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Flieder blüht im Frühling und erfüllt die Luft je nach Sorte mit einem intensiven Geruch. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Edles ZiergehölzFlieder: Duftende Augenweide im Frühjahr

22. März 2024, 14:41 Uhr

Seine Blütenfülle, die zarten Farben und der intensive Duft machen den Flieder zu einem beliebten Ziergehölz. Kaum bekannt ist, dass hunderte Sorten existieren. Viele davon haben russische Züchter im 20. Jahrhundert geschaffen. Wir stellen Ihnen einige vor und geben Pflanz- und Pflegetipps.

  • Es gibt 20 Fliederarten, dazu gefüllte und ungefüllte Flieder-Sorten.
  • Flieder kann in der Vase bis zu zwei Wochen lang blühen. Aber nicht alle Sorten sind für die Vase geeignet.
  • Der Strauch blüht an einem sonnigen Ort im Garten besonders schön. Regelmäßiges Düngen und Ausschneiden der verblühten Stände kräftigt die Pflanze und sorgt für Blütenpracht im nächsten Jahr.

Flieder gehört zur Familie der Ölbaumgewächse. Die Gattung, deren botanischer Name Syringa lautet, umfasst mehr als zwanzig Arten. Gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris), der bei uns in vielen Gärten und Parks blüht, stammt aus der Balkanregion: Über das osmanische Reich von Sultan Süleyman dem Prächtigen gelangte er als diplomatisches Geschenk 1560 nach Österreich. Die kostbare Pflanze blieb zunächst dem Adel vorbehalten. Um 1800 fand sie jedoch bereits in vielen Bauerngärten und in Friedhofshecken als Windschutz Verwendung. Die ersten, spektakulären Erfolge bei der Züchtung, erzielte der Franzose Victor Lemoine gegen Ende des 19. Jahrhunderts. So entstanden die ersten gefüllten Flieder-Sorten. Jahrzehnte später entdeckten schließlich russische Flieder-Liebhaber dessen Vorzüge und begannen mit der Züchtungsarbeit. Deren Ergebnisse blieben aufgrund der politischen Verhältnisse den meisten Westeuropäern allerdings lange unbekannt - oder sind es noch immer.

Russische Züchtungen Blühfreudige Flieder-Seltenheiten

Die Sorte 'Mechta' stammt von dem russischen Züchter Leonid Kolesnikov. Der Name dieser blühfreudigen Züchtung mit prächtigen Rispen bedeutet "Traum". Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Die gefüllten Blüten von 'Sovetskaya Arktika' präsentieren sich weiß wie der Schnee der Arktis. Drei bis fünf große Rispen wachsen an einem Trieb. Die Blütenzweige dieses Flieders lassen sich - wie im Bild zu sehen - in einer Vase gut mit andersfarbig blühenden Sorten kombinieren. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Die farbenfrohen Blüten der Sorte 'Sumerki' haben eine besondere Eigenschaft: sie scheinen in der Abenddämmerung zu leuchten. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
In der Sowjetunion hatte selbst die Benennung von Fliedersorten einen politischen Hintergrund: Die Züchtung 'Marshal Vasilevskiy' mit gefüllten, lila- bis pinkfarbenen Blüten soll an einen sowjetischen Kriegshelden erinnern, der an beiden Weltkriegen beteiligt war. Nach einer Karriere in der Roten Armee stieg er zum Verteidigungsminister auf und behielt dieses Amt bis zu Stalins Tod 1953. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Weniger militaristisch klingt der Name 'Lebedushka', zu Deutsch "Schwänchen". Die elegante Sorte trägt ungefüllte, strahlend weiße Blüten an üppigen Rispen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Polina Osipenko war die Namensgeberin für diese 1941 gezüchtete Fliedersorte. Osipenko war eine berühmte Jagdflugzeugpilotin, die 1938 einen Weltrekord im Fernflug über eine Strecke von fast 6.000 Kilometern aufgestellt hat. Die ihr gewidmete Fliedersorte ist zu Beginn der Blüte rosa getönt und geht dann im Sonnenschein in ein strahlendes Weiß über. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Blütenfülle für die Vase

Flieder blüht, je nach Sorte, bis zu zwei Wochen lang. Es gibt frühblühende Sorten, die schon Ende April ihre Blütenpracht tragen. Andere Sorten blühen bis Ende Mai. Wenn es allerdings sehr warm ist, verblüht der Flieder schneller. Wissen sollte man, dass nicht jeder Flieder für die Vase geeignet ist. Es gibt spezielle Sorten, die extra für den Schnitt gezüchtet wurden.

In der Vase hält sich beispielsweise die Fliedersorte 'Gisela'. Sie wurde von einem Winzer in Baden-Baden gezüchtet, hat gefüllte Blüten und verströmt einen herrlichen Duft. Ebenfalls für den Schnitt ist die Fliedersorte 'Madame Nadja N' geeignet. Flieder hält sich übrigens länger in der Vase - bis zu einer

Woche - wenn die Blätter entfernt werden. Außerdem sollte Flieder jeden Tag frisches Wasser bekommen und neu angeschnitten werden. Ansonsten verkleben Bakterien, die sich im Vasenwasser bilden, die Leitungsbahnen und lassen die Pracht schneller vergehen.

Die Fliedersorte 'Carpe diem' (deutsch: Nutze den Tag) gehört zu den Lieblingspflanzen von Expertin Elke Haase. Diese blauviolette Sorte ist sehr blütenreich und treibt mehrere Rispen an einem Stängel aus. Schon die junge Pflanze blüht sehr früh. 'Carpe diem' eignet sich auch gut als blühende Hecke. Diese Sorte ist übrigens geschützt und darf in der Natur nicht abgeschnitten werden.

Fliederblüte der Sorte 'Carpe diem' Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Flieder pflanzen und pflegen

Die ideale Pflanzzeit für Flieder ist das Frühjahr, das Gehölz kann aber auch im Herbst gesetzt werden. Die Pflanze eignet sich für lockere Hecken, Gehölzgruppen und als allein stehender Blickfang. Normaler, durchlässiger Humusboden ist ideal. Flieder kommt auch mit trockenen Standorten und Stadtklima zurecht. Wichtig ist nur, dass das Wasser gut abfließen kann. Wer sich an schönen Blüten erfreuen möchte, sollte Flieder an einen sonnigen Standort pflanzen.

Flieder muss nicht geschnitten werden, aber er sieht schöner aus, wenn man ihn vorsichtig in Form bringt. Er kann bis zu sechs Meter hoch werden. Weiche, dünne Wildtriebe sind keine Blütenträger. Sie können deshalb zurückgeschnitten werden. Welke Blüten sollten möglichst schnell entfernt werden, weil die Pflanze sonst sehr viel Kraft in die Samenbildung steckt. Für Flieder kann ganz normaler Dünger verwendet werden, manche Experten empfehlen allerdings eine stickstoffbetonte Düngung nach der Blüte. Vor allem im Frühling, noch bevor sich die Blüten öffnen, kann das Gehölz zusätzliche Nährstoffe gut gebrauchen. Im Juli und August ist eine kalibetonte Düngung sinnvoll, denn in dieser Zeit legt er seine Blüten an. Deswegen sollte Flieder auch nie im Herbst geschnitten werden.

Edle Ziergehölze aus Frankreich und den USA Flieder: Duftender Blütentraum in Pastell-Tönen

Eine bewährte Züchtung unter den Fliedersorten ist die 'Belle de Nancy'. Sie wurde bereits Ende des 19. Jahrhundert in Frankreich gezüchtet. Der Edelflieder trägt eine gefüllte Doppelblüte und verbreitet einen intensiven Duft. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
Auch 'Gilbert' ist eine historische, französische Züchtung. Ihre Blütenblätter sind gedreht. Erkennbar ist diese Sorte an dem gelben Staubbeutel. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
Die Hybride 'Olivier de Serres' trägt zart-blaue Blüten und ist doppelt gefüllt. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich gezüchtet. Über Frankreich kamen die Fliederzüchtungen schließlich nach Amerika. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Excel' hat nichts mit Tabellenkalkulation zu tun, sondern steht für "excellent", also "ausgezeichnet". Die Züchtung entstand 1930 in Amerika und zählt zu den historischen Fliedersorten. Sie gilt als zuverlässiger Blüher. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Prof. Hoser' ist wegen seiner ungewöhnlichen Blütenrispen ein eleganter Schatz unter den Fliedersorten. Auch diese Züchtung entstand in den 1930er-Jahren. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
Die Blüten zum Porzellan: Die 'Wedgewood Blue' gilt als "blaues Wunder". Wegen ihrer zarten, bläulich-weißen Blütenfarbe wurde sie nach dem Porzellan-Hersteller Josiah Wedgewood benannt. Ihm gelang es, Porzellan in genau diesem Farbton herzustellen. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Palaibin' zählt zu den Zwergflieder-Sorten und ist langsam wachsend. Er kann auch gut in Kübel gepflanzt werden und so beispielsweise die Haustür dekorativ flankieren oder den Balkon verschönern. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
Die Blüten der 'Anabel' erinnern an Glocken. Die Sorte blüht zeitig. In Kombination mit den meisten anderen Fliedersorten und einem Spätblüher wie 'Sahra Sands' lässt sich die Blütezeit gut ausdehnen. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Sarah Sands' zählt zu den Spätblühern und lässt sich gut mit dem Zierapfel kombinieren. Sie gehört zu den Amerikanern und wurde von Theodor Habermayer auf Long Island gezüchtet. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Pocahontas' wurde nach der sogenannten Indianerprinzessin benannt und stammt aus Kanada. Sie versprüht einen dezenten Duft und gehört auch zu den Frühblühern. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
'Rus' - der Name lässt es ahnen - stammt aus Russland. Ihre intensiv duftenden Blüten sind sehr groß. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius
Die meisten Fliedersorten blühen Mitte Mai. Wer sich für gleichzeitig blühende Pflanzen entscheidet, kann auch gut verschiedene Blütenfarben - wie hier in der Vase - miteinander kombinieren. Das sorgt für einen dezenten Farbrausch im Garten. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 08. Mai 2022 | 08:30 Uhr