TiergartenFünf Tipps: So kommen Igel gut durch den Winter
Noch sind Igel aktiv auf Nahrungssuche, doch wenn es kalt wird, benötigen sie ein passendes Winterquartier. Wir geben Tipps, wie Sie Igeln im Garten einen gemütlichen Unterschlupf bauen können und was Sie tun sollten, falls der Igel mitten im Winter erwacht.
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Vor der Winterruhe wird in vielen Gärten noch einmal geschuftet: Obstbäume und Hecken werden zurückgeschnitten, Beete bereinigt, Laub gerecht und entsorgt. Um es Igeln im Garten für den Winter gemütlich zu machen, sollten Sie aber von dieser Pflege Abstand nehmen. "Lieber alles stehen und liegen lassen, wirklich: Seien Sie so faul wie möglich", empfiehlt Silvester Tamas, Wildtierexperte beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen. Igeln können Sie ein schönes Plätzchen anbieten: geschützt, ruhig und warm.
Wählen Sie einen geschützten Ort für die Igelbehausung
Ein ruhiger Platz im Garten ist ideal für einen Igelunterschlupf. Ob hinter der Gartenlaube oder unter einem Mauervorsprung: Hauptsache, es herrscht dort wenig Betrieb. Wettergeschützt und ohne Fließ- oder Tropfwasser sollte der Ort sein, damit die Igelbehausung nicht durchweicht.
TippIgel sind standorttreu, das heißt, wenn ein Igel im letzten Herbst in Ihrem Garten Unterschlupf gefunden und sich wohl gefühlt hat, ist es wahrscheinlich, dass er zurückkommt.
Bauen Sie ein Igelhaus - zum Beispiel aus Ästen, Pflanztöpfen und Laub
Der Igel im Laub ist ein schönes Bild, aber allein mit einem Laubhaufen als Behausung ist es nicht getan. Fällt das Laub durch feuchte Witterung in sich zusammen, geht die isolierende Luftschicht verloren. Der Igel würde unter dem Laubhaufen ersticken oder erfrieren. Ein Gerüst aus Ästen und Reisig ist also für die Zirkulation wichtig, das Laub kann als Abdeckung oben drauf. "Igel mögen es schon stabil", bestätigt Silvester Tamas. Manchmal rücken die Tiere selbst noch den ein oder anderen Ast zurecht.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Igeln einen passenden Unterschlupf für den Winter zu schaffen:
- Die vielleicht einfachste Variante: Legen Sie eine Erdmulde mit Stroh, Reisig und Laub aus. Hier kann sich der Igel gut verstecken. Achten Sie aber darauf, dass sich kein Wasser sammeln kann. Decken Sie dazu die Mulde mit einer großen Scherbe eines Pflanztopfs aus Ton, Keramik oder Steinzeug ab. Dank dieses "Dachs" bleibt das Igelversteck trocken und geschützt vor Katzen.
- Bauen Sie mit ihrer Familie selbst ein Igelhäuschen! Ob aus Holz, aus Fundstücken oder Latten zusammengesetzt: Probieren Sie aus, was funktioniert. Wichtig ist auch hier, dass das Igelhaus ruhig, leicht versteckt und wettergeschützt steht. Mit Reisig, Laub oder Tannenzweigen können Sie es gut tarnen. Der Boden sollte luftdurchlässig sein, damit dieser nach Niederschlag nicht durchweicht.
- Haben Sie eine große Amphore oder Vase aus Ton? Auch so etwas bietet sich an. Über den verjüngten Hals findet ein Igel leicht Zugang, Katzen oder Mader kommen hingegen nicht weit. Im bauchigen Fuß der Vase ist der Igel gut geschützt und kann sich sein Nest einrichten.
- Professionelle Igelkuppeln aus Holzbeton sind eine weitere Option. Im Baumarkt finden Sie außerdem fertige Holzbauteile für Igelhäuser. Diese sind allerdings oft zu eng und verwinkelt. Ein ausgewachsener Igel kann bis zu 28 Zentimeter groß werden!
Helfen Sie mit dem richtigen Futter
Im Herbst finden Igel noch reichlich Würmer, Raupen, Schnecken und Insekten, um sich eigenständig Winterspeck anzufressen. Es reicht also, wenn Sie bei stark sinkenden Temperaturen oder im Frühjahr nach dem Winterschlaf zufüttern.
Gut geeignet ist Katzenfutter, das Sie zusätzlich mit Mehl- oder Regenwürmern anreichern können. Beides erhalten Sie in der Tierhandlung. Stellen Sie immer frisches Wasser in einer sauberen Schale bereit.
Nicht in die Futterschale für Igel gehören rohes Fleisch, Nüsse, (Trocken-)Obst, Küchenabfälle und Milch. Auch sollten Sie kein spezielles Igelfutter kaufen, das im Handel angeboten wird. Häufig sind Nüsse, Getreide und Beeren zugemischt, die für Igel unverträglich sind.
Bieten Sie tagaktiven Igeln im Winter Wasser und Futter an
Zwar sind Igel dämmerungs- und nachtaktiv. Doch vor der großen Winterruhe, erklärt Silvester Tamas, sind sie generell viel in Bewegung. Es ist also ganz normal, wenn Sie Igelweibchen und ihre Jungen im Herbst auch tagsüber sichten: Sie fressen sich den nötigen Winterspeck an und suchen nach geeigneten Winterschlafplätzen. Die jungen Igel lernen so außerdem ihr Revier kennen, erklärt der Nabu-Experte.
Dass Igel während ihres Winterschlafs aufwachen, ist ebenfalls üblich und kein Grund zur Besorgnis. In milden Wintern, bei Lärm oder wenn sie schlicht Hunger haben, wachen Igel zwischendurch auf. Wenn sie dann frisches Wasser und etwas Futter vorfinden, reicht das für gesunde Tiere aus: Sie tanken Energie und trippeln zurück in ihren Unterschlupf.
Helfen Sie geschwächten und kranken Igeln
Doch wie handeln, wenn Ihnen ein geschwächter Igel oder ein einzelnes Jungtier begegnet? "Scheuen Sie sich nicht, ihn selbst aufzunehmen und aufzupäppeln", ermutigt Silvester Tamas. Igel sind robuste Wildtiere. Für bis zu eine Woche reichen aus: Eine mit Streu, Lappen und Handtüchern ausgeschlagene Kiste im Keller, die regelmäßig ausgemistet werden muss, frisches Wasser und Futter. Sobald der Igel Kraft geschöpft hat, sollten Sie ihn wieder in die Natur entlassen.
Scheuen Sie sich nicht, einen leicht geschwächten Igel selbst aufzupäppeln.
Silvester Tamas | Wildtierexperte Nabu Thüringen
Selbstverständlich werden Sie Läuse, Milben und Zecken am Igelkörper finden. "Der Igelpelz ist ja ein eigener Mikrokosmos", erklärt Silvester Tamas. Fassen Sie die Igel in jedem Fall mit Arbeitslederhandschuhen an, dann sind Sie auf der sicheren Seite.
Wer einen verletzten oder kranken Igel findet, sollte diesen zunächst zum Tierarzt bringen - muss aber die Kosten für die Behandlung selbst tragen. Besonders hilfsbedürftige Tiere können anschließend von Orts- und Kreisverbänden des Nabu, in Tierschutzvereinen oder privaten Auffangstationen versorgt werden.
Quelle: Silvester Tamas (Nabu Thüringen); MDR Garten (fra)
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Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 24. September 2024 | 07:10 Uhr