Gesunde Knolle Kartoffeln pflanzen, pflegen, ernten und lagern
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Botanischer Name: Solanum tuberosum; Synonyme: Erdapfel, Erdbirne, Potaten, Grundbirne, Grumbeer, Schockern, Mäusle
13. Mai 2024, 11:27 Uhr
Die Kartoffel mag lockere, gut mit Nährstoffen versorgte Böden und braucht bei guter Bodenvorbereitung später nicht viel Pflege. Auch der Wasserbedarf ist nicht hoch, für eine gleichmäßige Versorgung sind die Knollen aber dankbar. Kartoffeln können auch in kleinen Gärten und auf dem Balkon angebaut werden.
Kartoffeln anbauen
Kartoffeln sind relativ unkomplizierte Pflanzen. Einmal im Gartenbeet ausgebracht, benötigen sie kaum noch Pflege. Damit sie gut gedeihen und Sie große Knollen ernten können, empfiehlt Kartoffel-Expertin Justine Fischer gut verrotteten Kompost ins Beet einzuarbeiten. Wer nicht so viel Kompost hat, kann auch eine Schaufel voll direkt ins Pflanzloch geben, das fördert den Geschmack und die Gesundheit der Knolle.
Welche Kartoffelsorte ist die richtige?
Es gibt zahlreiche verschiedene Sorten, und die Erträge können auch ohne viel Unterstützung hoch sein. Anfangs muss gemulcht oder gehäufelt werden, später unterdrückt das Kartoffelkraut die Unkrautbildung. Ein weiterer Vorteil von Kartoffeln: Gedeihen sie gut, lockern sie beim Wachsen den Boden auf und bereiten so Flächen für andere Pflanzungen vor. Zu beachten ist, dass Kartoffeln nur alle vier Jahre am gleichen Standort wachsen sollten. Als Folgekultur eignen sich zum Beispiel Buschbohnen, Salate oder Kohlrabi.
Sortenliste Bio-Kartoffeln
Frühe Sorte:
* Annabelle (festkochend)
* Solist (vorwiegend festkochend)
* Anuschka (festkochend)
Mittelfrühe Sorten:
* Quarta (festkochend)
* Linda (festkochend, variierend)
* Ditta (festkochend, lagerfähig)
* Adretta (mehlig kochend)
Späte Sorten:
* Sarpo Mira (festkochend, nicht anfällig gegen die Krautfäule, lagerfähig )
* Jelly (vorwiegend festkochend)
Kartoffeln kommen mit vielen Böden zurecht. Selbst auf kargen, steinigen Böden wachsen sie, allerdings sind die Erträge geringer. Ideal ist ein leicht bis mittelschwerer tiefgründiger und nährstoffreicher Boden an einem Sonnenplatz. Staunässe vertragen Kartoffeln nicht.
Kartoffeln wachsen am besten in einem gut vorbereiteten, lockeren Boden und nicht auf Pionierland. Wer den Anbau auf festem, neu umgebrochenem Grünland versucht, sollte sich lieber keine großen Hoffnung auf eine gute Ernte machen. Das geht meist schief.
Kartoffeln vortreiben: So geht's
Wer früh Kartoffeln ernten möchte, sollte die Knollen ab März vortreiben, rät Bio-Gemüsegärtnerin Justine Fischer. Am besten werde damit drei bis vier Wochen vor dem Legetermin begonnen, sagt die Expertin. Keimen Kartoffeln länger, werden sie oft schrumpelig.
Damit die Kartoffeln in Gang kommen, sollten die Knollen einen Tag lang ins Warme gelegt werden, so wird die Keimruhe gebrochen. Ideale Keimbedingungen sind Licht, aber keine direkte Sonne, Temperaturen um die zwölf bis 15 Grad Celsius und ein kühler Platz am Fenster.
- Gesunde, feste Kartoffeln auswählen. In der Kartoffel steckt alles, was sie zum Keimen braucht, es ist also nicht notwendig sie in Erde zu legen. Es schadet den Knollen aber auch nicht.
- Kartoffeln in flache, mit krümeliger Erde gefüllte Kisten legen oder in Eierkartons stecken. Wichtig: Die Kartoffeln sollten einzeln liegen, der Kartoffelteil mit den meisten Augen ist nach oben gerichtet.
- Kiste oder Karton an einen hellen, luftigen Ort stellen; ideale Temperatur: 12 bis 15 Grad.
- Die Knollen werden unter Lichteinfluss grün, aus den Augen beginnen Keime zu wachsen. Gut sind kurze, aber kräftige Triebe.
- Gekeimte Kartoffeln im April in den Boden legen, wenn kein strenger Frost mehr zu erwarten ist.
Vorsicht bei grünen, keimenden und bitteren Kartoffeln
Sie sollten grüne Kartoffeln auf keinen Fall essen. Leichte Vergiftungen zeigen sich in Form von Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Grüne Stellen und Sprossknospen, die "Augen" in Kartoffeln, sollten daher großzügig weggeschnitten werden.
Geben Sie vor allem kleinen Kindern keine ungeschälten Kartoffeln zu essen. In der Schale und im Bereich der Knospen ist der Gehalt an giftigen Glykoalkaloiden höher als im Rest der Kartoffel.
Kartoffeln pflanzen
Die gängigste Methode ist, Kartoffeln zu stecken. Die Pflanzzeit beginnt - je nach Sorte - Anfang April. Mitte Mai sollten alle Kartoffeln in der Erde sein. Überlegen Sie sich, wann Sie Kartoffeln ernten möchten - das erleichtert die Sortenauswahl. Kurze Sommer oder begrenzter Gartenplatz sprechen für eine Wahl früher oder mittelfrüher Sorten.
Franz Lange aus Kotten bei Wittichenau in der Oberlausitz ist eigentlich Zimmermann, baut als Hobbygärtner aber Gemüse und Kartoffeln in seinem Gemüsegarten an. Dank eines einfachen Kniffs kann er inzwischen seinen Ertrag verdoppeln.
Franz Lange wickelt seine Pflanzkartoffeln in Schafwolle ein, bevor er sie mit Erde bedeckt. Oder er legt die Schafwolle einfach nur an die Kartoffel an und schüttet dann die Erde darauf. Die Wolle sorgt dafür, dass die Kartoffel alles hat, was sie für ihre Entwicklung braucht, erklärt der Hobbygärtner. Sie wärmt, speichert die Feuchtigkeit, liefert Nährstoffe, düngt also die sich entwickelnde Kartoffelpflanze. Und statt 15 Kartoffelknollen erntet Franz Lange pro Pflanze dann bis zu 30 Kartoffeln.
Kartoffeln im Beet pflegen
Wenn die ersten Stängel ihre Blätter entfaltet haben, sollte die Erde rund um die Kartoffeln angehäufelt werden, sagt Bio-Gemüsegärtnerin Justine Fischer. Die neuen Kartoffeln wachsen seitlich oder sogar oberhalb der gesetzten alten Kartoffel. Durch das Anhäufeln wird verhindert, dass die Kartoffeln aus der Erde herauswachsen, dem Licht ausgesetzt sind und dann grün und ungenießbar werden. Auch der Unkrautwuchs wird so unterdrückt. So lange die Pflanzen noch klein sind, müssen unerwünschte Wildkräuter regelmäßig entfernt werden. Wenn es sehr trocken ist, sollte das Kartoffelbeet überdies gegossen werden. Nur so werden die Knollen groß und saftig.
Kartoffeln im Topf anbauen
Wer keinen Garten hat, kann Kartoffeln in platzsparenden Kartoffeltöpfen anbauen, die es im Fachhandel gibt. Sie sollten einen Durchmesser von mindestens 30 Zentimetern haben. Das Prinzip ist einfach: Zwei Töpfe stecken ineinander. Das äußere Gefäß ist ein ganz normaler Blumentopf mit Wasserablauf. Der innere Topf ist zum großen Teil offen, also wie ein Gerüst, in dem die Kartoffelpflanze wächst, Wurzeln bildet und so die Erde festhält. Der beste Pflanzzeitpunkt ist Mitte bis Ende April.
Wachsen die Kartoffeln, kann man die äußeren Knollen einfach abernten, indem man den inneren Topf heraushebt. Die Pflanze wächst dann weiter. Wichtig ist, für den Kartoffeltopf grobstrukturierte Erde zu verwenden, die gießfest ist.
Auch für den Balkon werden Kartoffeltopf-Varianten angeboten. Es gibt beispielsweise stapelbare Töpfe, die versetzt übereinander stehen. Wichtig ist, dass jeder Topf einen Wasserabfluss hat, damit Staunässe vermieden wird. Für das Pflanzen im Topf hat Justine Fischer noch einen wichtigen Tipp:
Wer Kartoffeln im Kübel anbauen möchte, sollte den Kübel zuerst nur halb voll mit Erde füllen. Denn wie im Freiland auch ist es wichtig, später die Erde rund um die Kartoffelpflanze anzuhäufeln, damit die Knollen nicht aus der Erde herauswachsen.
Kartoffel-Wissen kurz & knapp
* Es gibt 5.000 kultivierte Sorten, die in 130 Ländern der Erde angebaut werden.
* 80 Prozent der Kartoffeln werden auf der nördlichen Erdhalbkugel angebaut.
* Hauptanbaugebiete: USA, Ukraine, Russland, China und Indien.
* Deutschland gehört nicht zu den Hauptproduzenten der Kartoffel. Neben dem Eigenanbau importiert Deutschland Kartoffeln aus Frankreich und Italien.
* Der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland liegt bei knapp 58 Kilogramm im Jahr. Weltmeister im Kartoffelessen ist Weißrussland: Dort sind es 338 Kilogramm Kartoffeln pro Einwohner im Jahr.
* Ein Teil der Kartoffelernte in Deutschland wird zur Herstellung von Papier, Klebstoffen, Bioplastik oder Biosprit verarbeitet.
Ernte und Lagerung
Die Erntezeit für Kartoffeln beginnt bereits im Juni, dann sind die Frühkartoffeln reif. Als Faustregel gilt: Etwa drei Wochen, nachdem das Kartoffelkraut verwelkt und abgestorben ist, können die Knollen aus der Erde. Bei der Ernte ist Vorsicht geboten, denn die Knollen dürfen nicht verletzt werden. Nutzen Sie für die Ernte eine Grabegabel und hebeln Sie die Kartoffeln aus der Erde. Säubern Sie die Knollen von Erde und Laub und legen Sie die Ernte in Kisten. Verletzte Kartoffeln sollten gereinigt und schnell verarbeitet werden.
Je nach Sorte können Kartoffeln mehrere Monate lang gelagert werden - wenn die Bedingungen stimmen. Früher wurden Kartoffeln häufig im Keller gelagert, doch dieser Ort ist bei neuen Häusern in der Regel zu warm. Damit Kartoffeln lange halten und nicht keimen, sollten sie kühl, frostfrei, dunkel und trocken gelagert werden. Die optimale Lagertemperatur liegt bei 4 bis 6°C. Bei Temperaturen über acht Grad keimen Kartoffeln, unter vier Grad wird Stärke in Zucker verwandelt und der Geschmack beeinträchtigt. Eine Kartoffelmiete hat mehrere Etagen. In ihr liegen die Knollen schön luftig und es bilden sich nicht so schnell Druckstellen.
Kurze Geschichte der Kartoffel
Die Kartoffel gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und ist mittlerweile eine beliebte Nutzpflanze, die weltweit als Nahrungsmittel verarbeitet wird. Ihren Ursprung hat sie in Südamerika. Die Ureinwohner in Peru und Bolivien bauten die Pflanze schon vor 2.000 Jahren an und nutzten die Erdfrüchte als Hauptnahrungsmittel. Von dort brachten spanische Seefahrer im 16. Jahrhundert die Kartoffel nach Europa.
Zuerst wurde die Pflanze wegen ihrer hübschen Blüte als Zierpflanze angebaut. Es gab viele Gerüchte rund um die Knolle, die zunächst sogar als Giftpflanze gefürchtet war, da der Verzehr der oberirdischen Früchte zu Bauchschmerzen und Vergiftungserscheinungen führt. Erst im 18. Jahrhundert wusste man die Knolle auch in Deutschland fachgerecht anzubauen, zu ernten und als Nahrungsmittel zu verwenden.
Heimat | Lateinamerika |
Pflanzenfamilie | Nachtschattengewächse (Solanaceae) |
Wuchs | aufrechte, bis zu einen Meter hoch wachsende, krautige Pflanze |
Blüte | je nach Sorte unterschiedlich |
Standort | Ideal: sonnig |
Boden | nährstoffreich |
Winterhart | nein |
Mehrjährig | nein |
Besonderheiten | Grüne Pflanzteile sind giftig, auch die durch Licht grün gefärbten Stellen der Knollen sollten nicht gegessen werden. Die "Augen" der Kartoffeln sollten vor dem Kochen großzügig entfernt werden. |
Quelle: MDR Garten
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 19. Mai 2024 | 08:30 Uhr