VeredelungstechnikKopulation: Obstbäume im Spätwinter veredeln
Wollen Sie eine alte Obstbaumsorte vom Nachbarn in den Garten holen? Dann besorgen Sie sich einen frischen Trieb. Außerdem brauchen Sie noch eine Unterlage, auf der dieser Trieb wachsen kann. Im Spätwinter wird durch Kopulation veredelt.
Das Grundprinzip der Veredelung ist einfach: auf einer sogenannten Unterlage, die den Wuchs des Baumes bestimmt, soll eine gewünschte Obstsorte wachsen und reichlich Früchte tragen. Dafür muss die Unterlage geschickt mit einem Trieb verbunden werden. Für den Spätwinter eignet sich die einfach zu lernende Kopulationstechnik.
Wer einen Wunschobstbaum in den eigenen Garten holen möchte, sollte sich von diesem mindestens einen frischen Trieb besorgen, den so genannten Edelreiser. Gärtnermeister Matthias Bauch empfiehlt allerdings, lieber noch einen Reiser mehr mitzubringen, da das Anschneiden im richtigen Winkel nicht ganz einfach ist. Je nachdem, was es für ein Obstbaum ist, benötigen Sie jetzt noch die passende Unterlage. Veredeln Sie nur Pflanzen der gleichen Art oder ähnliche Gehölze miteinander.
UnterlageEine Unterlage ist die Pflanze, die die Wurzel für den Baum liefert. Es gibt Unterlagen, die aus Samen gezogen werden, aber auch solche, die vegetativ oder über Steckhölzer vermehrt werden. Die Unterlage ist dafür verantwortlich, wie der Baum mit Nährstoffen und Wasser versorgt wird, wie er wächst und wie die Qualität der Früchte ist. Auch ein Wurzelschössling, der aus einem Kern im Garten gewachsen ist, kann theoretisch als Unterlage genutzt werden. Da die Eigenschaften des Wildsämlings aber nicht bekannt sind, wird meist auf gezüchtete Unterlagen mit ganz bestimmten Merkmalen veredelt.
Die richtige Unterlage für Obstbäume finden
Obstbaum = Obstsorte + Obstbaumunterlage
Unterlagen mit ganz bestimmten Merkmalen werden in Baumschulen, meist als wurzelnackte Stämmchen angeboten.
Diese Infos braucht die Baumschule
Wo liegt ihr Garten, in welcher Region? Wie ist der Boden? Wie groß soll der Baum werden? Wofür wollen Sie den Baum nutzen? Soll er viele Früchte tragen oder ein starker Baum werden, der Schatten spendet? Wann wollen Sie ernten?
Veredeln durch Kopulation
Beim Veredeln durch Kopulation werden zwei genau passende Schnittflächen an Unterlage und Edelreis zusammengefügt. Wichtigste Voraussetzung für eine Kopulation ist, dass Unterlage und Edelreis den gleichen Durchmesser haben. Unterlage und Reis werden im gleichen Winkel schräg zugeschnitten, so dass auf beiden eine langelliptischen Schnittfläche das Kambium frei liegt. Die Schnittfläche sollte etwa vier- bis achtmal so lang wie der Durchmesser von Edelreis und Unterlage sein.
EdelreiserDie besten Edelreiser sind gerade und kräftige (mindestens bleistiftdicke und 30 cm lange) Triebe, die im letzten Jahr gewachsen sind, am besten aus gut besonnter Lage. In der Regel eignen sich das untere und das mittlere Drittel eines Triebs besonders gut. Die Spitzen sind oft zu dünn, nicht so gut ausgereift und haben nicht so viele Reservestoffe eingelagert, die das Edelreis bis zum Verwachsen mit der Unterlage versorgen müssen. Als Edelreiser eignen sich beispielsweise die senkrecht nach oben wachsenden Wasserschosser. Je frischer die Reiser, desto besser, sagt Gärtnermeister Matthias Bauch.
Vor dem eigentlichen Veredeln sollten Anfänger diesen Schnitt allerdings ausreichend üben. Wichtig sind gerade Schnitte. Unebenheiten könnten zu mangelhaftem Kontakt führen und damit das Anwachsen der Veredlung gefährden. Reis und Unterlage sollten auch in der Fläche möglichst genau aufeinander passen.
Das richtige Messer für die VerdelungEinseitig angeschliffene Kopuliermesser eignen sich am besten für diese Schnitte, eine Hippe (Messer fürs "Grobe" mit einer zum Anschliff hin gekrümmten Klinge) kann jedoch auch verwendet werden. Das Messer muss scharf sein, damit der Schnitt möglichst glatt durchgezogen werden kann. Messer mit gekrümmten Klingen vereinfachen zwar den Schnitt, dafür können Messer mit gerader Klinge sind leichter geschärft werden.
Kopuliermesser sind größer als Okuliermesser und haben eine gerade oder nur leicht gekrümmte Klinge. Okuliermesser haben einen speziellen Rindenlöser und eine geschwungene oder gerade Klinge.
Kürzen sie nun den Edelreiser auf drei Augen ein. Anschließend werden die aneinander gefügten Schnittstellen fest aufeinandergedrückt und mit Bast, Veredelungsband oder Elektrikerklebeband verbunden. Hat die Vegetationszeit im Garten begonnen, sollte auch der Reiser wachsen. Sind zehn Zentimeter Zuwachs geschafft, ist die Veredlung gelungen. Auf einer Unterlage können übrigens auch verschiedene Sorten veredelt werden.
Quelle: Gartenbau-Ingenieur Tom Leukefeld aus Drei Gleichen, Gartenmeistermeister Matthias Bauch
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 30. Oktober 2022 | 08:30 Uhr