Auszeichnung Daniela Danz erhält ersten Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik
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Daniela Danz erhält den ersten Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik. Die mit 10.000 dotierte Auszeichnung bekommt Danz für ihren Gedichtband "Wildniß" verliehen, wie die auslobende Kulturstiftung Itzehoe mitteilte. Überreicht werden soll der Preis am 6. März 2021, dem Geburtstag Kunerts, in Itzehoe (Schleswig-Holstein).
"Wildniß": "Herausragender Gedichtband unserer Zeit"
Ihre Gedichte überzeugten die Jury "durch ihre ganz eigene, zugleich herbe und vielfältige Sprache, durch ihre feste Verankerung in unserer Gegenwart ebenso wie durch die Echos einer großen lyrischen Tradition". Sie zeigten, dass Naturlyrik auch in einer Epoche denkbar sei, "in der Natur keine Idylle mehr sein kann, sondern die Vorstellung weckt von einem bedrohten Raum, von Zerstörung, von einem prekären, in jedem Augenblick gefährdeten Gleichgewicht". "Wildniß" sei ein "herausragender Gedichtband unserer Zeit", so die Jury weiter.
Vielseitige Autorin
Daniela Danz, 1976 im thüringischen Eisenach geboren, leitet das Schillerhaus in Rudolstadt. Die 44-Jährige hat mehrere Gedichtbände verfasst, aber auch Romane und Essays. Danz studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin, Leipzig und Halle und promovierte über den "Krankenhauskirchenbau der Weimarer Republik". Von 2003 bis 2010 war sie als Kunstinventarisatorin für die Evangelische Kirche tätig. 2010 gründete sie die Internationale Schülertextwerkstatt "Svolvi". Ihre eigene schriftstellerische Arbeit umfasst Lyrik, Prosa, Essayistik und Kinderliteratur. In ihrem letzten Roman "Lange Fluchten" befasste sich Danz mit einem mittelalterlichen Stoff, der Legende des heiligen Eustachius.
In Erinnerung an Günter Kunert
Ausgelobt wurde der jüngste Preis für neuere deutschsprachige Lyrik kurz nach Kunerts Tod 2019. Der gebürtige Berliner war ein vielseitiger Künstler. Obwohl er die Lyrik als Kern seines Schaffens empfand, schrieb er auch Erzählungen, Essays, Reiseberichte, Schauspiele und Kinderbücher. Mit seinen ersten Veröffentlichungen begeisterte er Johannes R. Becher und Bertolt Brecht.
1976 gehörte er zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. "Eine Ahnung von der Verkehrtheit der Welt lebt in jedem Gedicht, nicht unbedingt als Protest, eher als ein Verwundern über das, was sich Mensch und Menschenwerk nennt", notierte er damals. Kunert wurde wegen seiner Unterschrift 1977 die SED-Mitgliedschaft entzogen. 1979 bekam er ein mehrjähriges Visum, mit dem er aus der DDR ausreisen konnte. Mit seiner Frau Marianne ließ er sich in Kaisborstel bei Itzehoe nieder.
Waren Kunerts frühe Gedichte noch geprägt von der Erfahrung der NS-Diktatur, vom Zweiten Weltkrieg und dem Überleben in zertrümmerten Städten, so rückten später das Scheitern von Utopien, die Gefährdung der Natur oder die Widersprüche einer technisierten Gesellschaft ins Blickfeld des Dichters. Für den Göttinger Wallstein Verlag arbeitete der Autor in den vergangenen Jahrzehnten an seinem "Big Book", einem Konglomerat aus lyrischen Skizzen, Traumnotaten, Erinnerungssplittern und Tagesnotizen in mehreren Bänden.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt | 24. November 2020 | 10:30 Uhr