Mehrere Äpfel an einem Ast eines Apfelbaums.
Äpfel gehören zu den Klassikern im Obstgarten. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Obst im Garten Einen Apfelbaum pflanzen und richtig pflegen

botanischer Name: Malus domestica

30. Oktober 2022, 10:24 Uhr

Äpfel gehören zu den Klassikern im Obstgarten. Für Apfelbäume ist der Herbst die ideale Pflanzzeit. Zwischen August und Oktober können die Äpfel je nach Sorte geerntet und anschließend zu Kuchen oder Apfelmus verarbeitet werden.

Auf einen Blick
Heimat Zentralasien
Pflanzenfamilie Rosengewächse (Rosaceae)
Wuchs vielfältig, mit Pyramiden-, Hohl- oder Spindelkrone, schmale Säulenäpfel, als Spalier; ovales grünes Laub
Blüte ja; weiß bis rot
Früchte ja, gelbgrüne bis rote Äpfel
Standort sortenabhängig; i.d.R. bevorzugen Äpfel einen sonnigen, geschützten Standort
Boden sortenabhängig
Winterhart ja
Mehrjährig ja
Besonderheiten werden nach Reifezeit und Lagerfähigkeit in Sommer-, Herbst- und Winteräpfel unterschieden

Apfelbaum pflanzen

Im Herbst ist die beste Pflanzzeit für Apfelbäume. Wichtig ist, dass Sie sich zuvor erkundigen, ob sich die gewählte Sorte selbst befruchten kann - oder, ob Sie einen zweiten Baum pflanzen sollten, damit er Früchte trägt. Überlegen Sie sich bei der Sortenauswahl außerdem, wann Ihre Äpfel reif sein sollten, ob Sie die Sorten lagern oder aber gleich im Herbst vom Baum essen möchten. Wichtig ist auch der Pflanzplatz. Bei Sorten wie 'Rebella' oder 'Rewena' kommen Sie mit etwas weniger Platz aus, während die Sorte 'Rubinola' mehr Platz benötigt. Bei Äpfeln sollte ein Pflanzabstand von drei bis fünf Metern eingehalten werden.

Rückschnitt und Düngung

Apfelbäume werden im Frühjahr zurückgeschnitten, bevor sie aus dem Winterschlaf erwachen und neu austreiben. Ein starker Rückschnitt im Frühjahr regt den Baumwuchs an. Der Baum trägt dann zwar weniger, dafür aber größere Äpfel. Älteren Bäumen kann ein zusätzlicher Sommerschnitt helfen. Allerdings sollten Sie Apfelbäume im Sommer nur zurückhaltend schneiden.

Um der Mangelerscheinung 'Stippe' vorzubeugen ist Blattdüngung hilfreich. Diese sollte von Juni bis August erfolgen. Obstbau-Expertin Monika Möhler empfiehlt fünf Gaben: eine Gabe Ende Juni, zwei Gaben im Juli und zwei im August. Blattdünger ist übrigens kein Pflanzenschutz-, sondern ein Stärkungsmittel. Es ist also für den Verzehr unbedenklich.

Ein großer Baum mit grünen Blättern steht auf einer Plantage mit vielen anderen Bäumen.
Ein Apfelbaum steht auf einer Streuobstwiese. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius

Vermehrung von Apfelbäumen

Obstbäume werden über Edelreiser vermehrt, um die Eigenschaften einer Sorte zu erhalten. Bei der Vermehrung durch Samen wäre das nicht gegeben. Obstbäume können aus bis zu drei verschiedenen Teilen bestehen: Einer Unterlage, welche die Wurzel bildet, einem Stammbildner und einer Krone mit der eigentlichen Fruchtsorte. Je nach Obstart werden auch nur zwei Komponenten verwendet (Unterlage und Krone). Außerdem ist es möglich, dass an einem Baum verschiedene Sorten wachsen, wenn entsprechende verschiedene Reiser auf einen Stamm verdelt werden. Das Veredeln von Obstbäumen kann man sich mit etwas Geduld selbst beibringen.

Äpfel ernten, lagern und verarbeiten

Reife Äpfel erkennen Sie daran, dass sich der Stiel leicht vom Ast lösen lässt. Außerdem haben die Früchte bei Erntereife eine sortentypische Deckfarbe erreicht. Beachten Sie, dass es einen Unterschied zwischen Pflück- und Genussreife gibt. Viele Äpfel müssen nach der Ernte noch nachreifen, sie sind also noch nicht genussreif. So werden beispielsweise 'Danziger Kantapfel' und 'Topas' erst einige Wochen nach der Ernte gegessen.

Bei der Lagerung gilt: Je früher Äpfel reif sind, desto schlechter können sie gelagert werden. Nur Winteräpfel sind echte Lageräpfel. Winteräpfel wie 'Roter Boskoop' oder 'Topas' gelten als gute Lagersorten. Wenn sie gelagert werden sollen, müssen sie aber knapp reif geerntet werden, sonst schrumpeln sie sofort. Die Äpfel sollten einzeln gelegt werden. Kontrollieren Sie sie regelmäßig auf Schadstellen und sortieren Sie faule Äpfel aus. Äpfel sollten nicht unter null Grad gelagert werden. Fünf Grad sind optimal. Als Lagerraum eignen sich daher Gartenlauben oder Keller, dunkel muss es nicht unbedingt sein.

Äpfel können roh gegessen, aber auch verarbeitet werden. Als Marmelade, Mus oder Saft schmecken Äpfel lange gut. Besonders beliebt sind im Herbst auch Apfelkuchen.

Braune Flecken können Stippe sein

Äpfel können im Winterlager braune Flecken - die sogenannte Stippe - entwickeln. Ursache von Stippe ist ein Ungleichgewicht an Nährstoffen in der Frucht. Der Apfel nimmt leichter Kalium auf. Calcium und Magnesium gelangen schwerer in den Apfel. Vor allem in der Wachstumsphase der Früchte, also kurz nach der Blüte, ist es wichtig, dass auch Calcium und Magnesium in der Frucht ankommen und auch dort gespeichert werden. Damit das gelingt, braucht der Baum Hilfe und zwar in der Zeit, wenn die Früchte haselnuss- bis walnussgroß sind.

Damit die Früchte die Nährstoffe aus dem Boden überhaupt aufnehmen können, braucht der Baum Wasser. Ein Calciumräuber sind allerdings die Blätter. Wenn sie nicht ausreichend mit Calcium versorgt sind, ziehen sie es aus den Früchten wieder ab. Deswegen muss ihr Hunger beispielsweise durch die Gabe eines Blattdüngers (siehe Rückschnitt und Düngung) gestillt werden. Erst dann kann der Baum die Nährstoffe aus dem Boden in die Früchte leiten und sie dort auch speichern. Die Anfälligkeit für Stippigkeit ist sortenabhängig. 'Cox Orange' und 'Boskop' sind Äpfel, die schnell befallen werden.

Der größte Quatsch den man machen kann, ist den Boden zu kalken, wenn der pH-Wert hoch ist. In Mitteldeutschland ist das so. Dann ist nämlich genügend Calcium im Boden, der Baum kann es nur nicht aufnehmen. Hier hilft nur Gießen.

Monika Möhler von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt

Apfelwickler - die Made im Apfel

Wer etwas gegen Maden im Apfel tun will, sollte ab Mai den Flug des Apfelwicklers kontrollieren. Die erste Generation des Kleinschmetterlings schlüpft ab Ende Mai bis Ende Juni. Ein bis zwei Wochen nach dem Flugbeginn legen die Falter an Blättern und Früchten ihre Eier ab. Die daraus schlüpfenden Larven (Obstmaden) bohren sich in die Früchte. Nach drei bis fünf Wochen verlassen sie die Äpfel und verpuppen sich. Aus den Puppen schlüpfen ab Ende Juli bis Anfang September neue Falter. Deren Larven schädigen die reifen Früchte. Die Äpfel weisen Bohrlöcher mit gut sichtbaren braunen Kotkrümeln auf.

Wenn sich der Apfelwickler zeigt, wird es Zeit, zum Beispiel Leimringe oder andere Fanggürtel anzubringen. Die Duftstoffe locken männliche Falter an, die auf dem Leimboden kleben bleiben. Dadurch wird die Begattung der Weibchen wird verhindert. Es entstehen keine Nachkommen (Larven, Maden). Den Befall können auch Wellpappe-Fanggürtel vermindern. Dabei verpuppen sich die Larven der ersten Generation in den Röhren des Wellpapperinges. Den Fanggürtel müssen Sie aber regelmäßig kontrollieren und bis Mitte Juli entfernen, damit keine neuen Falter schlüpfen können. Einen Zuflug von Nachbarbäumen können Sie allerdings nicht verhindern.

Apfelsorten

Die Auswahl an Apfelsorten ist riesig. Allein in Deutschland sind etwa 2.000 Sorten bekannt. Weltweit geht man sogar von 15.000 bis 20.000 Apfelsorten aus, von denen allerdings viele in ihrer Existenz bedroht sind. Kommerziell angebaut werden nämlich nur eine überschaubare Zahl von Sorten. Diese Hochleistungssorten wie Jonagold, Elstar oder Gala wurden speziell auf die Bedürfnisse des Handels gezüchtet: Sie entsprechen in Geschmack, Form und Aussehen den Vorstellungen vom "Idealapfel", sie sind gut zu transportieren und lange lagerfähig. Damit geht der Großteil der Apfelvielfalt an den Verbrauchern vorbei. Auf Wochenmärkten, in Bio- und Hofläden finden sich noch alternative Sorten. Oder man pflanzt sich am besten selbst eine spezielle Apfelsorte in den Garten.

Ein aufgeschnittener Apfel im Hintergrund sind weitere Sorten 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

Zehn Kerne stecken in jedem Apfel. Zehn neue Sorten könnten theoretisch daraus wachsen. Aber schmecken diese auch? Thomas Wölke sucht Sämlingsäpfel, verkostet sie und meldet sie an.

MDR FERNSEHEN So 20.09.2020 08:30Uhr 02:58 min

https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/saemlingsapfel-100.html

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Moderatorin und Gast stehen auf einer Apfelwiese 6 min
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6 min

Pomologe Stefan Eschke vom Bundessortenamt in Wurzen empfiehlt Apfelsorten jenseits der Supermarktware, darunter zum Beispiel solche, die sich gut für den Kleingarten eignen.

MDR FERNSEHEN So 20.09.2020 08:30Uhr 06:08 min

https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/apfelsorten-empfehlungen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Zwei Menschen stehen neben einem Mehrfruchtbaum. 11 min
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Tipp Das Bundessortenamt stellt auf seiner Website beschreibende Sortenlisten von allen in Deutschland erhältlichen Obstsorten zur Verfügung.

Welche Sorte ist die richtige?

Ein wichtiges Kriterium für die Sortenauswahl ist, wann Sie die Äpfel ernten möchten. Es gibt solche, die schon im Sommer, andered, die im Herbst oder gar erst zum Winteranfang hin reifen. Auch die Höhenlage Ihres Gartens sollten Sie bedenken. Nicht alle Apfelsorten gedeihen auch in den Mittelgebirgslagen. Am besten nehmen Sie einen Baum aus einer Baumschule, die sich in etwa dergleichen Höhenlage befindet wie Ihr Garten.

Auch sollte man wissen, wie die Äpfel am liebsten essen möchte: Ob als Frischobst oder doch lieber als Mus, im Kuchen oder als Saft. Apfelsorten werden daher in Tafel- und Wirtschafts- beziehungsweise Mostäpfel unterschieden. Fragen Sie am besten bei einer Baumschule in Ihrer Nähe nach empfehlenswerten Sorten. Alternativ gibt es spezielle Baumschulen, die sich den Erhalt alter Kultursorten auf die Fahnen geschrieben haben. Sie sind in der Regel über eine Internetrecherche zu finden.

Einige empfehlenswerte Apfelsorten im Überblick
alte Sorten Neuzüchtungen Kleingarten resistente Sorten Sommeräpfel
Rote Sternenrenette Tiara Karneval Sentena Weißer Klarapfel
Ananasrenette Baya Marisa Topaz Rubinola Helios
Danziger Kant Ladina Pilot Rewena Retina
Lausitzer Nelkenapfel Rea Gold Ontario Resi Piros
Edelborsdorfer Belamour Carola Regia Discovery

Äpfel in Säulenform

Ein Apfelbaum als "Säule" ist für Hobbygärtner mit wenig Platz interessant. Sie können sogar im Kübel auf dem Balkon kultiviert werden. Hubert Siegler erforscht "Säulen-Äpfel" seit vielen Jahren:

In den 60er-Jahren wurde das entdeckt. Das war eine natürliche Mutation. Und die wurde dann weiter gezüchtet.

Hubert Siegler von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Veitshöchheim

Inzwischen gibt es aus dieser Urform ganz viele Sorten. Ihre Vorteile: Man kann sehr eng pflanzen (je nach Sorte etwa 40 bis 50 Zentimeter Abstand) und die Bäume wachsen langsam. Trotzdem sind der Sortenvielfalt Grenzen gesetzt. Alte und ausgefallende Sorten sind nicht als Säule zu bekommen.

Hat man sich für einen solchen "Säulen-Apfel" entschieden, sollte man ein paar Kleinigkeiten beachten. Beim Pflanzen gilt: je höher der Baum in die Erde gesetzt wird, desto kleiner bleibt er. Um eine für die Ernte angenehme Wuchshöhe zu garantieren, sollte neben der Sortenwahl auch die Pflanztiefe bachtet werden.

Ist der Baum richtig eingepflanzt, gestaltet sich die Pflege der Bäume leicht. Dazu im Frühling alle Seitentriebe die länger als 20 Zentimeter sind auf 5 bis 15 Zentimeter zurückschneiden. Sollte der Baum sehr stark wachsen, ist ein zweiter Schnitt im Sommer möglich.

Hubert Sieglers Sortenempfehlungen "Säulen-Äpfel": Rondo:
Bringt vom ersten Jahr an gute Erträge, die Äpfel sind von guter Qualität und können lange gelagert werden. Pflückreif wird er Mitte bis Ende September und kann etwa bis Februar gelagert werden. Außerdem gilt er als tolerant gegen Schorf, auch Mehltau kann ihm wenig anhaben.

Rhapsodie:
Ein schwach wachsender, schorftoleranter Apfel aus Tschechien, der sich gut für den Anbau im Kübel eignet. Pflück- und Genussreife setzen etwa Mitte September ein. Das Fruchtfleisch wird als sehr saftig beschrieben.

Arbat
Die russische Züchtung wächst sehr kompakt und passt daher auch auf Balkon und Terrasse. Geerntet werden kann Ende September. Er gilt als widerstandsfähig gegen Schorf, Mehltau und Rost.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 30. Oktober 2022 | 08:30 Uhr