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Ob dunkelblau, grün, gelb oder rosa: Für jeden Geschmack gibt es mittlerweile Tafeltrauben im Handel, die auch in Privatgärten gedeihen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

WeinrebenWeintrauben aus dem Garten: Tafeltrauben anbauen, pflegen, erntenbot. Vitis vinifera

13. Februar 2022, 14:02 Uhr

Tafeltrauben aus dem eigenen Garten schmecken unvergleichlich gut und sind gesünder als gekaufte Trauben aus dem Supermarkt. Wer einen sonnigen und warmen Platz für die Reben findet, kann die süßen Früchte selber anbauen. Hier finden Sie Tipps für den Anbau, die Pflege und die Ernte von Weintrauben.

Der richtige Standort für Wein

Es muss nicht gleich ein ganzer Weinberg sein, wie ihn André Zahn auf seinem Weingut bei Großheringen bewirtschaftet. Eine nach Süden ausgerichtete Hauswand reicht völlig für den Anbau süßer Trauben aus, sagt der Experte. Selbst auf einem sonnigen Balkon können Reben in großen Pflanzgefäßen gedeihen und schmackhafte Früchte tragen.

Diese Weinrebe profitiert von der gespeicherten Wärme in der Hauswand. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Ohne direktes Sonnenlicht geht es aber nicht. Wer selbst Tafeltrauben anbauen möchte, muss für die Pflanzen den wärmsten Platz auf seinem Grundstück mit viel Mittags- und Nachmittagssonne suchen. Eine Hauswand gilt als ideal, weil sie die Wärme der Sonne speichert, sagt Kellermeister André Zahn. Die Reben dekorieren gleichzeitig die Fassade. In Reihen am Drahtspalier oder als Kletterpflanze an einer Pergola gedeihen sie auch.

Weinreben auf einen Blick
HeimatMittelmeerraum
PflanzenfamilieWeinrebengewächse (Vitaceae)
WuchsWeinreben können sehr groß werden und ganze Häuserwände bewachsen. Für hohe Erträge werden Reben zurückgeschnitten.
BlüteMitte Mai bis Ende Juni
Früchteje nach Sorte weiße, rote und dunkelviolette Weinbeeren
Standortsonnig und warm
Bodentiefgründiger, lockerer Boden
Winterhartja
Mehrjährigja
LebensdauerJe nach Sorte können Weinreben bis zu 30 Jahre lang Erträge liefern. Es gibt auch Uralte Weinstöcke, die schon 100 Jahre alt sind.
BesonderheitenViele Kulturreben sind zwittrig und befruchten sich selbst.

Wein im Frühjahr oder Herbst pflanzen

Bei der Pflanzzeit von Weinreben scheiden sich die Geister. Erfahrene Winzer pflanzen die Reben meist im Frühjahr von April bis Mitte Mai. Dann haben die Weinstöcke den ganzen Sommer lang Zeit, gut einzuwurzeln und kräftige Triebe zu bilden. Aber auch im zeitigen Herbst, wenn der Erdboden noch warm ist, können Weinreben gepflanzt werden. Folgt ein strenger Winter, besteht aber die Gefahr, dass die Pflanzen erfrieren. In den ersten Wintern sollten die Pflanzen deshalb angehäufelt werden.

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Weinreben brauchen einen sehr sonnigen, windgeschützten Standort sowie einen tiefgründigen, lockeren Boden. Das Pflanzloch sollte 40 bis 50 Zentimeter tief ausgehoben werden. Wer mag, kann Blähton mit hineingeben, denn Staunässe ist schädlich. Dünger, Kompost oder Blumenerde dürfen nicht verwendet werden, weil Reben sehr empfindliche Wurzeln haben. Der Abstand zu einer Hauswand sollte etwa 20 Zentimeter betragen. Werden mehrere Reben gepflanzt, sollten sie eineinhalb bis zwei Meter Entfernung voneinander haben. Die Veredelungsstelle liegt über der Erde. Grüne Ranken werden locker an den Pflanzpfahl gebunden, auch schon verholzte Triebe brauchen eine Befestigung. Im Sommer sollten frisch gepflanzte Reben immer wieder gegossen werden.

Einen alten Weinstock verpflanzenEs ist schwierig, einen alten Weinstock zu verpflanzen, da Weinpflanzen sehr viele flache Wurzeln haben und diese beim Umsetzen schnell beschädigt werden können. Es gehört also etwas Glück dazu, dass so eine Aktion gelingt, sagt Weinbauer André Zahn. Wer es wegen Platzmangel trotzdem tun muss, sollte ½ Kubikmeter Wurzelmasse vorsichtig ausgraben und aufpassen, dass zentrale Wurzelorgan nicht zu beschädigen.

Reben im Topf (20 bis 30 Liter) können das ganze Jahr über gepflanzt werden. Unverzichtbar ist dabei eine Drainageschicht, damit sich keine Staunässe bildet und das Wasser gut ablaufen kann. Wer mit dem Pflanzen bis zum Herbst wartet, kann sich bei etwas älteren, vorkultivierten Pflanzen gleich von der Qualität der Trauben überzeugen.

Die richtige Sorte für meinen Garten oder Balkon

Folgende Faustregel für die Auswahl einer Sorte gilt laut Petra Steinmann-Gronau von der Rebschule Steinmann in Sommerhausen: Je ungünstiger die Region oder der Standort ist, desto früher sollte die Traubensorte reif sein.

Weintrauben-Sorten für den Anbau im eigenen Garten

Für den Anbau von Wein am eigenen Haus oder im eigenen Garten eignen sich besonders robuste Sorten. Eine davon ist die 'Palatina'. Sie stammt aus Ungarn. Die Früchte sind süß und schmecken sehr aromatisch nach Muskat. Die Beeren sind groß und haben nur eine dünne Schale. Allerdings hat die 'Palatina' Kerne. Bildrechte: Dufft, Daniela/MDR
Die Sorte 'Muscat Bleu' (Mitte) schmeckt ähnlich wie die 'Palatina'. Die Beeren sind allerdings etwas kleiner. Sowohl die 'Palatina' als auch die 'Muscat Bleu'-Weinstöcke sind resistent gegen Mehltau. Bildrechte: Dufft, Daniela/MDR
Auch eine empfehlenswerte Sorte für den Hausgarten ist der 'Rote Gutedel'. Eigentlich ist die Sorte eine Keltertraube, aber sie schmeckt auch als Tafeltraube hervorragend. Die Beeren werden sehr groß, richtig reif sind sie aber erst Mitte Oktober. Einziges Problem: Die Sorte ist empfindlich und anfällig für Pilzkrankheiten. Bildrechte: Dufft, Daniela/MDR
Die Sorte 'Nelly' dagegen zählt zu den Züchtungen mit einer guten Widerstandskraft gegen Pilzerkrankungen. Die roten- fruchtig-süßen Trauben können Anfang Oktober geerntet werden. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Wer das Muskataroma mancher Trauben schätzt, für den käme 'New York Muscat' in Frage. Die aus Amerika stammende Züchtung bringt große, saftige Beeren hervor. Sie gilt als unkompliziert, ihr Laub färbt sich im Herbst außerdem intensiv. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Auch 'Lidi' gilt als pilzresistent. Die früh reifende Rebsorte eignet sich für etwas weniger günstige Standorte. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Die blauen, aromatisch-süßen Früchte der Sorte 'Königliche Esther' sind ein Ergebnis ungarischer Züchter. Geerntet werden kann - je nach Lage und Klimaeinflüssen - schon ab August. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
'Katharina' hat große, länglich-ovale Beeren, die je nach Sonnenschein ab Mitte September reif sind. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
'Jolanka' gilt als sehr frostbeständig. Auch Pilzerkrankungen machen ihr wenig zu schaffen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Mittelfrüh reifende Beeren, die dunkelblau gefärbt und knackig sind - das ist 'Georg'. Die pilzfeste Sorte zeigt eine gute Frosthärte. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
'Fanny' ist eine recht anspruchslose Sorte, die sich für Privatgärten eignet. Ihre Beeren reifen früh. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Die Früchte von 'Arkadia' haben nur wenige Kerne, fallen aber groß und angenehm süß aus. Auch diese Sorte ist pilzbeständig. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
'Venus' hat schwarzblaue, wohlschmeckende Früchte und ist vor allem für alle, die Keine kerne mögen, eine gute Wahl. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, eine veredelte Pflanze auszuwählen. Sie besitzt eine größere Widerstandskraft gegen den Befall durch die Reblaus. Im Fachhandel gibt es mittlerweile zahlreiche Traubensorten, die zusätzlich widerstandsfähig gegen Mehltau sind. Das bedeutet, dass sie nicht vorbeugend gegen Pilzerkrankungen behandelt werden müssen. Lediglich in Jahren mit sehr ungünstigem Wetter kann es notwendig sein, Pflanzenschutzmittel zu verwenden - aber auch nur, wenn es tatsächlich zum Befall gekommen ist.

Tafeltrauben und Keltertrauben: Was ist der Unterschied?Tafeltrauben sind für den Frischverzehr gedacht, aus Keltertrauben wird Wein gemacht. Beide lassen sich auch zu Traubensaft verarbeiten.

Rebstöcke können 20 bis 30 Jahre alt werden, ohne anfälliger für Krankheiten zu werden oder einen geringeren Ertrag zu liefern. Kernlose Sorten neigen zu kleineren Beeren, daher raten Fachleute dazu, bei der Auswahl eher auf das Verhältnis zwischen Anzahl der Kerne und Beerengröße zu achten.

Pilzbeständige Sorten für den Hausgarten
NameBeerenfarbeReifeBesonderheiten
Nellyintensiv rosaMitte September bis Anfang Oktoberfruchtig-süße Trauben; für ungünstige Standorte geeignet; Sortenempfehlung für Thüringen laut Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau (LVG) Erfurt; Züchtung aus Deutschland
Theresazart rosaAnfang bis Mitte Oktobergroße Beeren
Königliche EstherschwarzblauAnfang bis Mitte Septemberknackige, aromatische Trauben; Sortenempfehlung für Thüringen laut LVG Erfurt; Züchtung aus Ungarn
Muscat BleuschwarzblauMitte bis Ende Septembersüß-aromatisch, Geschmack nach Muskat; recht harte Schale
RomulusgrünSeptemberkernlos, kleine, süße Beeren
ArkadiagelbgoldenAnfang Septemberkernarme, große Beeren; Züchtung aus Russland
VenusblauAnfang Septemberkernlose, fleischige Beeren; Züchtung aus den USA

Winterschutz für Weinreben nur bei Kübelpflanzen nötig

Obwohl Weinreben von Natur aus winterhart sind, sollte frisch gepflanzter Wein in den ersten Wintern angehäufelt werden.

Reben im Kübel im Winter ebenfalls zusätzlich geschützt werden, damit die Wurzelballen nicht erfrieren. Wer die Möglichkeit hat, die Pflanzen in ein kühles Winterquartier zu stellen, sollte sie nutzen. Muss der Kübel draußen bleiben, sollte der Topf zum Beispiel mit Luftpolsterfolie geschützt werden. Stellen Sie ihn außerdem auf eine dämmende Unterlage wir Styropor oder Holz. Den Topf zusätzlich mit Laub, Stroh oder Reißig abdecken. Die grünen Seitentriebe sollten regelmäßig leicht zurückgeschnitten werden, damit die Pflanze füllig bleibt.

Weinreben richtig schneiden

Für gesundes Wachstum und reiche Ernte müssen Licht, Luft und Sonnenlicht auf die Reben einwirken können. Daher ist ein regelmäßiger Schnitt vor dem Austrieb im Frühjahr (März bis April) wichtig. Beim Schnitt kommt es darauf an, welchem Zweck der Weinstock dient: Soll er viele Weintrauben liefern oder schmückendes Element an einer Hauswand sein?

Die rötlichen Triebe sind aus dem aktuellen Jahr. Zwei davon bleiben beim Rückschnitt im Frühjahr bis auf zehn Augen stehen. Sie treiben dann im nächsten Jahr neu aus. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Wer viel Wert auf den Ertrag legt und viele Trauben in bequemer Höhe ernten möchte, lässt zwei der einjährigen Triebe, die auf einjährigem Holz wachsen, auf einer Länge von acht bis zehn Augen stehen. Daraus wachsen dann die neuen Triebe, die die Weinbeeren tragen. Diese benötigen wiederum etwa zehn Blätter für eine Weintraube. Also werden die Triebe ab einer Höhe von zehn Augen gekappt (also etwa bei 1,20 Meter).

Rückschnitt: So bilden sich WeintraubenWeinreben blühen am diesjährigen Trieb, der auf einjährigem Holz wächst. Dieses wiederum muss auf zweijährigem Holz stehen.

Zwischen Ende Mai und Anfang Juni wandeln sich die Blüten zu Trauben, man spricht auch vom Traubenschluss. Wein-Experte André Zahn empfiehlt, dann die Trauben zu entblättern, also die Blätter, die die Trauben beschatten, zu entfernen. Nur so gelangt ausreichend Sonne auf die Trauben und sie werden schön süß.

Wer den Weinstock als Sichtschutz oder zur Begrünung einer Hauswand nutzen möchte, muss nicht so strenge Schnittregeln einhalten. André Zahn schneidet die langen von den Hauptrieben abgehenden einjährigen Seitentriebe auf zwei Augen zurück. Aus dem Zapfen wachsen dann im Frühjahr die neuen Triebe, die er an einem Spalier in die gewünschte Richtung lenkt. Es gibt viel Fachliteratur in der genau beschrieben wird, wie Weinreben richtig geschnitten werden.

Weintrauben ernten und lagern

Trauben reifen nicht nach. Sie werden daher in vollreifem Zustand geerntet. Verpackt in einem Plastikbeutel, können sie rund zwei Wochen im Kühlschrank lagern.

Kirschessigfliege macht reife Weintrauben ungenießbar

Kirschessigfliegen machen auch vor Weintrauben nicht Halt. Sie befallen die reifen Früchte und machen Sie ungenießbar. Um die reifen Tafeltrauben zu schützen, können Sie einfach Tüllsäckchen über die Früchte stülpen.

Weinrebe als Heilpflanze und weitere VerwendungsmöglichkeitenIn der Naturheilkunde sind die Blätter der Weinreben und auch die Kerne der Weintrauben ein traditionelles Heilmittel mit einem weiten Wirkungsspektrum. Unter anderem werden ihnen positive Wirkungen bei Venenleiden zugesprochen. Aus diesem Grund hat der Verein NHV Theophrastus, der sich für die Förderung der Naturheilkunde einsetzt, die Weinrebe zur Heilpflanze des Jahres 2023 ernannt.

Quelle: Weinbau-Experten André Zahn aus Großheringen und Petra Steinmann-Gronau aus Sommerhausen

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 27. August 2023 | 08:30 Uhr