Schon gewusst?Steampunk beim WGT: Sechs interessante Fakten
Zurück in die Zukunft: Beim Wave-Gotik-Treffen 2024 in Leipzig sind auch wieder viele Steampunks zu sehen. Die Fans der facettenreichen Subkultur sind an ihren retro-futuristischen Outfits zu erkennen. Warum sie vom Zeitalter der Industrialisierung inspiriert sind, der Schriftsteller Jules Verne als Urvater gilt – und andere wissenswerte Fakten über Steampunk gibt es hier:
1) Ohne Cyberpunk kein Steampunk
Der Begriff "Steampunk", eine Wortzusammensetzung aus dem englischen Wort "Steam", also Dampf, und "Punk", geht auf den US-amerikanischen Science-Fiction-Autor Kevin Wayne Jeter zurück. 1987 schlug er den Begriff als Genre-Bezeichnung für seine Romane, etwa "Morlock Night", vor: als Gegenstück zum Cyberpunk. Dieser zeichnet sich durch das gleiche Maß an Einfallsreichtum aus, hat jedoch statt einer fiktiven historischen Vergangenheit, eine technisch hochentwickelte Zukunft als Grundlage.
2) Schriftsteller Jules Verne als Urvater
Steampunk wird zwar oft in Verbindung zur Gothic-Szene gebracht, doch anders als bei den meisten Strömungen der schwarzen Szene basiert Steampunk nicht auf einem Musikgenre, sondern hat seine Ursprünge in der Literatur. Verrückte und waghalsige Erfindungen im viktorianischen Look findet man vielfach in den Romanen des französischen Schriftstellers Jules Verne. Von seinen Welten inspirierte Outfits, Accessoires und Apparaturen lassen sich deshalb immer wieder in der Szene entdecken. Ebenso ist H.G. Wells zu nennen, der auch als Vater des Science-Fiction bezeichnet wird, seine Motive tauchen ebenfalls häufig in der Szene auf.
3) Retro-Futurismus: Aus dem 19. Jahrhundert in die Zukunft sehen
Dem Steampunk liegen Zukunftsvisionen aus der Perspektive des 19. Jahrhunderts zugrunde. Man stellt sich vor, wie moderne Erfindungen mit Technik der Vergangenheit aussehen und funktionieren könnten. Im klassischen Steampunk werden die Funktionsweisen der Technik bewusst sichtbar gemacht. – Damit gehört Steampunk zum sogenannten Retro-Futurismus, also Vorstellungen von der Zukunft, wie sie Menschen in der Vergangenheit hatten. Dabei geht es auch um gesellschaftliche Visionen, zum Beispiel Themen wie das Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine oder den Alltag in einer zunehmend technisierten Welt.
4) Facettenreich: Steampunk, Cattlepunk, Atompunk
Steampunk ist ein Oberbegriff, der eine Vielzahl von Subgenres zusammenfasst. Eine Variante ist zum Beispiel der Cattlepunk. Hier wird die Steampunk-Ästhetik in den Wilden Westen verlagert – wunderbar zu sehen in dem Film "Wild Wild West" mit Will Smith.
Ein weiteres Subgenre, das man sich filmisch umgesetzt anschauen kann, ist die auf einer Videospielreihe basierende Serie "Fallout". Sie zeigt die vergleichsweise reduzierte Aufmachung des sogenannten Atompunk, das Subgenre tauscht die üblichen Dampfmaschinen gegen Atomtechnik. Auch Filmgrößen wie Martin Scorsese und Peter Jackson arbeiteten in Filmen wie "Hugo Cabret" (Clockpunk) und "Mortal Engines" (Post-apocalyptic Steampunk) mit Steampunk-Varianten.
5) Markanter Stil, der Erfindergeist zeigt
Die Fans des Steampunk sind auf Conventions und Festivals wie dem WGT anzutreffen und erkennbar an ihrem markanten Stil. Typische Elemente ihrer aufwendig gestalteten Outfits sind Schutzbrillen, Zahnräder, Gold- und Sepiatöne sowie Kopfbedeckungen wie Zylinder oder Fliegerhauben. Der klassische Steampunk greift auf viktorianische Silhouetten zurück, doch die kreative Freiheit kennt keine Grenzen, solange der Erfindergeist durch die aufwändigen Looks schimmert.
6) Gelebte DIY-Kultur
Steampunk zu sein heißt, die Faszination für eine fiktive Welt aus futuristischen und historischen Elementen bis ins Detail zu leben. Bekleidung, Accessoires und Apparaturen sind liebevoll und meist unglaublich detailreich handgemacht. Über Monate hinweg wird konzipiert, genäht, verziert und gebaut, bis die Visionen umgesetzt sind. Das Entwickeln gemeinsamer Ideen, das Gestalten und Probieren verbindet und sorgt für ein starkes Gemeinschaftsgefühl in der Szene.
Quelle: MDR KULTUR-Eigenrecherche, Redaktionelle Bearbeitung: Sabine Neumann-Queck, ks
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 17. Mai 2024 | 06:30 Uhr