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Zwei Komposthaufen wurden im Frühjahr angelegt. In Einem kam Schnellkomposter zum Einsatz, in dem Anderen nicht. Auf dem ersten Blick ist kein Unterschied zu erkennen, aber was sagen die Laboranalysen? Bildrechte: MDR Garten

Gartengold selber herstellenKompost-Experiment: Wie schnell wird aus Gartenmaterial wertvolle Komposterde?

11. Oktober 2020, 11:23 Uhr

Zwei Experten, zwei Komposthaufen. Im Frühjahr hatten Staudengärtner Pascal Klenart und Agraringenieur Uwe Böhm Kompost aufgesetzt, um zu sehen, wie schnell er sich in Erde verwandelt - einmal mit Hilfsstoffen und einmal ohne Hilfsstoffe.

Bodenexperte Uwe Böhm hat in seinen Ansatz verschiedene Hilfsmittel zur Bodenverbesserung eingebracht. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Nach allen Regeln der Kompost-Kunst hatten Klenart und Böhm im Frühjahr jeweils ihren Kompost aufgesetzt: schön geschichtet, abwechselnd feines und grobes Material, so dass der Kompost gut belüftet wird. Im Kompost von Uwe Böhm wurden alle 30 Zentimeter Stoffe zur Bodenverbesserung zugegeben. Bodenverbesserer laufen auch unter dem Namen Kompostbeschleuniger, allerdings gibt es da keine Standardprodukte. Agraringenieur Uwe Böhm hat verschiedene Salze, Bakterien und ein Kalziumprodukt zugegeben.

SalzeFulvosäure und Huminsäure spalten das in Holz enthaltene Lignin, so dass es für andere Organismen zur Verfügung steht. Sie können sogar Gesteine angreifen.

BakterienEine Mischung verschiedener Bakterienstämme, die unterschiedliche Rohstoffe verwerten bzw Humusvorstufen bauen können.

KalziumproduktDies ist eine Mischung aus verschiedenen Gesteinsmehlen, die laut Böhm das Kalzium besser zur Verfügung stellen können, als ein einzelnes Produkt.

Jetzt im Herbst sind beide Komposthaufen geschrumpft, in jedem Komposter liegt eine dicke Schicht Erde. Sie riecht bei beiden Ansätzen würzig nach Erde und Pilzen. Die Farbe ist identisch. Kein Unterschied ist von außen zu sehen. Aber jede Handvoll Kompost ist ein Mikrokosmos unzähliger Mikroorganismen. Ihre Menge entscheidet ebenso über die Qualität des Bodens wie die frei verfügbaren Nährstoffe und Mineralien.

Rund um Bäume und Beerensträcher kann jetzt eine Schicht Kompost ausgebracht werden. Bildrechte: MDR Garten

Die Bodenprobe in einem Labor zeigt, dass der Ansatz mit den Bodenverbesserungsmitteln lebendiger ist. Hier gibt es mehr Bakterienarten, Einzeller, wertvolle Pilze und bakterienfressende Nematoden sowie mehr frei verfügbare Nährstoffe. Aber auch der Kompost ohne Hilfsstoffe ist gut gediehen. Er ist nur noch nicht soweit. Pascal Klenart zeigt sich zufrieden. "Wir haben gezeigt, dass es auch in einem halben Jahr gelingt, guten Kompost aus Gartenabfällen herzustellen." Jetzt im Herbst ließe sich mit den anfallenden Gartenabfällen gleich der nächste Kompost ansetzen, der dann im Frühjahr zur Verfügung stünde.

Man braucht nicht gutes Material in die Tonne werfen und dann für viel Geld wieder kaufen. Das kann jeder in einer kleinen Gartenecke selber machen.

Pascal Klenart, Staudengärtner

Den Kompost verwerten

Der angerottete Kompost muss nicht abgelagert werden. Er ist jetzt voll aktiv und kann das Bodenleben im Garten in Schwung bringen. "Häufeln Sie damit Ihre Rosen an!", rät Klenart. Auch Sträucher und Bäume profitieren von dem lebendigen Material. Sie brauchen einfach nur eine drei Zentimeter dicke Schicht ausbringen. Auf Gemüsebeeten sollte die Schicht nur ein bis zwei Zentimeter dick sein und leicht eingeharkt werden.

Stauden-Versuchsbeet

Welchen positiven Einfluss eine lebendige Bodenbesiedlung hat, zeigte auch das angelegte Staudenversuchsbeet. Die Fläche wurde in drei Teile geteilt, auf allen Teilen wurden exakt die gleichen Pflanzen gesetzt. Der erste Teil wurde mit mineralisch-organischem Dünger versorgt und mit Gartenfaser gemulcht, der zweite Teil wurde mit Bodenaktivatoren behandelt und mit Kakaoschalen gemulcht, der dritte Teil wurde nur mit Gartenfaser gemulcht und nicht gedüngt. Die Beete wurden nicht gegossen.

Von oben ist erst einmal nicht viel zu sehen. Auf allen drei Beeten wachsen Stauden. Aber die Wurzel zeigt tatsächlich den Unterschied. Sie ist im Beet mit dem mineralisch-organischen Dünger am kleinsten. "Das liegt daran, dass sich der Dünger ohne Wasser nicht lösen kann und deshalb den Pflanzen nicht zur Verfügung steht", erklärt Klenart. Auf dem nur gemulchten Beet sind die Wurzeln recht gut gebildet, aber auf dem Beet mit dem Bodenaktivator ist der Unterschied deutlich zu erkennen. Zwischen den gut ausgebildeten Wurzeln sind kleine runde Knötchen zu erkennen - das ist das Wurzelmyzel. Ein Hinweis auf eine gesunde Aktivität im Boden.

Die Wurzeln der linken Pflanze haben sich am wenigsten gut entwickelt. Die Staude stand auf dem Beet mit dem mineralisch-organischen Dünger. Bildrechte: MDR Garten

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 10. Oktober 2021 | 08:30 Uhr

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