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Eine Apfelallergie muss nicht bedeuten, dass man nie mehr Äpfel essen darf. Manche Sorten sind für Allergiker bekömmlicher als andere. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Genuss ohne ReueÄpfel für Allergiker

18. September 2020, 15:27 Uhr

Viele Menschen in Deutschland leiden unter einer Apfelallergie und meiden Äpfel. Dabei gibt es durchaus Sorten, die Allergiker gut vertragen. Allerdings muss individuell abgeklärt werden, welche das sind. Den einen Allergiker-Apfel für alle gibt es nicht.

In einen leckeren Apfel beißen, die Süße und den Saft genießen - welch ein Genuss. Blöd, wenn dann Zunge und Rachen krabbeln, brennen oder anschwellen, eventuell gar Atemnot auftritt. Hinter solchen Symptomen steckt eine Apfelallergie! Ganz besonders häufig reagieren Menschen allergisch auf Äpfel, die bereits auf Birken- und andere Baumpollen reagieren. Im Apfel stecken Stoffe, die ganz ähnlich gebaut sind und deshalb genauso wie die Pollen als Allergene - also als allergische Symptome auslösende Stoffe - wirken. Wer erst nur einen Heuschnupfen hatte, entwickelt dann manchmal eine Kreuzallergie.

Warum manche Sorten eine allergische Reaktion auslösen und andere nicht

Bedeutet das, nie wieder Äpfel essen zu dürfen? Das muss nicht so sein. Es gibt Hoffnung für Apfelallergiker. Viele von ihnen vertragen ältere Sorten deutlich besser als die gängigen Supermarktsorten. In viele der im Handel erhältlichen Sorten wie Elstar, Jonagold, Pinova oder Gala, wurde die seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannte Sorte 'Golden Delicious' eingekreuzt, die sehr viele Allergene enthält. Gleichzeitig wurden den kommerziellen Sorten die sogenannten Polyphenole, das sind aromatische Verbindungen, die in vielen Pflanzen natürlicherweise vorkommen, weggezüchtet. Diese Polyphenole sind sehr gesundheitsfördernd und sorgen für ein ausgeprägtes Aroma. Allerdings bewirkt ein hoher Polyphenolgehalt auch, dass ein Apfel nach dem Anschneiden schnell braun wird und weniger süß schmeckt.

In vielen alten Apfelsorten sind weniger Allergene und mehr Phenole. Diese Sorten werden von Allergikern oft besser vertragen. Aber allein das Alter einer Sorte ist noch kein ausschlaggebendes Kriterium für Allergenarmut. Seit 2005 sammelt der BUND in Lemgo (Nordrhein-Westfalen) die Erfahrungen von Allergikerinnen und Allergikern mit verschiedenen Apfelsorten. Gleichzeitig wird der Gehalt an Phenolen in jeder dieser Sorten bestimmt. Dabei entstand eine Liste mit Apfelsorten, die für Allergiker in Frage kommen.

Man kann nicht per se sagen, dass alle alten Sorten von Allergikern gut vertragen werden. 'Golden Delicious' ist eine alte Sorte und problematisch. Es gibt daher nicht den einen Apfel, der für alle Allergiker geeignet ist.

Stefan Eschke | Pomologe, Bundessortenamt Wurzen

Vorsichtig testen!

Allergiker sollten vorsichtig und gegebenenfalls unter ärztlicher Aufsicht testen, welche Sorten Sie wirklich vertragen. Je stärker die Allergie ist, umso umsichtiger sollte man sein. Dann steht dem Apfelgenuss hoffentlich nichts mehr im Wege.

Alte Apfelsorten wie Goldparmäne, Berlepsch oder Boskop gibt es kaum in Supermärkten. Aber auf dem Wochenmarkt oder in Hofläden sind sie zumindest zur Erntezeit im Angebot. Und wer die perfekte Sorte für sich gefunden hat, pflanzt am besten gleich ein Bäumchen davon in den Garten.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 20. September 2020 | 08:30 Uhr