Ein Mann mit Hut und weißem Mantel liegt aufgestützt einer Bühne, im Hintergrund stehen singende Menschen vor Bücherregalen
Am Weimarer Theater darf Goethe auch in einer Märchenoper nicht fehlen. Bildrechte: Deutsches Nationaltheater Weimar / Foto: Candy Welz

Große Fragen Theater in Thüringen: Die sieben besten Stücke im April 2024

11. April 2024, 10:06 Uhr

Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es im April 2024 viele besondere Aufführungen. In Weimar wird die Stadtgeschichte zur Oper. In Meiningen kommt ein Klassiker des Handlungsballets auf die Bühne. In Jena wird der Abschied geprobt. Und in Erfurt wird ein Internetskandal untersucht. Hier unsere Übersicht mit den Highlights der Spielpläne. Jeweils zu Beginn eines neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

Performance in Jena: "So long, Jena" im Theaterhaus

Im Theaterhaus Jena wird der Abschied geprobt und ausgetestet. Nur noch bis zum Sommer wird das Team um Lizzy Timmers das Theater leiten, das zuletzt mit einer Einladung zum Berliner Theatertreffen belohnt wurde – für eine Institution dieser Größe und Ausrichtung eine beachtliche Leistung. Doch auch der jüngste Abend "So long, Jena" beweist, warum das Team in der eigenen Stadt doch so beliebt ist. Die Leiterin Lizzy Timmers tritt selbst auf die Bühne, begleitet von Paul Wellenhof. Gemeinsam spielen sie kleine und berühmte Szenen von Abschieden durch. Doch sie bleiben nicht bei Zitaten, sondern beide erzählen von ihren Großmüttern, vom Auswandern und Verschwinden. Diese Ehrlichkeit berührt auch die Kritikerin Ulrike Merkel in der "Thüringer Allgemeinen": "Die beiden haben mit 'So long, Jena' eine Art Feel-Good-Theater und zugleich eine zu Herzen gehende Hommage auf Jena kreiert."

Eine Frau in einem Jeans-Kleid steht auf der Bühne und gestikuliert mit ihrer linken Hand.
Für ihr Abschiedsstück steht die Jenaer Theaterleiterin Lizzie Timmers selbst auf der Bühne. Bildrechte: Joachim Dette

Weitere Informationen "So long, Jena"

Adresse:
Theaterhaus
Schillergässchen 1
07745 Jena

Termine:
10. April 2024, 20 Uhr
11. April 2024, 20 Uhr

Schauspiel in Erfurt: "Der Meister und Margarita" nach Michail Bulgakow

"Der Meister und Margarita" ist einer der großen Klassiker der russischen Literatur und vielleicht einer der schwierigsten. Denn was hier eigentlich die Handlung ist, lässt sich nur schwer sagen: Da diskutieren zwei Männer in Moskaus Straßen über die Kunst, als eine mysteriöse Gestalt auftaucht und dem disputierenden Dichter einen absurden Tod voraussagt. Dass das auch eintrifft, ist jedoch nicht die Geschichte, sondern die Mühen, die Margarita auf sich nimmt, um ihren Meister wiederzufinden. Das erzählt Luise Voigt mit viel Tempo, in einem grandiosen Bühnenbild und dem energiegeladenen Ensemble des Deutschen Nationaltheaters. Im April ist die Weimarer Inszenierung zu Gast in Erfurt. 

Eine Personen steht auf eine Bühne, die wie ein Blick von oben in einen Innenhof gestaltet ist.
Das Bühnenbild von "Der Meister und Margarita" erinnert an sowjetische Architektur. Bildrechte: Candy Welz

Weitere Informationen "Der Meister und Margarita"
nach Michail Bulgakow

Adresse:
Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt

Dauer: 110 Minuten, keine Pause

Termine:
28. April 2024, 18 Uhr

Figurentheater in Erfurt: "Das Nibelungenlied" am Theater Waidspeicher

Es scheint eigentlich ein Wahnsinn zu sein, das Nibelungenlied – dem großen Epos aus dem deutschen Sprachraum – auf die Puppentheaterbühne zu bringen. Und dennoch gelingt es immer wieder. So auch am Erfurter Theater Waidspeicher. Regisseur Frank Alexander Engel hat die Vorlage etwas breiter aufgefasst und die Beziehung von Siegfried und Brünnhilde miterzählt. Erst danach geht der Held nach Worms, gewinnt mit Tricks die schöne Kriemhild für sich und fällt schließlich dem Verrat zum Opfer. Und auch wenn niemand authentischer Sterben kann als Puppen, setzt Engel nicht auf Illusionen. Stattdessen wird die Geschichte immer wieder durchbrochen. Die Szenen werden in schneller Folge hintereinander gespielt, fast wie im Film gibt es Schnitte und Zooms. Dabei ist vor allem das Wechselspiel zwischen den Spielerinnen und Spielern sowie den Puppen bemerkenswert. Immer wieder geraten sie dabei auch aneinander, streiten sich. "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied" verwischt so die Grenzen zwischen Schau- und Puppenspiel, erzählt Michael Helbing in "Thüringer Allgemeinen": "Der fraglos sehenswerte und subtil komödiantische Abend sucht, auf seine Weise, das Gesamtkunstwerk."

Weitere Informationen "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied"
erzählt von Frank Alexander Engel

Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
18. April 2024, 10 Uhr
30. April 2024, 19:30 Uhr

Mitmach-Projekt in Gera: "My – Episode II: Finsternis unter der Kuppel"

Nicht einmal mehr 50 Jahre gibt uns das Theater Altenburg-Gera bis zum kompletten Ende. Das erzählt zumindest das neue Stück "Mytopia". Als die Katastrophen wie Krieg und Klimakrise im Jahr 2071 zugenommen haben, steckt Gera unter einer Kuppel. Inzwischen befinden wir uns im Jahr 2121 im fiktiven Staat Mytopia, der von dem Roman "Wir" von Jewgeni Samjatin inspiriert ist. Doch die Geschichte wird in Gera nicht einfach nacherzählt, sondern zusammen mit dem Publikum entwickelt, dass zwischen drei Parteien in dem totalitären Staat wählen kann: Den Freiheitskämpfern der "Hyänen", den gemäßigten Reformern vom "Zirkel der weißen Lilie" oder dem Regime der großen Wohltäterin. In eher kurzen und spröden Szenen wird die Geschichte nun weitererzählt. Auf der einen Seite arbeitet eine Gruppe daran, bald der Erde zu entkommen, während andere bereit sind, Heilsbringerinnen zu entführen. In "Der deutschen Bühne" zeigt sich Kritiker Tobias Prüwer nicht ganz überzeugt von der Bühnenhandlung, doch ist erstaunt, wie das Publikum anhand dieser Geschichte ins Diskutieren kommt. Die Debatten sollen dann wiederum in den finalen dritten Teil einfließen. 

Eine Frau hält ein Kind in den Armen, recht und links hinter sprechen zwei Personen auf sie ein.
In kurzen und schlichten Szenen werden die Ereignisse der Stadt unter der Kuppel in Gera nacherzählt. Bildrechte: Ronny Ristok

Weitere Informationen "√My – Episode II: Finsternis unter der Kuppel"
frei nach Motiven von Jewgeni Samjatin

Adresse:
Bühne am Park
Theaterplatz 1
07548 Gera

Termine:
19. April 2024, 18 Uhr

Oper in Weimar: "Aschenputtel" am Deutschen Nationaltheater

Es ist eine Narbe im kulturellen Gedächtnis der Klassikstadt Weimar, die auch eine Erfolgsgeschichte birgt: Vor 20 Jahren, im September 2004, brannte die Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, die vor Jahrhunderten als Zeichen des Humanismus gegründet wurde. Inzwischen wurde sie wieder aufgebaut. Diese Ereignisse nimmt Regisseur Roland Schwab als Folie für seine stimmige Inszenierung von Rossinis "Aschenputtel"-Oper: Die Stiefschwestern brennen die Bibliothek ab, während sie für Social Media filmen. Aus der Asche steht der frühere Bibliotheksdirektor Goethe auf und verkuppelt den späteren Großherzog Carl August. Am Ende deutet sich dann sogar als dystopische Zukunft die Abgründe unserer Gegenwart an. MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschwesky spricht schon von einer Kult-Inszenierung, die von einem spielerisch wie gesanglich hervorragendenem Ensemble getragen wird. 

Weitere Informationen "La Cenerentola"
Oper von Giacchino Rossini

Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
14. April 2024, 19:30 Uhr
19. April 2024, 19:30 Uhr

Ballett in Meiningen: "Giselle"

Albrecht möchte das einfache Leben kennen lernen. Also legt er alle Zeichen seiner höheren Geburt ab und mischt sich unter die Dorfbevölkerung. Dort trifft er Giselle und sie verlieben sich. Doch da sie beiden schon anderen versprochen sind, hat die Liebe keine Zukunft und Giselle tanzt sich zu Tode. Obwohl die Geschichte ein wenig gestrig wirkt, gehört "Giselle" von Adolphe Adam bis heute zu den Klassikern des Balletts. Darauf hat sich auch Choreograf und Ballett-Chef Andris Plucis verlassen. Er erzählt die Geschichte geradlinig mit einer zurückgenommenen, aber illustrativen Ausstattung nach, ohne zu aktualisieren. Dafür verbindet er modernen Tanz mit klassischen Bewegungen. Dabei kann er sich auch auf wunderbare Tänzerinnen und Tänzer verlassen: "Cara Verschraegen tanzt Giselle als Springinsfeld und kecke Frohnatur, bis ihr das Lachen ein für alle Mal vergeht. Sie verwandelt unter den Wilis ihre barfüßig-bodenständige Eleganz in ein geschmeidiges, durchscheinendes Wesen auf Spitze", schreibt Michael Helbing in der "Thüringer Allgemeinen".

Eine Frau in gelben Kleidchen steht auf einem Bein auf der Bühne und wirf das andere Bein und den Arm in die Höhe. Im Hintergrund stehen Personen in blauer Kleidung.
Choreograf Andris Plucis konzentriert für seine "Giselle" ganz auf die Geschichte Bildrechte: Carola Hoelting

Weitere Informationen "Giselle"
Ballett von Adolphe Adam

Adresse:
Staatstheater Meiningen
Bernhardstraße 5
98617 Meiningen

Termine:
18. April 2024, 19:30 Uhr

Musiktheater in Erfurt: "Denis und Katya" von Philip Venables

Das eigentlich Unglaublichste an dieser Szene ist, dass es sich so ähnlich wirklich zugetragen hat. Nach einem Amoklauf haben sich zwei Jugendliche in einer Datsche, einem kleinen Gartenhaus, verschanzt. Umzingelt von der Polizei streamen sie ihr Ende. Der britische Komponist Philip Venables und der US-amerikanische Dichter Ted Huffman haben diese Ereignisse als Kammermusiktheater mit vielen Perspektiven aufgearbeitet. Katja Bildt und Máté Sólyom-Nagy singen verschiedene Beobachtungen und Kommentare der Autoren selbst, während sie die beiden eingekesselten Jugendlichen spielen. Das Regie-Team in Erfurt zeigt dieses Stück als Kammerspiel in Labor-Anordnung: Das Publikum sitzt um ein weißes Quadrat, an jeder Ecke spielt ein Cello, in der Mitte agieren die beiden Figuren und an den Wänden werden Kommentare zum Stream eingeblendet. "Wer Oper für eine antiquierte Kunstform hielt, fühlt sich kathartisch eines Besseren belehrt", schreibt der Kritiker Wolfgang Hirsch mitgenommen in der "Thüringer Allgemeinen". 

Hintereinander steht eine Frau in weiß-grauer Kleidung, eine Mann mit schwarzem Pullover und ein Person mit Cello.
"Denis und Katya" erzählt von zwei Jugendlichen, die eingekesselt sind. Bildrechte: Lutz Edelhoff

Weitere Informationen "Denis & Katya"
Amplifizierte Oper von Philip Venables und Ted Huffman

Adresse:
Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt

Dauer: 65 Minuten, keine Pause

Termine:
7. April 2024, 20 Uhr
30. April 2024, 20 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Februar 2024 | 12:10 Uhr

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