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Mispeln bleiben mindestens bis nach dem ersten Frost am Baum. Erst dann werden sie geerntet. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Seltene ObstsortenMispel: Eine fast vergessene Fruchtbot. Mespilus germanica, weitere Namen: Echte oder Gemeine Mispel, Steinapfel

04. Dezember 2023, 08:48 Uhr

Wer weiß schon noch wie Mispeln schmecken? Im Mittelalter gehörten sie zum Alltag der Menschen, doch mittlerweile sind die kleinen harten Früchte, die erst im Spätherbst reifen, nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei bestechen sie mit einem intensiven Aroma und eignen sich insbesondere für Marmeladen hervorragend.

In Gärten sind Mispeln kaum noch anzutreffen, dafür findet man sie mitunter in Parks oder an Feldrainen. Mispeln werden als Buschbäume oder Halbstämme angeboten.

Verwandt ist die Mispel mit den Quitten. Beide gehören zur Familie der Rosengewächse, die meisten Sorten sind selbstbefruchtend und ihre Früchte sind hart. Allerdings ist der Geschmack der Früchte sehr unterschiedlich.

VerwechslungsmöglichkeitenDie Japanische Mispel (Eriobotrya japonica) ist nur dem Namen nach eine Verwandte, gehört sie doch zu einer anderen Pflanzengattung. Die kleinen, orangefarbenen Früchte schmecken säuerlich und ganz anders als die einheimische Mispel. Allerdings ist in Rezepten häufig die Japanische Mispel gemeint.

Die namensähnliche Mistel, ein häufig anzutreffender Baumparasit, hat keinerlei Verwandtschaft zur Mispel.

Die Größe der Mispelfrüchte variiert zwischen Wild- und Kultursorten stark. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Die Mispel auf einen Blick
HeimatWestasien, Südosteuropa
PflanzenfamilieRosengewächse (Rosaceae)
Wuchsmittelstark wachsend, erreicht Höhe zwischen zwei und fünf Metern, bildet eine ausladende, stark verzweigte Krone
Blüteja; blüht weiß, mitunter auch rosa im Mai/Juni
Früchteklein bis mittelgroß, die vertrockneten Kelchzipfel stehen am Fruchtende kronenförmig zusammen, braun, hart
Standortsonnig, windgeschützt, ggf. auch halbschattig
Bodenanspruchslos, gedeiht nicht auf stark kalkhaltigen oder schlecht durchlässigen Böden
Winterhartja
Mehrjährigja
Lebensdauerwird mehrere Jahrzehnte alt
BesonderheitenDie meisten Mispel-Sorten sind selbstfruchtbar. Durch ihre späte Blüte gibt es kaum Ernteausfälle durch Spätfrost.
VerwendungDie Früchte können roh verzehrt werden, eignen sich jedoch aufgrund ihres hohen Pektingehaltes besonders gut zur Herstellung von Marmeladen, Gelees oder auch Kompott. Man braucht für sie kaum zusätzlichen Zucker.

Mispeln pflanzen

Günstig ist eine Pflanzung von wurzelnackten Bäumen im Spätherbst oder Winter, damit der Baum vor dem nächsten Frühjahr gut anwurzelt. Mispeln im Pflanzcontainer können grundsätzlich aber auch im Frühjahr und Sommer gesetzt werden. Zur Stabilisierung des neugepflanzten Baumes sollte er in den ersten Lebensjahren an einen Pfahl gebunden werden.

Die Mispel stellt nur geringe Ansprüche an den Boden, nur mit kalkhaltigen Böden kommt sie nicht gut zurecht. Aufgrund ihrer Herkunft aus südlichen Gefilden lieben Mispeln die Wärme und gelten als relativ trockenresistent. Zeitweise Dürreperioden überstehen sie gut. Steht sie an einem geschützten Standort, kann sie durchaus auch in Höhenlagen bis etwa 600 Meter angebaut werden.

Mispeln pflegen

Die Mispel ist ein anspruchsloses Gewächs. Nach dem Erziehungsschnitt ist ein regelmäßiger Schnitt nicht nötig, allerdings sollten stark überstehende oder herabhängende Zweige eingekürzt werden. Wenn bei veredelten Bäumen die Unterlage durchtreibt, sollten die entsprechenden Triebe weggeschnitten werden, um die Sortenreinheit zu erhalten. Da auch junge Bäume sehr schnell tragen, sollten die Früchte bei ihnen vorzeitig abgenommen werden, um den Baum in den ersten Lebensjahren nicht zu überlasten. Zwar sind Mispeln selbstbefruchtend, wer aber auf einen hohen Ertrag Wert legt, sollte besser zwei Bäume pflanzen.

Sehr dekorativ sind die großen, weißen Blüten der Mispel, manche Sorten blühen auch rosa. Bienen und andere Insekten besuchen gern die Blütenpracht. Auch die Früchte werden gern von Vögeln gefressen.

Auch wegen ihrer zarten Blüten ist die Mispel ein attraktiver Baum. Zumal sie erst im Mai blüht. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Mispel-Sorten

Bei der Wildform Mespilus germanica, die als Großstrauch wächst und oft überreich trägt, sind die Früchte kleiner als bei den Kultursorten. Letztere werden auch auf Halbstämmen veredelt. Insbesondere in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich sowie in Osteuropa werden Kultursorten noch heute angebaut.

Große bis sehr große Früchte haben zum Beispiel die Sorten 'Breda Giant', 'Bredase Reus', 'Macrocarpa' oder 'Montreuse d'Evreinoff'. Die großfruchtigen Sorten reifen eher als die kleinfruchtigen.

Die vertrockneten Kelchzipfel stehen am Fruchtende kronenförmig zusammen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Experten-Tipp: Mispel als Teil einer Wildfruchthecke pflanzen

Ulrike Lasker-Bauer, Expertin für seltene Obstsorten und ehemalige Baumschuleninhaberin aus dem Eichsfeld, empfiehlt, die Wildform der Mispel als Teil einer Wildfruchthecke zu pflanzen. Sehr gut macht sie sich zum Beispiel in Kombination mit Wildrose, Hasel und Weißdorn. Auch als Solitär - zum Beispiel als Hausbaum - wirkt die Mispel atrraktiv. In diesem Fall sollte man auf eine Veredelung auf Halbstamm zurükgreifen.

Wer nun neugierig auf diese Obstrarität geworden ist: Mispeln gibt es zwar nicht in jedem Pflanzenmarkt zu kaufen, aber Sie können in ausgewählten Baumschulen Ihrer Region nachfragen. Im Zweifelsfall hilft auch eine Internetrecherche.

Auf einen Halbstamm veredelt, wird aus der Mispel ein Baum mit ausladender Krone. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Die Früchte der Mispel verwenden

Die aromatischen Früchte reifen im Spätherbst, sie sollten so lange wie möglich am Baum verbleiben, gern auch bis in den Winter hinein. Es besteht keine Gefahr, dass die Früchte am Baum anfangen zu schimmeln. Ihr Geschmack wird als feigen- oder dattelartig mit erdiger Note beschrieben.

Mispeln sind kein typischer Anblick in der Obstschale. Dabei sind sie echt einen Versuch wert. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Für die Genussreife sollten sie idealerweise Frost abbekommen, da hierdurch der Gerbsäuregehalt abnimmt und die harten Früchte überhaupt erst weich werden. Reife Mispeln sind innen braun, das Fruchtfleisch ist teigig, die meisten Sorten enthalten mehrere Kerne. Die Früchte können roh gegessen werden, indem man sie zum Beispiel auslutscht. Allerdings eignen sie sich durch ihren hohen Pektingehalt besonders gut für Konfitüren und Gelees.

Mispeln sehen im Herbst ganz knackig und lecker aus, sind aber holzig und schmecken nicht. Nach dem ersten Frost, wenn sie reif sind, ist in der dunkelbraunen Frucht ein noch dunklerer Brei, der ein bisschen Überwindung kostet, reinzubeißen, denn lecker sieht es nicht aus. Aber es schmeckt erstaunlicherweise ganz gut. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Mispel-RezepteMispel-Konfitüre

1kg Mispeln waschen, halbieren und in einem Topf knapp mit Wasser bedeckt bei schwacher Hitze 20 Minuten köcheln lassen. Durch ein Sieb streichen, abwiegen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker gut verrühren und aufkochen. Wer mag gibt noch etwas Zimt hinzu. Fünf Minuten köcheln lassen und heiß in saubere, dicht verschließbare Gläser füllen. Diese fünf Minuten auf den Kopf stellen und anschließend kühl und dunkel aufbewahren.

Gelee

1,3 kg sehr weiche und reife Mispeln, 500 g geviertelte Äpfel, Fruchtfleisch von 3 geschälten Zitronen, 1,6 l Wasser, Zucker. Alles anderthalb Stunden leicht köcheln, gelegentlich umrühren, durch ein Leinentuch passieren, Flüssigkeit abmessen und die gleiche Menge Zucker dazugeben. Kochen lassen, bis sich der Zucker aufgelöst hat, Gelierprobe machen, in Gläser füllen.

Mispelbrot

Gelee-Rückstände durch "Flotte Lotte" drehen, Masse wiegen und halb so viel Zucker zugeben, evtl. Zitronensaft, eindicken. 1-2 cm dick auf geöltes Butterbrotpapier streichen. Nach zwei bis drei Tagen schneiden oder ausstechen und in Zucker wälzen.

Kompott

500 g Mispeln, ½ l Apfelsaft, Zucker nach Geschmack. Feste Mispeln schälen und halbieren, von teigigen nur die Blüte ausstechen. In Wasser halbgar dünsten, Apfelsaft und Zucker zugeben, fertig dünsten.

Quellen: Ulrike Lasker-Bauer, Expertin für seltene Obstsorten und ehemalige Baumschuleninhaberin, Eichsfeld, MDR Garten (dgr)

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