüfthohe Gliederpuppen gebaut, die in Trachten traditionelle Tänze zeigen. Die restlichen drei Schwestern verkörpern die Spielerinnen selbst. Der Kritiker Michael Helbing zeigt sich in der "Thüringer Allgemeinen" durchaus begeistert von der Leistung der tanzenden Puppen, der Musikauswahl und der Ausstattung. Dabei geht es jedoch nicht einfach um Folklore, sondern auch um Selbstbestimmung. "Diese Aufführung ist letztlich: eine feministische Show", meint Helbing.

Weitere Informationen "Die zertanzten Schuhe"
nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm

Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt

Termine:
5. März, 10 und 19:30 Uhr
6. März, 10 Uhr
25. März, 10 Uhr
30. März, 15 Uhr

Schauspiel in Weimar: "Faust" im Stellwerk

In Deutschland muss und musste sich jeder Mensch mit Goethes "Faust" irgendwie beschäftigen. Und die meisten haben wohl auch darunter gelitten. Das ist der Sockel auf dem das Versdrama immer noch steht. Der ist in Weimar besonders solide – immerhin ein Zentrum der Klassik und wichtiger Wirkungsort von Goethe. Doch das Weimarer Jugendtheater Stellwerk klopft diesen Sockel ordentlich ab.

Sie betonen, wie groß die Last dieses Werks ist, wie unangemessen Fausts Verhalten gegenüber Grete aus heutiger Sicht ist. Der Kritiker Michael Helbing ist begeistert, wie das Laien-Ensemble mit dem Erbe umgeht und berichtet in "Theater der Zeit" von einem furiosen "70-Minuten-Abend, der heiter und mit heiligem Erst ein Denkmal stürzt, es dekonstruiert, nicht zertrümmert, ihm auf die Füße tritt, nicht auf ihm herumtrampelt."

Weitere Informationen "Faust — eine Tragödie"
nach Johann Wolfgang von Goethe

Adresse:
Stellwerk Junges Theater
Schopenhauerstraße 2
99423 Weimar

Dauer: 75 Minuten

Termine:
20. März, 19 Uhr
21. März, 19 Uhr

Tanz in Altenburg: "Coppélia" im Theaterzelt

Seit einigen Jahren wird regelmäßig öffentlich darüber diskutiert, ob der Mensch nicht bald ersetzt wird, ob Roboter Autos nicht schneller bauen und Künstliche Intelligenz nicht vielleicht bessere Texte schreiben würde. Auch wenn das immer nach Science-Fiction klingt, ist das Thema gar nicht so neu: Schon E.T.A. Hoffmann hat über Automaten geschrieben, die wie Menschen wirkten. Zum Beispiel mit Coppelia in der Erzählung "Der Sandmann", über die Léo Delibes das Ballett "Coppélia" schrieb.

In Gera hat sich die Ballett-Chefin Silvana Schröder den Klassiker vorgenommen und in die Zukunft versetzt. Auch hier kommt Coppelius mit einem Automaten in die Vorlesung, doch bei Schröder muss er die Puppe nicht mit Magie zum Leben erwecken, sondern hat sie bereits mit einer KI ausgestattet. Dieser Roboter lernt selbstständig, beobachtet die Menschen um sich herum und ahmt sie nach. Für die Menschen wird der Roboter dadurch auch zur Projektionsfläche und die Beziehungen werden noch etwas komplizierter. Volker Tzschucke ist in "Der deutschen Bühne" vor allem von der tänzerischen und schauspielerischen Qualität des Thüringischen Staatsballetts begeistert. Insgesamt bewundert der Kritiker den Mut, mit dem der Klassiker in die Postmoderne überführt wurde.

Auf einer dunklen Bühne bewegen sich zwei Personen auf beiden Seiten jeweils in einem Lichtkegel.
Der Wissenschaftler Coppelius hat einen selbstlernenden Roboter geschaffen – der Traum der Ingenieurskunst. Bildrechte: Ronny Ristok

Weitere Informationen    "Coppélia – Das Mädchen mit den Glasaugen" 
Ballett von Silvana Schröder mit Musik von Léo Delibes und Francis Poulenc 

Adresse: 
Theaterzelt
Teichpromenade 36
04600 Altenburg

Dauer: 120 Minuten, eine Pause 

Termine:
14. März, 14:30 Uhr
15. März, 19:30 Uhr
31. März, 18 Uhr

Oper in Weimar: "Romeo und Julia" am Deutschen Nationaltheater

Die Weimarer Operndirektorin Andrea Moses ist an das Deutsche Nationaltheater mit dem Wunsch gekommen, das Musiktheater für aktuelle Fragen zu öffnen. Dafür hat sie nun auch ein Star-Team der Opernwelt an ihr Haus geholt: Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock haben schon zahlreiche gefeierte Inszenierungen gemeinsam entwickeln und sich in der Klassikstadt die eher selten gespielte "Romeo und Julia"-Adaption des italienischen Komponisten Vincenzo Bellini angenommen. Einer der größten Unterschiede zur Shakespeare-Vorlage ist, dass schon im Titel nicht die beiden Liebenden, sondern deren Familien im Vordergrund stehen: "I Capuleti e i Montecchi".

Das Team versetzt die Handlung in ein Kriegsgebiet und macht Romeo zu einem Warlord, der hier die Geschicke der angegriffenen Stadt verhandeln soll. Der Dirigent Dominik Beykirch sorgt für den "Drive, den diese Musik braucht", so Joachim Lange auf "InSuedthueringen.de". Auch wenn der Opernkritiker vom Spiel nicht restlos überzeugt war, lobt er doch den Gesang und hebt dabei Ylva Stenberg als Giulietta hervor. Für Opernfans in Thüringen ist diese Produktion eine wunderbare Gelegenheit, eine der prägendsten Handschriften der modernen Opernregie kennenzulernen.

Weitere Informationen "I Capuleti e i Montecchi – Romeo und Julia"
Oper von Vincenzo Bellini

Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Dauer: 160 Minuten, eine Pause

Termine:
29. März, 18 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Februar 2024 | 12:10 Uhr

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