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UmweltPlastikfrei gärtnern im Garten und auf dem Balkon

06. April 2022, 11:08 Uhr

Ohne Plastik zu gärtnern ist gar nicht so leicht. Ständig ist etwas eingepackt oder nur aus Plastik verfügbar. Wir haben daher einige Tipps und Tricks zusammengetragen, die dabei helfen können, Plastik beim Gärtnern zu vermeiden.

Kurz und knapp: Plastikfreies Gärtnern

Werkzeug aus Holz

Eine der einfachsten Möglichkeiten, Plastik beim Gärtnern zu vermeiden, ist, auf Gartenwerkzeuge aus Holz zurückzugreifen. Lediglich bei Ast- und Rosenscheren ist die Suche nach einem Produkt mit Holzgriff schwieriger. Aber auch da wird man mit etwas Suchen fündig. Ein hochwertiges Gartenwerkzeug ist gleichzeitig ein tolles Geschenk für passionierte Gärtner.

Werkzeug für den Garten

Pflanzlöcher ausheben, Stauden teilen oder Gemüse ernten - der Spaten ist der Allrounder im Garten. Richtige Gärtner haben ihn immer in der Nähe. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Der Rechen zerkrümelt Erdbrocken und glättet Oberflächen - perfekt für neuen Rasen oder feinporige Beete, die auf Saatgut warten. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Hacke ist der beste Freund des Gärtners. Sie bekämpft Unkraut und verschließt Trockenheitskanäle, so dass der Boden nicht austrocknet. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Eine Gartenschaufel hilft beim Ausheben kleiner Löcher für Gemüsepflanzen, beim Anhäufeln oder auch um mal etwas Dreck zur Seite zu schippen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Gartenschere gibt es in verschiedenen Größen. Eine gute hält ewig. Sie schneidet Kräuter, verwelkte Blüten und Schösslinge, und auch mal einen Wasserreißer. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Für Schuhe, Werkzeug und Gemüse - ein Messer brauchen Gärtner ständig. Dabei muss es kein neues und teures sein. In diesem Fall tut es auch ein altes Küchenmesser. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die meisten Gärtner haben einen Schlauch. Aber wer aus dem Fass gießt oder vorsichtig frische Saaten befeuchtet, braucht eine Gießkanne mit Brausemundstück. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Moos und Unkraut wächst zwischen den Pflastersteinen? Ein Fugenkratzer entfernt sie gründlich, mit der platten Fläche lässt sich Moos von den Steinen schaben. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Wie mit einem Finger puhlt man mit dem Giersch-Jäter die horizontalen Wurzeln aus dem Boden: In der Hoffnung auf Erfolg! Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Schuffel ist bei uns selten, aber in anderen Ländern wird sie häufig eingesetzt. Im Gegensatz zur Hacke, die in Richtung des Körpers bewegt wird, schiebt man die Schuffle von sich weg und schneidet so Unkraut auf Bodenhöhe oder knapp unter der Erde ab. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Kronenpflanzkelle ist so scharf und spitz, dass sie besonders gut für harte Böden voller Wurzeln und Steine geeignet ist. Oder auch, wenn man etwa mitten im Rasen ein Pflanzloch stechen möchte. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Falls die Löwenzahnblüten doch zu viele werden - dieser Löwenzahnstecher soll helfen, die tiefen Wurzeln zu entfernen. Das Gerät wird dafür einfach wie ein Korkenzieher in die Erde gedreht. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Die Wiedehopfhaue ist für harte Arbeit gedacht. Wer Baumwurzeln entfernen oder einen neuen Garten roden will, hat damit das richtige Werkzeug. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Kompost selber herstellen und Erde anmischen

Auch bei gekaufter Erde fällt viel Plastik an. Wer also etwas Platz im Garten übrig hat, der kann mit einem Kompost eigene Erde plastikfrei herstellen.

Doch auch wer keinen Garten hat, kann platzsparend Erde für den Balkon produzieren (lassen). Eine Wurmkiste kann sogar in der Wohnung stehen und zum Beispiel als Sitzmöglichkeit dienen.

Eine Alternative bietet eine örtliche Kompostieranlage. Dort kann Kompost in verschiedenen Stadien gekauft werden. Allerdings können auch hier Plastikreste enthalten sein. Dies lässt sich also nur durch einen eigenen Kompost umgehen.

Wurzelnackte Pflanzen kaufen

Viele Pflanzen können inzwischen auch wurzelnackt gekauft werden, sodass keine Plastiktöpfe anfallen. Vor allem in Baumschulen werden die Bäume oft direkt aus der Erde geholt und dann wurzelnackt verkauft. Im Gegensatz zu Pflanzen mit Wurzelballen ist hier jedoch die Zeit der Pflanzung entscheidend. Wurzelnackte Rosen, Obstbäume und Co. sollten möglichst in der kalten Jahreszeit gepflanzt werden.

Ableger und Saatgut selber ziehen

Eine weitere Möglichkeit, den Garten um Pflanzen zu erweitern, ohne dabei Plastikmüll zu verursachen, ist die Vermehrung über Stecklinge. Vielleicht hat der Nachbar eine tolle Johannisbeere, von der er Ihnen ein Steckholz abgibt? Und auch Stauden lassen sich vermehren: Je nach Pflanze können auch Stecklinge genommen oder die Wurzelballen geteilt werden.

Darüber hinaus kann man begehrte Pflanzen auch samen lassen, um mit dem Saatgut Jungpflanzen nachzuziehen. Vor allem bei Gemüse ist allerdings darauf zu achten, dass das Saatgut samenfest ist.

Pflanzen selber vorziehen - in Papier-Töpfen oder sogar ohne Topf

Vorgezogene Pflanzen zu kaufen ist bequem und bei manchen Obst- und Gemüsesorten geht es kaum anders. Manche Gärtnereien bieten ihren Käufern an, die Plastiktöpfe nach dem Auspflanzen zurückzubringen und einige verkaufen ihre Pflänzchen inzwischen bereits ganz ohne Topf zum. Wer diesen Luxus nicht hat und auf die Plastiktöpfe verzichten möchte, kann sich selber in der Anzucht versuchen. Dazu ist kein Plastik nötig, denn Anzuchttöpfe lassen sich zum Beispiel aus Papier herstellen.

Mit einer Erdballenpresse lassen sich Anzuchtballen formen. Bildrechte: MDR/Estha Taddigs

Alternativ gibt es sogenannte Erdballenpressen. Mit denen lassen sich kleine, stabile, quadratische Erdballen formen. Zum Transport und zum Gießen müssen diese jedoch in Schalen gesetzt werden. Wer auch in diesem Punkt auf wiederverwendbare Plastikschalen verzichten möchte, kann zum Beispiel Auflaufformen aus Porzellan oder Glas verwenden. Kleine Holzstäbe unter den Erdballen verhindern Staunässe. Allerdings müssen die kleinen Pflänzchen bei dieser Methode regelmäßig pikiert und pünktlich ins Freiland gesetzt werden, da die Ballen je nach Pressengröße sehr klein sein können.

Dünger selber herstellen

Auch Dünger kommt oft in Plastikverpackungen. Doch er lässt sich leicht selber herstellen. Zum Beispiel aus Pflanzenjauche. Die kann in größeren Mengen in einem wiederverwendbaren Plastikeimer, einem Weinballon oder einem ausrangierten Weinfass angesetzt werden. Für kleinere Mengen eignen sich auch größere Einmachgläser.

Mulch oder Kompostbeete statt Unkrautvlies

Unkrautvlies wird gerne verwendet, um Wildkräuter aus den Beeten fernzuhalten. Allerdings besteht Vlies meist aus Kunstfasern. Durch die Nutzung dieser Materialien kann Mikroplastik in den Garten gelangen.

Besser ist die Verwendung von natürlichem Mulchmaterial. Dazu gehört beispielsweise Grasschnitt, Laub oder auch gröbere Materialien wie Holzhäcksel. Mulchen hat neben dem Fernhalten von Unkraut einen weiteren positiven Effekt: Die Erde unter der Mulchschicht bleibt länger feucht. Dadurch bleibt der Garten also nicht nur plastikfrei, er muss auch seltener gegossen werden.

Übersicht Mulch-Materialien

Kakaoschalen sind organisches Material und komplett abbaubar. Zusätzlich wirken Kakaoschalen als Dünger und geben langsam Nährstoffe frei. Bildrechte: Daniela Dufft
Rindenmulch ist ebenfalls ein organisches Material. Vorsicht ist allerdings beim Einsatz von frischem Rindenmulch geboten, da er häufig herbizid wirkende Gerbstoffe enthält, die dem Boden Stickstoff entziehen. Im Test konnte das Problem behoben werden, indem abgelagerter Mulch verwendet und zusätzlichen mit Stickstoff gedüngt wurde. Bildrechte: Daniela Dufft
Quarzkies oder Zierkies ist sehr preiswert zu haben. Die Steine sind hell und heizen sich nicht auf. Allerdings ist Quarzkies schwer, also nicht für bindige (dichte) Böden geeignet. Zum Mulchen muss eine Schicht von fünf bis acht Zentimetern aufgebracht werden. Bildrechte: Daniela Dufft
Schiefer ist ein sehr dunkles Material. Es heizt sich an sonnigen Plätzen auf und kann zu Verbrennungen der Pflanzen führen. Schiefer sollte deshalb lieber im Schatten verwendet werden. Schiefer liegt sehr gut, da er platt ist. So reicht auf dem Beet eine zwei bis drei Zentimeter dicke Schicht aus. Bildrechte: Daniela Dufft
Travertin ist ein poröses Material, das auch Wasser speichert. Durch die Beschaffenheit ist es leichter als andere mineralische Materialien. Man muss allerdings bedenken, dass bei der Verwendung von Travertin der pH-Wert im Boden steigt. Bildrechte: Daniela Dufft
Diabas ist ein geschlossenporiger Stein, der keine Feuchtigkeit speichert. Er eignet sich gut zum Mulchen, ist aber schwer. Diabas ist kostengünstig und die graue Farbe passt gestalterisch gut zu vielen Staudenpflanzen. Ein Vorteil des Materials ist auch, dass der Stein den pH-Wert im Boden nicht verändert. Bildrechte: Daniela Dufft
Auch Ziegelsplitt ist kostengünstig und als Mulchmaterial gut geeignet. Ziegel ist offenporig und kann Wasser speichern. Bildrechte: Daniela Dufft

Unkraut vorbeugenGegen Wildwuchs: Beete mit Pappe oder Packpapier mulchen

mit Video

Plastikschnüre und Rankhilfen durch Naturmaterialien ersetzen

Einige Pflanzen in Ihrem Beet brauchen Halt? Auch das lässt sich ganz Plastikfrei lösen. Rankhilfen müssen beispielsweise nicht aus Plastik sein. Ein Haselnuss-Ast oder Weidenruten reicht den Erbsen vollkommen aus und sieht dabei auch noch gut aus. Die Pflanzen selbst lassen sich mit Naturgarn oder sogar Weidenzweigen befestigen. Beide Möglichkeiten haben den großen Vorteil, dass sie kompostierbar sind, wenn sie kaputt gehen sollten. Die Weidenzweige eignen sich vor allem bei kräftigeren Pfanzen, wie zum Beispiel Rosen. Im verlinkten Video erklären die Profis, wie es funktioniert.

Kreativität lohnt sich

Allgemein gilt: Seien Sie kreativ! Viele Dinge, bei denen Plastikmüll anfällt, lassen sich leicht durch Naturmaterialien ersetzen.Auch langlebigere Materialien wie Metall, Porzellan oder Glas können helfen, den Garten und Balkon plastikfrei zu nutzen. Schneckenbarrieren aus Metall und Holz halten viel länger als ihre Plastikversionen.

Auf Flohmärkten findet man außerdem viele unverpackte Gartenwerkzeuge - und mitunter sogar Pflanzen. Manchmal hilft es auch, die Augen und Ohren in der Nachbarschaft offen zu halten. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Portemonnaie.

MDR Garten/et

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 03. April 2022 | 08:30 Uhr

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