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Misteln sind hübsch. Aber sie können ganze Streuobstwiesen zerstören. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Immergrüner HalbschmarotzerMistel: Heilpflanze und Gefahr für Apfelbäumebot. Viscum album, Weißbeerige Mistel, Weiße Mistel

07. Dezember 2023, 08:30 Uhr

Es heißt, wenn sich ein Paar unter dem Mistelzweig küsst, bringe es Glück für die gemeinsame Zukunft. In der Naturheilkunde findet die Mistel auch Verwendung. Aber Misteln haben nicht nur positive Eigenschaften. Sie sind Halbschmarotzer, die Bäumen Nährstoffe entziehen. Apfelbäume gehören zu ihren Lieblingswirten.

Geschichte und Brauchtum rund um die Mistel

Früher galt die Mistel als heiliger Glücksbringer. Sie war ein Zeichen der Götter und das Symbol der Weisheit. Nur Druiden durften sie sammeln. Man stellte aus den Misteln Medizin und aus den Beeren Vogelleim her, den man nutzte, um Vögel zu fangen.

Heute sieht man sie oft als große Bälle in Bäumen hängen. In der Weihnachtszeit sind sie als Zimmerschmuck gefragt. Ein britisch-französischer Brauch besagt, dass sich ein Paar küssen muss, wenn es unter einem Mistelzweig steht. Der Kuss soll ihnen eine glückliche, gemeinsame Zukunft bescheren.

Die Mistel zerstört die Wirtspflanze

Misteln sind epiphytische Parasiten und zählen zu den Halbschmarotzern, da sie auf verschiedenen Bäumen wachsen. Diese nutzen sie als Wirt für Wasser und Nährstoffe. Dabei zerstören die Aufsitzerpflanzen die Zellwände der Bäume und treiben einen Keil in das Wirtsgewebe. Dieser Keil kann bis zu einen halben Meter tief in den Baum hineinreichen.

Im Extremfall kann der Wirtsbaum durch den Mistelfall sogar absterben. Zudem werden Jungbäume, die durch Trockenheit geschwächt wurden, vermehrt zu Mistelwirten. Fehlende Baumpflege fördert die massive Verbreitung des Halbschmarotzers. Besonders betroffen sind Apfelbäume.

Misteln wachsen kugelförmig um die Äste ihres Wirts herum. Bildrechte: MDR/Patricia Geissler

Wegen der schnellen Verbreitung schlägt der Naturschutzbund NABU bereits Alarm und rät dazu, die befallenen Bäume im Spätwinter zu beschneiden. Das sei die einzige wirksame Methode, die weitere Verbreitung der Misteln zu verhindern. Besonders Streuobstwiesen seien gefährdet.

Vollschmarotzer und HalbschmarotzerPflanzliche Parasiten unterteilen sich in Halb- und Vollschmarotzer. Halbschmarotzer haben voll ausgebildete grüne Blätter und können selbst Fotosynthese betreiben, also mithilfe von Licht energiearme Stoffe in energiereiche umwandeln. Die Mistel auf dem Laubbaum ist solch ein Halbschmarotzer.

Vollschmarotzern hingegen fehlt der Blattfarbstoff Chlorophyll. Sie sind nicht zur Fotosynthese fähig und ständig auf einen Wirt angewiesen.

Vor allem Wasser und Nährstoffe müssen die parasitären Pflanzen von ihren Wirten abzweigen. Dafür haben die Schmarotzer spezielle Saugorgane, sogenannte Haustorien. Bei Misteln bestehen diese aus umgebildeten Wurzeln.

Auf einen Blick: Mistel
HeimatEuropa
PflanzenfamilieSandelholzgewächse (Santalaceae)
Wuchswächst als Ball und wird bis zu einen Meter groß
Blütegelbe Blüten
Blütezeitblüht im Frühjahr, bevor der Baum seine Blätter austreibt
Früchtekleine weiße Beeren
Standortwächst in Laubbäumen, aber auch auf Nadelgehölzen
Lebensdauerca. 70 Jahre
BesonderheitenEnthält Inhaltsstoffe, die in der Medizin verwendet werden. Die Beeren sind stark giftig, die anderen Pflanzenteile schwach giftig.

Misteln nicht im eigenen Garten anbauen

Misteln können bis zu 70 Jahre alt werden. Sie sind immergrün und wachsen in runden Gebilden rund um die Äste der Wirtspflanzen herum. Die Beeren der Mistel sind klein, weiß-schimmernd und klebrig mit einem einzelnen Samen im Inneren. Vor allem Vögel sind dafür verantwortlich, dass sich Misteln immer weiter ausbreiten. Sie fressen die Beeren und scheiden später die Samen wieder aus, die nach der Verdauung noch keimfähig sind.

Da Misteln den Bäumen, auf denen sie wachsen, schaden, sollten sie nicht gezielt im eigenen Garten kultiviert werden. Der Naturschutzbund (Nabu) ruft sogar dazu auf, die Parasiten aus Bäumen zu entfernen.

Die Mistel als Heilpflanze in der Medizin

Die Mistel ist giftig und sollte nicht einfach konsumiert werden. In der Pflanze stecken jedoch auch heilende Inhaltsstoffe. Arzneimittel mit Extrakten der Mistel - zum Beispiel Tee - sollen gegen Bluthochdruck helfen, wie die Kräuterfrau Dana Polta aus Schnaudertal berichtet.

Bei Misteltee ist nach gewiesen, dass er blutdrucksenkend durch seine Inhaltsstoffe wirkt. Wichtig ist bei Tee, dass man nicht die Beeren verwendet. Es werden nur die Blätter und die Stiele verwendet.

Dana Polta | Kräuterfrau aus Schnaudertal in Sachsen-Anhalt

Für Tee verwendet die Kräuterkundige lediglich Blätter und Stiele der Mistel. Zubereitet werde immer ein Kaltauszug, der erst direkt vor dem Genuss erwärmt wird. "Der Tee sollte nicht kochen, sonst gehen die Wirkstoff der Mistel verloren", so Polta.

Medizin mit Mistelextrakten soll auch helfen, Blutfettwerte zu senken und Arterienverkalkung vorzubeugen. Da die Vorkommen aus der Natur - trotz starker Verbreitung - nicht ausreichen würden, gibt es für die Tee- und Arzneimittelproduktion extra angelegte Mistelplantagen.

Quelle: MDR Garten (anz)

Bräuche im Dezember

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 11. Dezember 2022 | 08:30 Uhr