Gartengestaltung Alternativen zum Schottergarten
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Vorgärten voller Kies und Steine statt Pflanzen greifen immer mehr um sich. Wir erklären, warum dieser Trend der Umwelt schadet und wie ein Vorgarten auch für Gartenlaien ansprechend gestaltet werden kann.

Was ist ein Schottergarten?
Im Gegensatz zum klassischen Stein- oder Kiesgarten, in dem Pflanzen kultiviert werden, die auf kargen, nährstoffarmen Böden wachsen, besteht ein Schottergarten vor allem aus Kies und Steinen verschiedener Form, Größe und Herkunft. Auch Skulpturen, Säulen, Gitterkörbe und Zäune sind typische Gestaltungsmittel. Mitunter setzen einzelne Pflanzen Akzente – wenn sie überhaupt vorkommen.
Zur Anlage eines Schottergartens wird der Mutterboden abgetragen und ein Vlies darunter gelegt, auf das anschließend das steinerne Material gefüllt wird. Ziel dieser Maßnahme ist, ein Durchwachsen von Wildkräutern von unten her zu verhindern. Diese Art von "Gartenanlage" findet sich hauptsächlich im öffentlich einsehbaren Vorgartenbereich.
Schottergärten und Politik Der Trend zur Versteinerung der Vorgärten beschäftigt mittlerweile Politik und Umweltverbände. Anfang Mai erklärten die Umweltminister mehrerer Bundesländer, eine Informations-Kampagne gegen die Schottergärten ins Leben rufen zu wollen. Auch Thüringen unterstützt das Vorhaben. Einzelne Kommunen haben bereits begonnen, in ihren Bebauungsplänen solche Gestaltungen zu untersagen. Bereits bestehende Schottergärten sind davon allerdings nicht betroffen.
Nachteile von Schottergärten
- Abnehmende Biodiversität: Gärten leisten einen immens wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. In Schottergärten finden aufgrund der fehlenden Pflanzen keine Insekten und Vögel Nahrung.
- Flächenversiegelung: Regenwasser kann nicht mehr vernünftig versickern, was sich negativ auf die Grundwasserneubildung auswirkt. Aus diesem Grund zahlen Besitzer von Schottergärten oft auch höhere Abwassergebühren.
- Mikroklima: Pflanzen haben positive Auswirkungen auf das Mikroklima. Sie binden Staub und Schadstoffe aus der Luft und senken die unmittelbare Umgebungstemperatur. Die Steinflächen hingegen heizen sich tagsüber auf und geben die gespeicherte Wärme nachts ab.
Woher kommt der Trend und welche Ursachen stecken dahinter?
Angaben zu konkreten Zahlen des Schottergartentrends liegen nicht vor. Aber das Thema bewegt Menschen zunehmend, wie zum Beispiel die große Resonanz auf die Facebook-Seite "Gärten des Grauens" des Berliner Biologen Ulf Soltau zeigt. Seit 2017 veröffentlicht er dort Fotos von steinernen Gartengestaltungen mit satirischen Kommentaren. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) beschäftigt sich seit 2018 vermehrt mit dem Thema. NABU-Gartenreferentin Marja Rottleb macht in erster Linie das Bedürfnis nach geringem Pflegeaufwand und mangelndes gärtnerisches Wissen als Ursachen für diesen Trend aus. "Viele Menschen haben kaum noch Ahnung von natürlichen Zusammenhängen", so Rottleb. "Ihnen ist leider gar nicht bewusst, wie immens wichtig Gärten für unser Ökosystem sind."
Auch Antje Lobenstein, Museumspädagogin beim Deutschen Gartenbaumuseum Erfurt und selbst engagierte Gärtnerin, macht die mangelnde Umwelt- und Ästhetikbildung vieler Eigenheimbesitzer als eine Ursache des Schottertrends aus. Aber sie geht noch weiter: "Der deutsche Ordnungssinn ist kontraproduktiv für den Naturschutz. Da fürchten viele Leute durchaus zu Recht, dass es Ärger mit den Nachbarn gibt, wenn bei ihnen mal irgendein 'Unkraut' blüht und es eben nicht 'ordentlich' aussieht." Gleichzeitig würden sich die Menschen mit der Pflege ihres Grundstücks überfordert fühlen und sähen Gartenarbeit vor allem als lästige Pflicht. "Wer hat denn noch einen wild wuchernden Blumengarten? Wo sieht man die überhaupt noch? Da fehlt es auch schlicht an Vorbildern", bemerkt sie.
Im Übrigen sei die suggerierte Pflegeleichtigkeit von Schottergärten eine Illusion: "Der Wind weht Samen, Staub, Blätter auf die Fläche und über kurz oder lang siedeln sich wieder Pflanzen zwischen den Steinen an", sagt Antje Lobenstein. Dann sei es sehr mühsam, die Fläche zu reinigen. Oder es werde auf Unkrautvernichtungsmittel zurückgegriffen.
Vom Schotter- zum Pflanzengarten
Einen Garten ganz ohne Arbeit wird es nicht geben, aber natürlich gibt es pflegeleichtere und -intensivere Gärten. Wer in seinem Reich einen kleinen Beitrag für die Natur leisten will, sollte auf mehr als auf einen englischen Rasen setzen. Der ist zwar besser als eine mit Steinen versiegelte Fläche, aber immer noch sehr artenarm.
Tipps für die (Um)Gestaltung des Gartens:
- Langsam anfangen: Wer einen Schottergarten sein eigen nennt und ihn umgestalten möchte, sollte erst einmal an einer Ecke anfangen, sich mit dem Gärtnern anzufreunden. Mit Kompost oder einem Bodenaktivator aus dem Fachmarkt kommt wieder Leben in den Gartenboden. Anschließend können Pflanzen eingesetzt werden. Stück für Stück kann dann die Gartengestaltung vorangehen. Die übrigen Steine können zu einem Haufen aufgeschichtet werden. Eidechsen lieben solche Steinhaufen.
- Die richtigen Pflanzen für den passenden Standort: Diesen Gartengrundsatz kann man nicht hoch genug schätzen. Nicht jede Pflanze wächst überall. Sie haben unterschiedliche Ansprüche an Licht, Wärme, Wasser und Bodenqualität. Eine sonnenliebende Staude wird im Schatten verkümmern - und umgekehrt. Gartenbücher, Internetrecherchen und Beratung im Fachmarkt helfen dabei, geeignete Pflanzen für den jeweiligen Standort zu finden.
- Nicht zu kleinteilig pflanzen: Nicht ein Exemplar von jeder Sorte, sondern Beschränkung auf ausgewählte Pflanzen, von denen dann immer mehrere Exemplare gepflanzt werden sollten. Die meisten Pflanzen entfalten in Gruppen eine wesentlich stärkere Wirkung als einzeln.
- Zeit einplanen und Geduld haben: Einen tollen Garten bekommt man nicht über Nacht. Pflanzen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln und nicht jede Pflanzung wird Bestand haben. Aber es macht auch Spaß, die Entwicklung des Gartens im Laufe der Jahre aktiv zu begleiten.
- Der Natur Raum lassen: Ein Garten ist kein Wohnzimmer, zu viel Ordnung behindert eher die Entwicklung der Pflanzen. Warum nicht ein Stück Wiese lassen, das nur ein oder zwei Mal im Jahr gemäht wird und auf dem Wildkräuter wachsen dürfen? Solche "wilden" Ecken sind für die Natur sehr wertvoll, weil Insekten und Vögel dort Nahrung finden. Vielleicht siedelt sich sogar ein Igel an.
- Bodendecker einsetzen: Die niedrigen Pflanzen bedecken große Teile des Bodens und lassen so kaum Unkräuter durch. Polsterdost (Origanum vulgare) oder Polsterphlox (Phlox subulata) sowie Fetthennen (Sedum) und Steinbrech (Saxifraga) sind genügsame Bodendecker, die kaum Pflege benötigen und mit wenig Wasser auskommen.
- Sträucher und Büsche setzen Akzente: Am besten sollte auf einheimische Gehölze zurückgegriffen werden. Kornelkirsche und Schlehe sind pflegeleicht und bieten vielen Tieren Nahrung und Unterschlupf.
- Ziergräser als Hingucker und Sichtschutz: Ziergräser haben ähnlich Eigenschaften wie Bodendecker, nur dass sie in die Höhe wachsen und so gleichzeitig als Sichtschutz dienen können. Manche Ziergrasarten können auch gut mit Kies kombiniert werden.
- Stauden pflanzen: Im Gegensatz zu einjährigen Blumen haben sie den Vorteil, dass sie über Jahre wachsen und sich bei günstigen Bedingungen auch vermehren. Das Beet muss also nicht jedes Jahr neu bepflanzt werden. Besonders pflegeleicht und mit einem Hauch Exotik sind die sogenannten Präriestauden, die aus dem Mittleren Westen der USA kommen.
- Kräuterrabatten: Viele Kräuter wie zum Beispiel Lavendel, Salbei oder Thymian kommen mit wenig Wasser aus, wachsen fast von allein, sehen schön aus - und man kann sie auch noch für die Küche nutzen.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 13. August 2020 | 19:00 Uhr