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Wer mehrjähriges Gemüse pflanzen will, muss sich gut informieren. Redakteur und Hobbygärtner Jörg Heiß (rechts) und Gärtner Martin Krumbein hatten Mühe herauszufinden, welches mehrjährige Gemüse wo gepflanzt werden sollte. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Jedes Jahr erntenMehrjähriges Gemüse: Diese Arten anbauen und immer wieder ernten

28. August 2023, 11:16 Uhr

Gemüse, das man einmal pflanzt und welches über mehrere Jahre neue Erträge bringt - das ist der Traum jedes Gärtners. Und neben Rhabarber, Meerrettich und Spargel gibt es noch viel mehr Arten und Geschmacksrichtungen zu entdecken. Wir stellen mehrjähriges Gemüse vor.

von Annett Zündorf, MDR Garten

  • Mehrjähriges oder "ewiges" Gemüse sind essbare, ausdauernde, krautige Pflanzen wie Rhabarber oder Spargel.
  • Bei einigen Arten werden die Blätter gegessen, bei anderen Arten schmecken die Wurzeln.
  • Es gibt auch rankende, ausdauernde Arten, die essbar sind.
  • Mehrjähriges Gemüse für Sonne und Halbschatten: Der richtige Standort ist entscheidend, damit die Pflanze viele Jahre gut gedeihen.

Was ist mehrjähriges oder ewiges Gemüse?

Für "ewiges" oder mehrjähriges Gemüse gibt es keine eindeutige Definition. Während in warmen Ländern Asiens oder Südamerikas auch Auberginen oder Chilis viele Jahre alt werden können, wachsen sie bei uns nur einen Sommer. Dann erfrieren sie. Auch anderes Fruchtgemüse hat in unseren Gärten keine Chance, den Winter zu überleben.

"In unseren Breiten handelt es sich bei mehrjährigem Gemüse um ausdauernde krautige Pflanzen", erklärt Martin Krumbein, Gemüseexperte von der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau in Erfurt. Es sind also quasi Stauden. Sie können über Aussaat oder Wurzelteilung vermehrt werden.

Welches Gemüse ist mehrjährig?

Als mehrjährige Gemüsearten finden wir in unseren Gärten zwei Klassiker: Rhabarber und Spargel. In manchen Gärten gedeihen auch Bärlauch, Meerrettich, Topinambur oder Cardy als mehrjährige Gemüsepflanzen. Im Prinzip gehören auch Kräuter wie Oregano, Rosmarin oder Liebstöckel dazu.

Aber es gibt noch viel mehr Arten zu entdecken. Wichtig: Von den mehrjährigen Gemüsearten werden entweder Wurzeln oder Blätter gegessen, beim Löwenzahn geht sogar beides. Die Pflanzen dürfen niemals komplett abgeerntet werden, es sei denn, das Beet soll geräumt werden. Ansonsten wird immer nur ein Anteil geerntet, so dass die Pflanze nicht geschwächt wird. "Sie müssen so ernten, dass etwas übrig bleibt. Die Pflanzen brauchen genügend Kraft, um einen dicken Strunk und kräftige Wurzeln ausbilden zu können. Nur so können sie überwintern", erklärt Martin Krumbein.

Mehrjährige Gemüsepflanzen, bei denen die Blätter gegessen werden

Zu den mehrjährigen Gemüsepflanzen, deren Blätter verspeist werden, gehören Arten, die wie Spinat zubereitet werden oder im Salat schmecken - das wären beispielsweise Neuseeländer Spinat, Guter Heinrich und verschiedene Ampfer. "Blätter sollten vor allem für Salate jung geerntet werden", empfiehlt Gärtner Krumbein. Je älter sie sind, desto ledriger und unangenehm intensiv werden sie bei manchen Pflanzen.

Guter Heinrich liefert immer wieder neue Triebe und junge Blätter, die wie Spinat zubereitet werden. Bildrechte: MDR/Jörg Heiß

Verschiedene Arten in Bildern Mehrjähriges Blattgemüse: Einmal pflanzen und immer wieder ernten

Neuseeländer Spinat (Tetragonia tetragonoides) ist eigentlich nicht so richtig mehrjährig. Er verträgt keine Frost. Aber da die Samen von selber keimen, geht er immer wieder an der gleichen Stelle auf. Er schmeckt leicht salzig, schießt auch bei viel Sonne nicht und leidet weder unter Schädlingen noch unter Krankheiten. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) wuchs früher an vielen Stellen wild und wurde gesammelt. Er schmeckt im Salat und als Spinat. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Guter Heinrich wird den ganzen Sommer geerntet. Wem der Geschmack zu bitter ist, kann ein wenig Zucker zum Abmildern an die Speisen geben. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Sauerampfer, Blutampfer, französischer Ampfer und englischer Spinat sind allesamt Arten des Ampfer (Rumex spec.) und punkten mit ihrem säuerlichen Aroma. Die Blätter sollten jung gegessen werden. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Kaukasischer Rankspinat (links) und Jiaogulan (rechts) klettern und ranken, sie brauchen daher eine Kletterhilfe. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Dann gibt es die Gruppe der mehrjährigen Allium-Arten. Dazu gehören die Winterheckenzwiebel, Etagenzwiebel, Schnittknoblauch und Ackerlauch. Sie werden wie ihre Verwandten zum Würzen regelmäßig geerntet. Der Ackerlauch punktet auf Quiches und in Suppen.

Die Winterheckenzwiebel liefert unermüdlich Schlotten. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Ewiger Kohl wird auch Strauchkohl oder Baumkohl genannt. Er blüht nicht, sondern treibt immer wieder neue Blätter aus. Die Pflanze kann bis zu einen Meter hoch werden. Wie alle Kohlsorten ist ewiger Kohl nährstoffhungrig und sollte reichlich Dünger bekommen.

Mehrjährige Gemüsepflanzen, bei denen die Wurzeln gegessen werden

Die Wurzeln der Prärielilie werden auch als Indianerkartoffeln bezeichnet. Sie stammt aus Nordamerika und punktet mit lilafarbenen Blüten, die Insekten lieben. Sie bildet jedes Jahr viele kleine Zwiebeln. Ab Herbst werden die Pflanzen vorsichtig aus der Erde gehoben und die größten Zwiebeln geerntet.

Die Prärielilie gehörte einst auf den Speiseplan in Nordamerika. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Sie werden etwa 15 bis 30 Minuten in Wasser gekocht. Der Geschmack wird als eine Mischung aus Spargel, Marone und Kartoffel beschrieben.

In Bildern: essbare Wurzeln Mehrjähriges Wurzelgemüse

Klein und fein. So fiel die Ernte des mehrjährigen Wurzelgemüses im Garten von Jörg Heiß aus. Allerdings stammt die Ernte jeweils von einer einzige Pflanze. Im Uhrzeigersinn von links: Knollenziest, Topinambur, Meerrettich, Zuckerwurzel Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Der Meerrettich wuchs zu einer ordentlichen Wurzel heran. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Der Haupttrieb kommt ins Körbchen. Die kleinen Triebe werden abgetrennt und leicht schräg wieder in die Erde gesteckt. Aus ihnen wächst im nächsten Jahr eine neue Meerrettich-Pflanze. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Der Knollenziest war im Frühjahr sehr klein. Aber über den Sommer wurde er groß und ... Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
...hat viele kleine Knöllchen gebildet. Wäre das Wetter nicht so trocken gewesen, wären diese vermutlich größer gewesen. Aber auch so dürfen die großen Knollen in die Küche, die kleinen wieder in den Boden. Für neue Pflanzen im neuen Jahr. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Zuckerwurzel hat bis zum Ende des Sommers Blüten und grüne Blätter. Der Effekt zeigt sich ... Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
... an der Wurzel. Viele fingerdicke Wurzelstücke dürfen ins Erntekörbchen. Der Rest kommt zurück in die Erde. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Topinambur wurde in diesem Jahr nicht neu gesetzt, es wächst schon ein paar Jahre am gleichen Ort und liefert große, dicke Knollen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

In der Pfanne nur kurz in etwas Olivenöl gebraten, schmecken dagegen die raupenähnlichen Wurzeln des Knollenziests oder des heimischen Sumpfziests. Die Knöllchen der Erdkastanie werden gebraten oder gekocht. Die Zuckerwurzel ist ein Doldenblütler und hat lange, schmale Wurzeln, die wie Möhren verarbeitet werden können.

Die Wurzeln des Knollenziest schmecken gebraten und gesalzen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Mehrjährige Gemüsepflanzen, die in die Höhe wachsen

Essbares kann sogar am Gartenzaun wachsen. Hopfen mit seinen hübschen Früchten dient nicht nur zum Bierbrauen. Die zarten Triebe der Pflanze können wie Spargel gebraten oder gekocht werden und schmecken köstlich.

Hopfentriebe als Beilage - das gibt es nicht alle Tage. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Kaukasischer Rankspinat dagegen ist ein echter Wucherkünstler. Er kann als Kletterpflanze zum Begrünen von Wänden genutzt werden, zudem ist er essbar. Im zeitigen Frühjahr wächst er wie verrückt und kann schnell und oft geerntet werden. Seine Triebspitzen passen in Salate und können wie Spinat zubereitet werden. Jiaogulan - das "Kraut der Unsterblichkeit" - wird ebenfalls wie Spinat gegessen. Es gedeiht am besten an einem schattigen Standort und kann auch als Ampelpflanze kultiviert werden.

Pflege von mehrjährigen Gemüsesorten

"Ausdauernde oder ewige Pflanzen sind keine Pflanzen, die sich selber erhalten. Sie brauchen wie alle anderen Pflanzen Pflege", sagt Martin Krumbein. Das bedeutet - je nach Gemüse-Art - die Wahl des richtigen Standortes sowie den Boden hacken, gießen, mulchen und je nach Art auch von Zeit zu Zeit düngen.

Ausdauernde oder ewige Pflanzen sind keine Pflanzen, die sich selber erhalten. Sie brauchen wie alle anderen Pflanzen Pflege.

Martin Krumbein | Referent für Gemüsebau am Lehr- und Versuchszentrum für Gartenbau Erfurt

Der richtige Standort für mehrjährige Pflanzen

Mehrjähriges Gemüse bleibt lange an einem Ort. Deshalb ist die Wahl des richtigen Standortes besonders wichtig. Auch die Pflanzabstände und die zu erwartende Höhe sollte man beachten.

Diese Pflanzen sind für sonnige, trockene Standorte geeignet

  • Prärielilie 'Indianerkartoffel' Camassia quamash
  • Guter Heinrich Chenopodium bonus-henricus
  • Winterheckenzwiebel Allium fistulosum
  • Ackerlauch Allium ampeloprasum var. porrum
  • Cardy und Artischocke Cynara cardunculus
  • Kaukasischer Rankspinat Hablitzia tamnoides
Artischocken bilden im ersten Jahr eine Blattrosette. Dann bilden sie mehrere Jahre lang Stiele mit Knospen aus. Bildrechte: MDR/Jörg Heiß

Diese Pflanzen sind für sonnige Standorte geeignet, benötigen aber regelmäßig Wasser

  • Schnittknoblauch Allium tuberosum
  • Hopfen 'Hallertauer mittelfrüh' Humulus lupulus
  • Zuckerwurzel Sium sisarum
  • Ewiger Kohl Brassica oleracea var. ramosa
  • Knollenziest Stachys affinis Bunge
  • Neuseeländer Spinat Tetragonia tetragonoides
Die Zuckerwurzel strebt gen Himmel. Mit ihrer großen Blattmasse versorgt sie die langen, schmalen Wurzeln, die wie Möhren gegessen werden können. Bildrechte: MDR/Jörg Heiß

Diese Pflanzen sind für halbschattige Standorte geeignet und benötigen Feuchtigkeit

  • Jiaogulan Gynostemma pentaphyllum
  • Blutampfer Rumex sanguineus sowie alle anderen Ampferarten
  • Bärlauch Allium ursinum
  • Erdkastanie Oenanthe silaifolia

Quelle: MDR Garten

Mehr Infos für mehrjähriges Gemüse

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 04. Juni 2023 | 08:30 Uhr