Diverse Pflanzgefäße aus Papier mit schon ausgetriebenen Pflanzen.
Selbsthergestellte Pflanzgefäße aus recycelten Materialien sind ein Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Garten. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Umweltbewusst leben Tipps für nachhaltiges Gärtnern

23. Februar 2024, 09:36 Uhr

Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wird teilweise inflationär gebraucht. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter und wie kann Nachhaltigkeit im Garten konkret umgesetzt werden? Wir geben Anregungen und Denkanstöße, wie Sie das Thema angehen können.

Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?

Ein häufiger Vorwurf lautet, dass Nachhaltigkeit im Grunde ein Gummibandbegriff ist, hinter dem sich alles und nichts verbirgt. Firmen bewerben gern ihre Produkte mit dem Label "nachhaltig", egal ob es sich nun um Waschmittel, Autos oder Geldanlagen handelt. Hier ist also durchaus Skepsis angebracht.

Ursprünglich stammt der Begriff aus der Forstwirtschaft. Der Bergmannhauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) aus dem sächsischen Freiberg prägte ihn im Zusammenhang mit dem ressourcenschonenden Umgang mit den Wäldern. Aus denen sollte man nicht mehr Holz entnehmen als in angemessener Zeit nachwachsen könnte. Nachhaltigkeit bedeutet also keinen Raubbau an natürlichen Ressourcen zu betreiben, zukunftsfähig und umweltbewusst zu handeln und so die Erde den nachfolgenden Generationen in einem lebenswerten Zustand zu hinterlassen.

Doch wie lässt sich dieses Konzept nun im eigenen Garten umsetzen?

Wiederverwenden, recyceln und reparieren vor neu kaufen

Das Schöne ist: Nachhaltiges Wirtschaften schont nicht nur die Umwelt, sondern meist auch unseren Geldbeutel. Wo immer Sie können, überlegen Sie, ob Sie Dinge wirklich wegwerfen müssen oder sie vielleicht wiederverwenden können. Beispielsweise lassen sich Plastikverpackungen prima als Anzuchtgefäße nutzen. Plastiktöpfe von gekauften Pflanzen können sie aufbewahren und ebenfalls als Anzuchtgefäße oder zum Umtopfen verwenden. Wenn Sie zu viele davon haben, können Sie sie auch an Freunde oder Bekannte weitergeben. Manche Gärtnereien nehmen sie vielleicht auch wieder zurück. Fragen Sie einfach mal nach.

Kaufen Sie nach Möglichkeit hochwertige Gartengeräte und -werkzeuge, die lange halten und sich reparieren lassen. So können bei manchen Gartenscheren zum Beispiel die Klingen ausgetauscht werden, wenn sie stumpf geworden sind. Die richtige Pflege der Geräte erhöht ihre Lebensdauer.

Plastikfrei gärtnern

Wo immer möglich, verzichten Sie auf den Einsatz von Plastiktöpfen oder Folien und verwenden Sie stattdessen natürliche, kompostierbare Materialien. So können Sie zum Beispiel sehr einfach Aussaatgefäße aus Klopapierrollen oder Zeitungspapier selbst herstellen. Ein weiterer Vorteil: Diese Gefäße können beim Auspflanzen meist einfach in die Erde gesetzt werden und verrotten dort. Doch nicht nur bei der Anzucht von Jungpflanzen können Sie Plastikmüll vermeiden. Tipps fürs Gärtnern ohne Plastik finden Sie in diesem Artikel.

Plastik ist nicht gleich Plastik Die Vielfalt bei Plastiktöpfen ist für die Verbraucher mittlerweile sehr verwirrend. Da viele Plastiktöpfe nicht aus sortenreinem Plastik bestehen, dürfen sie nicht in die gelbe Tonne geworfen werden, sondern gehören eigentlich in den Restmüll. Nur die Töpfe mit dem Logo vom Grünen Punkt gehören tatsächlich in die gelbe Tonne. Mitunter steht auf den Töpfen auch drauf, dass sie zu 100 Prozent recyclingfähig sind.

Weiterhin gibt es diverse Arten von Bioplastik, die als kompostierbar angepriesen werden. Allerdings zersetzen sie sich häufig nur unter bestimmten Bedingungen: Etwa bei hohen Temperaturen, die man nicht im eigenen Kompost und selbst nicht in vielen professionellen Kompostanlagen erreicht. Es ist also leider kompliziert.

Durch Abfallverwertung Erde und organische Dünger gewinnen

Jahr für Jahr schleppen wir riesige Säcke voller Erde aus Gartencentern und Baumärkten. Der Großteil der verkauften Gartenerde enthält noch immer Torf und sorgt damit für den weltweiten Rückgang der Moore. Wertvolle Ökosysteme gehen dadurch unwiederbringlich verloren. Dabei gibt es mittlerweile sehr viele Alternativen und etliche finden sich im eigenen Garten. Wenn Sie trotzdem Erde zukaufen müssen, greifen Sie nach Möglichkeit zu den torffreien Varianten, auch wenn diese meist preisintensiver sind als herkömmliche Gartenerde. Ähnliches gilt für Dünger, nicht jedes Düngemittel ist aus Naturschutzsicht unbedenklich. So schädigt beispielsweise der Abbau des beliebten Guano-Düngers an den südamerikanischen Küsten die dortigen Ökosysteme. Außerdem wird er über sehr weite Strecken transportiert, was sich negativ auf seine Ökobilanz niederschlägt.

Tipp: Kompostanlage Viele Kommunen haben Kompostanlagen, wo man Grünschnitt und andere Gartenabfälle hinbringen kann. Mitunter bieten sie auch Gartenerde und/oder Kompost aus eigener Produktion zum Kauf an. Torf ist in diesen Produkten in der Regel nicht enthalten. Außerdem stammen sie aus der Region.

Kompost und Laubkompost

Die klassische Variante, die sich in jedem Garten finden sollte, ist es einen Kompost anzusetzen. So erhält man nährstoffreiche Erde für die Beete. Ein Spezialfall ist ein Laubkompost. Die daraus gewonnene Lauberde wird wegen ihrer Feinkrümeligekeit auch gern als "Gärtners Gold" bezeichnet. Eine weitere, oft ungenutzte Ressource, ist Maulwurfserde. Sie kann problemlos in Balkonkästen oder Beeten verwendet werden. Oder man nimmt sie im Herbst, um empfindliche Stauden wie Rosen vor der Winterkälte zu schützen.

Wurmkiste

Küchenabfälle müssen aber nicht unbedingt auf den Kompost oder in die Biomülltonne wandern. Sie können zum Beispiel in eine Wurmkiste gegeben werden. Die fleißigen Würmer verwandeln sie in einwandfreien Humus, der dann wiederum im Garten oder auf dem Balkon die Pflanzen nährt.

Bokashi-Eimer

Auch in einen sogenannten Bokashi-Eimer können Küchenabfälle gegeben werden. Diese Fermentationstechnik stammt aus Japan. Die Abfälle verwandeln sich in einigen Wochen unter Luftabschluss sowie durch Zugabe von effektiven Mikroorganismen in nährstoffreichen Humus. Außerdem fällt bei diesem Prozess Sickersaft an, der stark verdünnt als Dünger eingesetzt werden kann.

Sparsamer Umgang mit Wasser

Wasser wird leider in vielen Regionen immer mehr zu einer begrenzten Ressource, da durch den Klimawandel weniger Regen fällt. Doch es gibt einige Tipps, wie Sie Wasser im Garten sparen können:

  • Regenwasser auffangen in Regentonnen oder Zisternen
  • Richtig gießen: Am besten morgens vor der Hitze.
  • Mulchen spart ebenfalls Gießwasser und hält die Feuchtigkeit besser im Boden.
  • Bewässerungssysteme sind zwar aufwendig und kosten Geld, können sich aber bei großen Gärten lohnen.
  • Sammeln Sie im Haushalt anfallendes Wasser (natürlich ohne Spül- oder Waschmittel) für den Garten - zum Beispiel das Wasser, was beim Obst- oder Gemüseputzen benutzt wird.
  • Muss es wirklich ein englischer Rasen sein, der im Sommer nur mit viel Wasserverbrauch grün zu halten ist? Eine (Wildblumen)Wiese hingegen ist vom Wasserbedarf her viel genügsamer.
  • Kultivieren Sie trockenheitsverträgliche, an den jeweiligen Standort gut angepasste Pflanzen.

Lokale und regionale Produktion unterstützen

Sofern möglich kaufen Sie bei Gartenbaubetrieben in Ihrer Region. Die dort erzeugten Pflanzen wurden nicht über weite Wege transportiert. Außerdem sind sie an das jeweilige Klima gut angepasst und Sie unterstützen gleichzeitig die Wirtschaft vor Ort.

Naturnah Gärtnern

Wer seinen Garten naturnah gestaltet, gärtnert in der Regel nachhaltig. Mit diesen Hinweisen verwandelt sich Ihr Garten in ein Ökoparadies:

Bienen auf Balkonien 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK


  • Einheimische Gewächse haben den Vorteil, dass sie Teil des hiesigen Ökosystems sind. Auch wenn prinzipiell nichts dagegen spricht, in Maßen auf Exoten zurückzugreifen.
  • Pflanzen Sie statt einer Hecke aus Thuja oder Kirschlorbeer lieber verschiedene Wildobststräucher wie Weißdorn, Heckenkirsche oder Schlehe.
  • Vermeiden Sie Schottergärten und legen Sie stattdessen lieber einen echten Steingarten an.
  • Überdenken Sie Ihr Beleuchtungskonzept: Lichtverschmutzung wird leider immer noch unterschätzt. Künstliche Lichtquellen irritieren viele nachtaktive Tiere. Am besten bleibt der Garten des nachts dunkel. So können Sie auch den Sternenhimmel viel besser genießen.

Quelle: Als Gesprächspartnerin für dieses Thema stand Garten-Expertin Brigitte Goss zur Verfügung.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 07. März 2021 | 08:30 Uhr