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Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

ObstbaumQuitten pflanzen, pflegen und erntenbot. Cydonia oblonga

15. November 2024, 15:22 Uhr

Herbstzeit ist Pflanzzeit, auch für die Quitte. Die Frucht hat den Ruf, sich wegen ihrer harten Frucht schwer und sehr aufwendig verarbeiten zu lassen. Lange wurde sie deshalb verschmäht. Inzwischen erlebt sie jedoch eine wahre Renaissance und ist wieder beliebter - wegen ihres unverkennbaren Geschmacks. Quitten sind die älteste Obstkultur in Deutschland.

Quitten stammen ursprünglich aus Asien. In Europa werden sie aber schon seit dem Altertum angebaut. Quitten sind die vermutlich älteste Obstkultur in Deutschland. Bereits seit dem achten Jahrhundert wurde die Quitte schriftlich erwähnt. Zu ihrer damaligen Popularität trug beispielsweise Hildegard von Bingen bei. Sie setzte die Quitte auch als Heilpflanze ein.

Quittenbaum im Garten pflanzen

Pflanzen Sie Quitten im Herbst! Dann ist das Angebot in den Baumschulen groß und die Quitten können in der kalten und feuchten Jahreszeit gut anwurzeln. Vor allem die Haarwurzeln bilden sich während der Winterruhe gut aus.

Wählen Sie einen sonnigen bis halbschattigen, eher geschützten Standort für den Quittenbaum. Die Quitte ist beim Boden anspruchslos. Sie kommt mit vielen Standorten zurecht. Nur kalkhaltige Böden mögen Quitten nicht.

Zum Pflanzen ein Loch mit dem doppelten Durchmesser ausheben, das Bäumchen gut wässern und den Bodenaushub mit Erde mischen. Die Wurzeln des Bäumchens leicht beschneiden. Bäumchen und einen Stützpfahl so einpflanzen, dass die Veredelungsstelle eine Handbreit über dem Boden liegt. Binden Sie das Bäumchen fest - und dann gut angießen!

Welchen Quittenbaum sollte ich pflanzen?

Quitten werden anhand ihrer Frucht- und Gehölzform in Apfel- und Birnenquitte unterschieden: Apfelquitten wachsen eher strauchartig und bilden runde Früchte aus. Birnenquitten haben eher längliche Früchte und wachsen pyramidal. Um die Vielfalt der Quitte zu erhalten, empfiehlt es sich auf Sorten zu setzen, die selten und somit letztlich vom Aussterben bedroht sind. Zu diesen Sorten gehört die Astheimer Perlquitte, die Quittenrennette von Castell und die Würzburger Goldquitte, aber auch die DDR-Sorten 'Wudonia' und 'Radonia'.

'Radonia' und 'Wudonia' Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius

Quittenbaum pflegen: gießen, schneiden und düngen

Junge Quitten müssen in den ersten drei Jahren gut gewässert werden. Das gilt auch für Urlaubszeiten. Wer keinen Nachbarn hat, der den Baum während längerer Abwesenheit gießen kann, kann auch mit einer Mulchdecke, einem halben Strohballen, mit Laub oder Kompost Abhilfe schaffen. Wird der Baum damit geschützt und vor dem Urlaub reichlich gegossen, kommt er meist gut über die Zeit.

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Je älter eine Quitte wird, desto pflegleichter ist sie. Sie braucht dann nur hin und wieder einen Verjüngungsschnitt: Am besten ist es, bei der Quitte jährlich vier, fünf Äste auszuschneiden. Das ist besser, als in größeren Abständen einen Radikalschnitt anzusetzen. Regelmäßige, kleinere Schnittmaßnahmen sind für die Verjüngung und die Fruchtbildung wichtig.

Ältere Quitten brauchen nur noch einen Verjüngungsschnitt. Bildrechte: MDR Garten/Annett Zündorf

Gedüngt werden können kleine Bäume mit einem Eimer Kompost pro Jahr. Bei größeren Bäumen kann eine Schubkarre Kompost im Bereich Kronentraufe verteilt werden, das heißt rund um den Stamm - in etwa so breit wie die Baumkrone darüber.. Da zu große Früchte die Stabilität des Baums beeinträchtigen und der Kompost den Austrieb anregt, sollte aber nicht zu viel gedüngt werden. Denn: Je mehr eine Quitte austreibt, umso anfälliger ist sie auch für Feuerbrand.

Quitten im Kübel pflanzen

Quitten können auch im Kübel gepflanzt werden. Wichtig ist hierbei jedoch der Schutz im Winter: Ab minus acht Grad Celsius sollte die Topfpflanze in den Keller gestellt werden. Spätestens alle zwei Jahre sollte braucht sie einen neuen Topf, bis die Pflanze die gewünschte Größe erreicht hat. Anschließend kann der Quittenbaum über den Schnitt in der Wunschgröße gehalten werden.

Quitten ernten und lagern

Erntezeit ist bei der Quitte im Oktober. Früher wurde gesagt, dass der erste Frost über die Quitten kommen soll. Doch weil der heute oft sehr spät eintritt, sind die Quitten dann oft schon welk. Wichtig ist, dass die Früchte bei der Ernte ganz dezent duften und sich leicht vom Holz lösen lassen.

Wer die Früchte nicht direkt - also innerhalb einer Woche - verarbeiten möchte, sollte sie vorsichtig ernten und aufpassen, dass dabei keine Druckstellen entstehen. Einlagig nebeneinander in Holzwolle oder auf Zeitung gelegt, halten die Früchte lange. Quitten sollten bei unter zehn Grad Celsius kühl, frostfrei und trocken gelagert werden.

Quitten in der Küche verarbeiten

"Das Aroma der Quitte ist einzigartig", sagt Quittenexperte Marius Wittur. Von Granatapfel über Kiwi bis hin zu Zitrusfrüchten vereinigen sich darin alle Fruchtaromen dieser Erde, so der Bio-Obstbauer.

Außerdem enthält die Quitte natürliches Pektin. Das Pektin sorgt für eine gewisse Bindefähigkeit beziehungsweise den gelartigen Zustand, ohne dass zusätzlich Gelierzucker oder ähnliches benötigt wird.

Traditionelle Quitten-Sorten sind Verarbeitungsfrüchte. Ihr Fruchtfleisch ist zu hart, um die Quitte roh zu essen. Die Quitte wird beispielsweise zu Marmelade, Gelee und Quittenbrot verarbeitet. In einigen Regionen ist das Quittenbrot auch unter als Quittenlatwerge, -speck oder -konfekt bekannt.

Neben den klassischen Sorten, gibt es veredelte Sorten wie die Honigquitte oder die Sorte 'Esme'. Sie können auch roh gegessen werden. 'Esme' - auch als Shirin-Quitte bekannt - kommt ursprünglich aus der Türkei, ist aber mittlerweile auch in unseren Gärten zu finden. In türkischen Lebensmittelläden lassen sich zur Saison auch ganze Früchte der 'Esme' kaufen.

Die 'Baumwollquitte' wird wegen ihrer Flaumschicht so genannt. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius

Quitten schneidenBio-Quittenbauer Marius Wittur empfiehlt für die Verarbeitung von Quitten ein Brotmesser mit Wellenschliff.

Die Quitte auf einen Blick
HeimatWestasien
PflanzenfamilieRosengewächse
Wuchsschwach bis mittelstark, wächst aufrecht, wird 2-6 m hoch und 2-3 m breit
Blüteweiß bis zartrosa
Früchteapfel- oder birnenformig, gelb-grün
Standortsonnig, geschützt
Bodenanspruchslos, kommt mit Extremstandorten zurecht, mag aber keine kalkhaltigen Böden
Winterhartja
Mehrjährigja
Lebensdauermehrere Jahrzehnte alt
BesonderheitenQuitten sind selbstfruchtend und können als Solitärgehölze gepflanzt werden. Außerdem enthalten sie natürliches Pektin.

Quittenrezepte

Quelle: Bio-Quittenbauer Marius Wittur von Mustea in Untereisenheim

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 20. Oktober 2024 | 08:30 Uhr