Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
PflanzenPflegenGestaltenGenießenPodcastDie Strebergärtner
Der Zierlauch (Allium) mit seinen prächtigen Blütenbällen freut sich im Juni über eine Stärkung in Form von verdünnter Pflanzenjauche. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

GartentippPflanzenjauche selbst herstellen und zum Düngen benutzen

12. Mai 2022, 13:24 Uhr

Pflanzenjauche, ein selbstgemachter Flüssigdünger, lässt sich ganz einfach aus Brennnesseln und anderen Wildkräutern herstellen. Gärtnerin Brigitte Goss setzt Jauche aus gejätetem Unkraut an. Mischen ist dabei erlaubt, es muss keine reine Brennnesseljauche sein! Wie's geht und welche Pflanzen im Frühsommer mit der fertigen Jauche gedüngt werden, erklärt sie hier.

von Brigitte Goss, MDR Garten

Kurz und knapp: Pflanzenjauche herstellen und im Garten verwenden:

Flüssigdünger aus Gartenabfall: Pflanzenjauche herstellen

Im Frühsommer kommt die Vegetation so richtig in Fahrt. Es wächst auch das, was im Garten eher unerwünscht ist: Giersch, Löwenzahn, Brennnesseln, bestimmte Gräser und Disteln. Die zarten, jungen Pflanzenteile sind nach dem Jäten aber viel zu schade zum wegwerfen. Aus diesem Grundstoff lässt sich Flüssigdünger mit vielen Nährstoffen und Mineralien gewinnen, der wie ein Energydrink für Pflanzen wirkt. Der entscheidende Vorteil im Frühsommer: Verdünnte Jauchen enthalten zwar eine geringe Nährstoffkonzentration, doch diese sind sofort verfügbar und wirken wie eine Infusion für schwache und stark wachsende Pflanzen.

Stauden und Gehölze sollten in der Regel ab Ende Juli nicht mehr so großzügig mit Dünger versorgt werden. Ab August sollen sie sich langsam wieder zur Wachstumsruhe begeben.

Anleitung in Bildern Pflanzenjauche ansetzen und zum Düngen verwenden

Nach dem Jäten verwendet Gärtnerin Brigitte Goss die gesammelten Wildkräuter zum Ansetzen einer Pflanzenjauche. Dafür werden die weichen, grünen Blätter und Stiele von Brennnesseln, Löwenzahn und Giersch mit einer Schere zerkleinert und in einen Eimer gefüllt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Pflanzenteile mit Samenansätzen sollten nicht benutzt werden. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass Unkrautsamen den Gärprozess überstehen und später mit der Jauche wieder in den Beeten landen. Nun werden die zerkleinerten Pflanzenteile mit Wasser aufgegossen. Der Eimer sollte nur bis etwa fünf Zentimeter unterhalb des Randes gefüllt werden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Je nach Temperatur entwickelt sich die Jauche: Je wärmer es ist, desto schneller kann sie eingesetzt werden. Brigitte Goss rät, die Mischung einmal am Tag umzurühren. Nach etwa einer Woche ist die Frühsommer-Jauche einsatzbereit. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Die Mischung beginnt nach einer Weile unangenehm zu riechen. Gesteinsmehl hilft gegen die Geruchsbildung. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Ist die Jauche fertig, muss sie vor dem Ausbringen noch verdünnt werden. Die Gartenfachberaterin empfiehlt, einen bis zwei Liter Jauche mit zehn Litern Wasser in einer großen Gießkanne zu mischen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Die verdünnte Jauche ist einsatzbereit - und kann beispielsweise an Rosen gegossen werden. Auch Kletterpflanzen, Zwiebelpflanzen wie Allium und nährstoffhungrige Stauden schätzen die Jauche-Gabe. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Verdünnte Jauche darf nicht einfach so auf trockene Böden gegossen werden. Durstige Pflanzen brauchen erst Wasser pur. Jauchen wirken am besten, wenn sie auf durchfeuchteten Boden gegossen werden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Jauchemischungen sollten nur bodennah und am frühen Morgen oder am Abend gegossen werden. Benetzte Blätter könnten durch die nährstoffreichen Pflanzenauszüge unter Umständen verbrennen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Jauche aus Pflanzen ansetzen

Zum Ansetzen von Jauchen eignen sich weiche, frische, grüne Blätter und Blattstiele. Sie werden am besten mit der Schere klein geschnitten. Pflanzen mit Samenansatz sind ungeeignet. Sie werden nicht verwendet, um zu vermeiden, dass Unkrautsamen den Gärprozess überstehen und wieder in den Garten gelangen. Die Pflanzenteile werden mit Wasser übergossen. Der Eimer sollte nur bis etwa fünf Zentimeter unterhalb des Randes gefüllt sein. Der Eimer wird abgedeckt. Am besten rührt man den Ansatz einmal am Tag um. Die Pflanzenteile sollten den kompletten Gärprozess über immer mit Flüssigkeit bedeckt sein.

Gesteinsmehl hilft, die Geruchsbildung bei selbstgemachter Jauche zu unterbinden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Wildkräuter zu Pflanzenstärkungsmitteln verarbeitenÜblich ist, ein Kilogramm Pflanzenmaterial in einem Eimer mit zehn Litern Wasser aufzuschütten und ziehen zu lassen. Aber ganz so genau muss man die Dosierung nicht nehmen.

Für Jauche werden Pflanzenteile in Wasser drei bis 14 Tage angesetzt. Brigitte Goss rät, den Eimer nur bis etwa fünf Zentimeter unterhalb des Randes zu füllen. Je nach Temperatur entwickelt sich die Jauche. Je wärmer es ist, desto schneller kann die Jauche eingesetzt werden. Geruchsbildung kann mit Gesteinsmehl unterbunden werden.

Ist die Jauche fertig, muss sie vor dem Gießen noch verdünnt werden. Auch dabei kommt es nicht genau auf die Dosierung an (1:10 bis 1:5). Bei jungen Pflanzen sollte das Verhältnis allerdings eher bei 1:20 liegen.

So werden Jauchen zum Pflanzen-Dünger

Etwa nach einer Woche ist die Jauche fertig und riecht entsprechend stark. Mit Gesteinsmehl oder Bentonit können die Gerüche etwas gemildert werden. Die Pflanzenreste können nun raus und auf dem Kompost landen.

Die Jauche sollte nie pur verwendet werden. Jauchen werden verdünnt gegossen. Werden ein bis zwei Liter Jauche in einer Gießkanne mit zehn Litern Fassungsvermögen mit Wasser aufgefüllt, ergibt sich ein gutes Mischungsverhältnis. Diese Jauchemischung ist ein milder Dünger, doch sollte sie nur nah am Boden und am frühen Morgen oder am Abend ausgebracht werden. Unter Umständen könnten benetzte Blätter durch die Pflanzenauszüge verbrennen. Besonders wirkungsvoll sind Jauchen, wenn sie auf durchfeuchteten Boden gegossen werden. Gießen Sie Jauche nicht auf trockene Böden, denn durstige Pflanzen brauchen erst Wasser pur, damit sie sich von der Trockenheit erholen können.

Jauche wird nicht pur verwendet, sondern vor dem Düngen verdünnt. Auch Minze (im Bild) freut sich im Sommer über Energienachschub durch Pflanzenjauche. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Welche Pflanzen kann man mit Jauche düngen?

Die herrlichen Blütenbälle der Allium-Arten können sich nur aus der Kraft der Zwiebeln bilden. Schon während der Blüte können Pflanzenjauchen als Dünger den Zwiebeln Kraft und Energie für die nächste Saison liefern. Viele Feigenbäumchen sind nach dem Winter stark zurückgefroren. Im Frühsommer kommen sie mit einem regelmäßigen Jauchenfitnesstrunk schnell wieder aus den Startlöchern. Hosta bilden gerade jetzt im Frühsommer schnell viele neue, fleischige Blätter. Jauchen kräftigen die gesamte Pflanze und lassen die Blattschmuckstauden schneller und besser wachsen.

Pflanzenjauche lässt auch Hosta im Garten besser wachsen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Manche Rosen und Kletterpflanzen wie das Geißblatt wollen in kurzer Zeit möglichst schnell hoch hinaus. Dieses Wachstum wird durch Pflanzenjauchengaben - ein bis zwei Mal pro Woche - enorm gesteigert. Sommerblühende Clematis brauchen viel Energie und Wasser, um zu wachsen und gleichzeitig eine Fülle an Blüten hervorzubringen. Pflanzenjauchen können auch diesen Kletterkünstlern ein- bis zweimal die Woche gegeben werden. Stark wachsende Kräuter, wie Pfefferminzen, sind im Sommer dankbar für ständigen Energienachschub durch Pflanzenjauchen. Bei Kräutern ist es besonders wichtig, die verdünnte Jauche direkt auf den Boden zu gießen.

Mehr Tipps rund um Pflanzenjauche

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 01. Mai 2022 | 08:30 Uhr