Obstgarten Baum umsetzen - So funktioniert es

Manchmal war die Pflanzstelle doch nicht die richtige, manchmal müssen Bäume wegen Bauarbeiten weichen. Sind die Bäume noch jung, können sie einfach umgesetzt werden. Obstbaum-Experte Dr. Martin Penzel erklärt, welche Schritte nötig sind, damit der Baum gute Chancen hat, am neuen Ort anzuwachsen und zu gedeihen.

Baum zur Pflanzstelle bringen
Ausgraben, transportieren, wieder eingraben - dieses Bäumchen musste einer Baustelle weichen und findet ein neues Zuhause in einem Kleingarten. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Ein Bäumchen, das am falschen Platz steht, soll umgepflanzt werden. Je jünger es dabei ist, desto besser sind die Chancen, an einem neuen Standort gut anzuwachsen. "Bis zum Alter von fünf Jahren funktioniert es meistens gut", sagt Dr. Martin Penzel, Referent Obstbau am Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau Erfurt. Gute Vorbereitung ist dabei alles. Idealerweise beginnt die Vorbereitung für das Umsetzen schon ein Jahr vorher beziehungsweise im Frühling eines Jahres. Aber es ist auch möglich, alle Arbeitsschritte auf einmal zu erledigen.

Der ideale Ablauf beim Baum umsetzen Im Frühjahr Wurzeln abstechen.
Im Sommer nach der Sommersonnenwende den Baum zurückschneiden.
Im Herbst ausgraben und am neuen Standort eingraben.

Wurzeln abstechen

Vor dem Umsetzen werden die Wurzeln des Bäumchens abgestochen. Die Entfernung vom Stamm hängt dabei von der Größe des Baumes ab. Bei kleinen Bäumen reichen 20 Zentimeter, bei älteren Bäumen, die schon vier oder fünf Jahre alt sind, sind 30 bis 40 Zentimeter besser. Orientieren Sie sich an der Breite der Krone. Werden die Wurzeln beschnitten, reduziert sich die Zahl der Wurzeln um ein Drittel oder gar um die Hälfte. Das bedeutet, dass die Masse der Äste und Blätter nicht mehr mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden kann.

Wurzeln abstechen
Die Wurzeln des Baumes werden abgestochen. Bei einem kleinen Bäumchen näher am Stamm, bei größeren weiter weg. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Baum beschneiden

Um das Gleichgewicht zwischen Wurzeln und oberirdischer Masse wiederherzustellen, muss der Baum beschnitten werden. Das ist die perfekte Gelegenheit, Struktur ins Bäumchen zu bringen. Schneiden Sie überflüssige Äste ab, kürzen Sie andere. "Beachten Sie dabei immer die Saftwaage", rät Penzel. Das bedeutet, dass gegenüberliegende Äste auf die gleiche Länge gekürzt werden. So werden sie gleichmäßig mit Nährstoffen versorgt.

Baum beschneiden
Dr. Martin Penzel beschneidet den Baum vor dem Umsetzen: Überflüssige Äste werden entfernt, andere beschnitten. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Tipp! Verschließen Sie Schnittstellen mit einem Baumwachs. So können Krankheitserreger nicht eindringen.

Baum ausgraben

Der vorbereitete Baum wird vorsichtig ausgegraben. Das bedeutet, dass wirklich gegraben wird. "Wackeln Sie nicht am Baum und versuchen Sie nicht, ihn aus der Erde zu hebeln", warnt Penzel. Dabei würden die wichtigen Feinwurzeln zerstört. Die Chancen des Baumes, am neuen Ort anzuwachsen, sänken.

Wurzelballen ausgraben
Die Feinwurzeln liegen im Wurzelballen gut geschützt. Um sie nicht zu schädigen, sollte genug Erde mit ausgegraben werden. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Baum zum neuen Standort transportieren

Ein Transport ohne Schäden wäre schön, ist aber gar nicht so einfach. Legen Sie den Baum vorsichtig auf eine Ladefläche oder in eine Schubkarre. Am besten liegt der Ballen frei. Äste nicht quetschen und mit Tüchern vor Rissen und anderen Wunden schützen.

Baum vorsichtig transportieren
Ein offener Hänger oder für kurze Strecken eine Schubkarre: So kommt das Bäumchen sicher ans Ziel. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Baum eingraben

Für das Bäumchen sollte ein Pflanzloch vorbereitet werden, welches etwa eineinhalb Mal so groß wie der Ballen ist. "Lockern Sie die Erde am Boden des Pflanzlochs", rät Penzel. So können die neuen Wurzeln gut in den Boden wachsen. Dann wird das Bäumchen ins Loch gesetzt. Das Loch mit dem Aushub füllen, alles gut andrücken. Alternativ kann auch Bodenaushub mit Kompost oder Pflanzerde gemischt und ins Loch gegeben werden. Dann wird gut angegossen. Das gilt auch, wenn es regnet. Das Gießen sorgt dafür, dass die Erde um die Wurzeln geschwemmt wird und diese schnell wieder Nährstoffe und Wasser aufnehmen können.

Pflanzloch größer als Ballen graben
Dieses Pflanzloch ist perfekt für das Bäumchen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Für gute Bedingungen beim Anwachsen sorgen

Das frisch umgesetzte Bäumchen braucht eine Weile, bis es wieder tief in der Erde wurzelt. Deshalb wird ein stabiler Pfahl mit in die Erde gesetzt, an dem der Baum festgebunden wird. Dafür einen Strick aus einem abbaubaren Material - zum Beispiel Kokosfaser - mehrmals in Form einer Acht um Baum und Pfahl winden, dann mit einigen Schlingknoten befestigen. Am Stamm darauf achten, dass der Strick etwa einen Finger breit Luft lässt.

Baum und Stützstab mit Strick verbinden
Eine Befestigung in Form einer Acht ist stabil. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Auf die Baumscheibe, die in etwa so groß wie die Krone des Baumes sein sollte, kommt eine Schicht Kompost, angerottete Holzhäcksel oder Rindenmulch. Der Mulch sorgt für Nährstoffe, unterdrückt das Wachstum anderer Pflanzen und hält den Boden feucht.

Bäumchen fertig eingeplanzt
Ordentlich angebunden und mit einer Mulchschicht versehen, kann das Bäumchen nun in Ruhe anwachsen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

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MDR (anz)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 05. Februar 2023 | 08:30 Uhr