Phänologisches Gärtnern24. Juni ist Johannistag - Was im Garten zu tun ist
Der Johannistag markiert einen Wendepunkt im Gartenjahr. Jetzt dürfen Spargel und Rhabarber nicht mehr geerntet werden. Kräuter enthalten reichlich ätherische Öle, die Hecke ist bereit für den Sommerschnitt. Und für Romantiker beginnt jetzt eine ganz wunderbare Zeit: Die Glühwürmchen verzaubern die Nacht.
Inhalt des Artikels:
Was ist der Johannistag?
Der Name Johannistag stammt aus der Zeit, als die meisten Menschen weder Uhren noch Kalender besaßen und sich stattdessen an der Natur orientierten und die Festtage der Kirche begingen. Der 24. Juni ist der Tag der Geburt von Johannes dem Täufer - einem bedeutenden Heiligen der katholischen und der orthodoxen Kirche.
"Um diesen Tag herum sind die Johannisbeeren reif und haben daher auch ihren Namen. Das gleiche gilt für die Johanniskerze, die zu der Zeit blüht, Johanniskraut oder Arnika (Johannisblume)", erklärt Cornelia Pacalaj vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt.
Es ist auch die Zeit, in der Scharen von Glühwürmchen durch die Gärten schweben. Sie werden deshalb in manchen Regionen auch als Johanniswürmchen bezeichnet. Doch eigentlich dürfte es gar nicht Johannistag, sondern viel besser Johanniszeit heißen. Schließlich handelt es sich nicht um einen einzelnen Tag. In dieser Zeit ernteten die Bauern ihr Heu, Kräuterfrauen banden Kränze, mit den sogenannten Johannisfeuern wurden Dämonen vertrieben und auch um eine Erntezeit ohne Hagel gebeten.
Welche Früchte dürfen nach dem Johannistag nicht mehr geerntet werden?
Während manche Pflanzen im Juni erst so richtig loslegen, wachsen und Früchte bilden, neigt sich die Erntezeit von Spargel und Rhabarber dem Ende zu.
Rhabarber: Rhabarber enthält Oxalsäure. Diese beeinflusst den Calciumhaushalt im Körper und ist in hohen Dosen giftig. Mit den längeren Tagen und den höheren Temperaturen des Sommers, steigt die Konzentration von Oxalsäure im Rhabarber. Die Stiele sollten deshalb nach dem 24. Juni nicht mehr gegessen werden. Zudem schmeckt Rhabarber mit steigendem Oxalsäuregehalt nicht mehr so gut. Er wird dann bitter.
Spargel: "Bis Johanni nicht vergessen: Sieben Wochen Spargel essen", heißt es in einer alten Bauernregel. Dann ist Schluss. Nach dem Johannistag sollten zum Wohl der Pflanzen keine Spargelstangen mehr geerntet werden. Spargel ist eine Dauerkultur. Sie wächst viele Jahre am gleichen Ort. Um jedes Jahr neue Spargelspangen treiben zu können, brauchen die Pflanzen eine Ruhephase. Deshalb wird Spargel traditionell nur bis zum Johannistag gestochen.
Bis zum Johannistag grüne Walnüsse ernten
Walnüsse werden erst im Oktober geerntet. Aber wer Walnusslikör oder schwarze Nüsse ansetzen möchte, muss um den Johannistag die grünen Nüsse ernten. Dann sind die später harten Schalen noch ganz weich. Die grünen Nüsse können mit einer Nadel durchstochen oder in Scheiben geschnitten werden. Eingelegt entfalten sie dann ihr unvergleichliches Aroma.
Was ist der Johannistrieb?
Gehölze treiben Ende Juni noch einmal aus. Die Gefahr von Frostschäden ist aber nun endgültig vorbei, auch in Gegenden mit härterem Klima. Das ist die perfekte Zeit für einen Heckenschnitt. Die Pflanze kann sich dann gut regenerieren, wächst aber nicht mehr übermäßig. Sie gerät so bis zum nächsten Schnitt im Frühjahr nicht mehr aus der Form. Auch im Obstbau kann jetzt mit dem Sommerschnitt der Gehölze begonnen werden. Die unerwünschten, noch weichen und biegsamen Triebe an Obstbäumen werden einfach mit der Hand abgerissen.
Johanniskranz binden
Kräuter enthalten jetzt viele ätherische Öle und andere Inhaltsstoffe. Genau der richtige Zeitpunkt, um einen Strauß oder einen Kranz zu binden. Dabei gibt es keine Vorschriften, was in den Kranz gehört. Gesammelt wird, welche Kräuter zur Verfügung stehen. Das hängt auch davon ab, in welcher Region man lebt und welche Pflanzen dort vorkommen.
Sollte man sich wirklich an den Johannistag halten?
Der Johannistag ist ein Richtwert "Man muss sich nicht sklavisch an diesen Tag halten", sagt Cornelia Pacalaj. Manches Jahr ist die Natur etwas voraus, in kühleren Jahren hängt die Entwicklung der Pflanzen hinterher. Aber es ist ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, welche Arbeiten im Garten anstehen. Auch heute orientieren sich Gärtner am sogenannten phänologischen Kalender. Damit wird das Jahr in zehn Jahreszeiten unterteilt. Diese richten sich aber nicht nach bestimmten Daten, sondern orientieren sich am Entwicklungsstand der Pflanzen.
Quelle: MDR Garten/anz
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 26. Juni 2022 | 08:30 Uhr