Schattenglöckchen mit Knospen
Gegen den typischen Spätfrost gut gewappnet ist zum Beispiel das Schattenglöckchen. Der immergrüne Strauch ist ursprünglich in den Bergwäldern Japans zu Hause. Bildrechte: MDR/Franziska Nössig

Mittelmeer in Mitteldeutschland Diese früh blühenden Gehölze verkraften den Klimawandel im Garten

24. Februar 2023, 09:01 Uhr

Ziergehölze, die noch vor Jahren in unseren Breiten undenkbar waren, haben sich längst an unsere Winter angepasst. Jörg Kohout, Leiter der Baumschule „Mammutgarten“ in Elstra bei Kamenz stellt winterharte Gehölze vor, die zum Teil schon jetzt blühen - und somit den Vorfrühling einläuten.

Winterjasmin (Jasminum nudiflorum)

Kräftig gelb sind die überhängenden Blüten des Winterjasmin, und sie blühen bereits seit Anfang Februar. Die winterharte Pflanze ist ein Klettergehölz, kann sich aber nicht von allein halten: sie benötigt eine Kletterhilfe. Weder Hitze noch Trockenheit sind für den Winterjasmin ein Problem, er sollte allerdings wind- und frostgeschützt gepflanzt werden.

Blühender Winterjasmin
Bereits seit Anfang Februar blüht Winterjasmin, ein winterhartes Klettergehölz. Bildrechte: imago

Rote Kätzchenweide "Mount Aso" (Salix gracilistyla)

Die Rote Kätzchenweide verträgt Feuchte gut, ist bienen- und insektenfreundlich, frostverträglich und generell pflegeleicht. Die Zweige lassen sich problemlos zu jeder Jahreszeit kürzen. Doch sollte man sich ob der niedlichen rosaroten Kätzchen nicht täuschen lassen: die Japanische Weide, wie das buschig wachsende Laubgehölz auch genannt wird, ist nicht etwa eine Zwergform. Sie wird bis zu zwei Meter hoch.

Rote Kätzchenweide Mount Aso
Pflegeleicht: Die Rote Kätzchenweide verträgt problemlos Feuchte und Frost. Bildrechte: MDR/Franziska Nössig

Eukalyptus (Eucalyptus gunnii silverana)

Jörg Kohout hat hier eine Faustregel parat: "Je bläulicher die Blätter, desto besser verträgt die Pflanze Kälte, kurzzeitig sogar bis zu minus 20 Grad Celsius; je grünlicher das Laub, desto empfindlicher ist sie". Als immergrünes Gewächs kann Eukalyptus gut auf der Nordseite gepflanzt werden, sollte aber vor Wintersonne geschützt sein. Die Sorte 'Silverana' mit ihren silbrig-schimmernden Blättern ist besonders schnittverträglich, die silbrig-blaugrün leuchtenden Blätter der Sorte 'Azura' duften intensiv.

Eukalyptus-Strauch der Sorte 'Silverana' im Topf
Winterharter Eukalyptus: Je bläulicher das Laub, desto besser verträgt die Pflanze Kälte. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Kanadischer Judasbaum (Cercis canadensis)

Unangefochtener Blickfang unter den Ziergehölzen ist der Kanadische Judasbaum mit seinem blütenbesetzten Stamm. Etwa ab April sind die Blüten zu bestaunen. Sie erinnern an Ginster und sind je nach Sorte pupurrot oder weiß. Das halb-winterharte Gehölz gedeiht gut im Stadtklima und bis zu 200 Metern Höhenlage. Eine Gebirgspflanze ist der aus Nordamerika stammende Großstrauch dennoch nicht, gibt Jörg Kohout zu bedenken. Der kanadische Judasbaum ist klein-kronig, wird aber bis zu 8 Meter hoch.

Kanadischer Judasbaum mit Blüte am Stamm
Beim Kanadischen Judasbaum sitzen die weißen oder purpurroten Blüten auch am Stamm. Bildrechte: MDR/Franziska Nössig

Schutz für längere Kälteperioden Die Gehölze, die Jörg Kohout vorstellt, mögen es alle windgeschützt, etwa durch Nähe zu einer Hecke oder zur Hauswand. Falls es doch noch einmal gefrieren sollte: nicht mit Folie einpacken, sondern mit Vlies oder Textil. Damit überstehen alle Pflanzen für drei bis vier Tage eine kurze Kälteperiode von etwa minus fünf Grad. Sollte es länger frostig bleiben, empfiehlt Jörg Kohout ein Pflanzengewächshaus von etwa drei Metern Höhe, oder sogenannte Pflanzenhüllen. "Die schützen hervorragend an extremen Tagen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, lassen sie sich praktisch zusammenfalten und beispielsweise im Keller lagern", erklärt er.

Winterschneeball (Viburnum farreri)

Auch der immergrüne Winterschneeball eignet sich hervorragend zur Unterpflanzung im Haus- und Baumschatten. Jörg Kohout nennt ihn eine willkommene Alternative zu Glanzmispel und Kirschlorbeer. Der Winterschneeball wird etwa 1,50 bis 2,50 Meter hoch und blüht ebenfalls schon im Februar oder sogar Januar, mit weißen oder rosafarbenen, stark duftenden Blüten.

Weiß blühender Duftschneeball-Strauch im Topf
Bis zu 2,50 m hoch wird ein Winterschneeball, dessen Blüten weiß oder rosafarben sein können. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Etwa ein bis zwei Monate hält es das Gehölz im Topf aus. Am besten sollte der Winterschneeball aber zwischen Januar und März ausgepflanzt werden. Zur Gattung gehört auch der Mittelmeer-Schneeball (Viburnum tinus), auch mediterraner Schneeball genannt, der noch etwas kompakter ist.

Blüte des immergrünen Mittelmeer-Schneeballs
Auch der immergrüne Mittelmeer-Schneeball blüht bereits im Februar. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Nordkoreanische Hanfpalme (Trachycarpus wagnerianus)

Die Wagnersche Hanfpalme aus Nordkorea ist winterhart: Sie übersteht auch kurzzeitig minus 22 Grad. Das noch junge Gewächs lässt sich gut verpflanzen, allerdings sollte man darauf achten, die dicken fleischigen Wurzeln nicht zu beschädigen. Entsteht dennoch eine Schnittwunde, empfiehlt Jörg Kohout, diese mit einem Stück Kohle einzureiben. "Das ist ein altbewährtes natürliches Hilfsmittel, um einer möglichen Fäule vorzubeugen". Für andere Palmen-Arten wie etwa die Dattelpalme oder die Bergpalme, erklärt der Garten-Experte, ist das hiesige Klima jedoch weiterhin zu kalt und zu rau.

Wagnersche Hanfpalme
Im Gegensatz zu anderen Palmen-Arten übersteht die Hanfpalme aus Nordkorea kurzzeitig bis zu minus 22 Grad. Bildrechte: MDR/Franziska Nössig

Schattenglöckchen (Pieris japonica "Passion")

"Schon im Herbst und Winter bietet dieses Gehölz einen schönen Anblick", sagt Jörg Kohout. Denn inmitten des immergrünen Laubes setzen die pfefferkörnergroßen, lila-farbenen Knospen kleine Akzente. Diese blühen dann zwischen Februar und Mai in leuchtendem Pink. Wie der Name schon sagt, bevorzugt das Schattenglöckchen ein schattiges bis halb-schattiges Plätzchen und - ähnlich wie Rhododendron - torfreichen Boden. Der ideale Standort ist unter hohen Bäumen.

Schattenglöckchen mit Knospen
Mit seinen lila-farbenen Knospen sieht das Schattenglöckchen bereits vor der Blütezeit die Blicke auf sich. Bildrechte: MDR/Franziska Nössig

Chinesische Scheinhasel (Corylopsis sinensis)

Zart gelb blüht die chinesische Scheinhasel, meist ab Mitte März. Die gelben Glockenblüten sind unbehaart und hängen ährenförmig an den zarten Zweigen; den Blüten der Zaubernuss sind sie sehr ähnlich. Beides sind klassische Sträucher, erklärt Jörg Kohout, wobei die chinesische Scheinhasel vier bis fünf Meter hoch werden kann.

Strauch mit hängenden Blütenähren
Ab Mitte März blüht die ch Bildrechte: imago images/blickwinkel

MDR Garten (fn)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 19. März 2023 | 08:30 Uhr