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Hübsch schillernd und streng geschützt - der Rosenkäfer. Seine Larven, Engerlinge genannt, finden sich im Frühling oft in Erde von Töpfen, Kübeln und Hochbeeten. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Tiere im GartenHilfe, Engerlinge! Rosenkäfer-Larven umsiedeln

26. Mai 2023, 09:21 Uhr

Viele Garten- und Balkonbesitzer finden zurzeit große Mengen von Engerlingen in der Erde von Töpfen, Hochbeeten oder Kleingewächshäusern. Häufig handelt es sich um die Larven des streng geschützten Rosenkäfers, der den Zier- und Nutzgarten als Lebensraum für sich entdeckt hat. Gartenfachberaterin Brigitte Goss rät, die Tiere umzusiedeln.

Der Gemeine Rosenkäfer (Cetonia aurata) gehört zur Familie der Blatthornkäfer. Zu dieser Familie gehören Berühmtheiten wie der Pillendreher, Maikäfer oder die geschützten Hirschkäfer und Nashornkäfer. Im Sommer kann man den Rosenkäfer an Rosen, Schneeball, Hartriegel, Holunder, Flieder sowie an Disteln und Doldenblütlern beobachten. Er ernährt sich von Pollen, Blütenblättern und süßen Pflanzenteilen und richtet in dieser Lebensphase keinen nennenswerten Schaden an Pflanzen an.

Engerlinge: Larven der Blatthornkäfer erkennen

Die Larven der Blatthornkäfer heißen Engerlinge. Alle Engerlinge haben eine typische, gekrümmte Körperform. Sie entwickeln sich im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln, pflanzlichen Abfall oder Dung. In dieser Entwicklungsphase sind die unterschiedlichen Arten nur schwer voneinander zu unterscheiden. Die Larve des Rosenkäfers hat aber eine besondere Eigenschaft. Sie ist die Einzige, die sich auf den Rücken fortbewegt, wenn man sie auf eine ebene Unterlage legt.

Ein rückwärts kriechender Engerling - sieht lustig aus und wird eindeutig ein Rosenkäfer. So bewegen sich nur die Larven dieser Art fort. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Rosenkäfer-Engerlinge sind im Kompost wertvolle Helfer

Rosenkäfer-Engerlinge ernähren sich von abgestorbenem, sich zersetzendem Holz und Humus. Im Kompost wirken sie wie natürliche Schredder der Holzbestandteile und sind somit äußerst wertvoll. Ihre Entwicklungszeit beträgt zwei bis drei Jahre. Der "erwachsene" Gemeine Rosenkäfer ist 14 bis 20 Millimeter lang und durch seine grün-goldglänzende Deckfarbe ein sehr auffälliger Käfer. Er ist bei uns durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht getötet werden. Dies gilt auch für die Engerlinge!

Engerlinge sind nur schwer zu unterscheiden. Der geschützte Rosenkäfer-Engerling bewegt sich in Rückenlage voran und streckt seine Stummelbeine in die Luft. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Der Gemeine Rosenkäfer ist durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht getötet werden. Das gilt auch für die Engerlinge!

Engerlinge mögen torffreie Erde

Meist entdeckten Gärtnerinnen und Gärtner die Engerlinge des Gemeinen Rosenkäfers nur im Kompost oder im Gartenboden. Doch immer häufiger sind sie auch in der Erde von Kübelpflanzen, Hochbeeten oder in Kleingewächshäusern zu finden. Dort werden häufig moderne Bioerden und -substrate verwendet. Sie enthalten halbverrottete organische Pflanzenteile wie Holzfasern als Ersatzstoff für Torf. Das ist genau die richtige Nahrung für die Larven des Käfers. Zudem werden diese Bereiche im Sommer in Trockenphasen feucht gehalten. Vermutlich "riechen" die Weibchen des Käfers optimale Bedingungen für ihre Nachkommen und legen ihre Eier dort ab. Obwohl sich die Larven von abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren, reicht in dem begrenzten Raum der Töpfe und Hochbeete diese Nahrungsquelle nicht aus. So stehen dann auch frische Pflanzenwurzeln auf dem Speiseplan. Beliebt sind besonders die Wurzeln von Gurkenpflanzen.

Ein Topf - viele Engerlinge. Sie werden nun umgesiedelt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Engerlinge umsiedeln - nicht töten!

Gartenfachberaterin Brigitte Goss rät, Engerlinge unbedingt aus den Gefäßen zu entfernen. Dort schädigen sie nicht nur die Pflanzen, sondern haben auch zu wenig Nahrung, um sich weiter entwickeln zu können. Töten Sie die Engerlinge nicht, denn es könnte sich bei den Tieren um geschützte Arten wie Rosenkäfer, Hirschkäfer oder Nashornkäfer handeln.

Geben Sie die Engerlinge stattdessen in einem halbfertigen Kompost. Dort können sie gute Dienste leisten, weil sie das organische Material zu Humus zersetzen. Wer keinen Kompost im Garten hat, kann die Larven an Waldlichtungen oder in parkähnlichen Landschaftsstrukturen auf den Boden entlassen.

Eiablage der Rosenkäfer mit Mulchen verhindern

Da Rosenkäfer anscheinend vom Geruch der Biosubstrate oder von halb verrotteten Kompost angelockt werden, sollte man die Eiablage im Nutzgarten oder in Töpfe verhindern. Vorbeugend sollten offene Flächen abgedeckt oder gemulcht werden. Es eignet sich Schafwollvlies, Jutesäcke oder unbedruckter Karton. Verwenden Sie in keinem Fall Rindenmulch oder Holzhäcksel als Mulchmaterial im Gemüsegarten.

Schafwollvlies als Mulch hilft, die Eiablage des Rosenkäfers zu verhindern. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Zwiebeln und Schutznetze gegen Engerlinge verwenden

Der Rosenkäfer scheint Zwiebeln und Knoblauch zu meiden. Stecken Sie deshalb Knoblauchzehen oder Steckzwiebeln zwischen die Kulturen. Hilfreich ist das Abdecken der Gemüsekulturen mit einem Kulturschutznetz ab der Pflanzung. Das Netz lässt Wasser und Regen durch und hält neben dem Rosenkäfer auch andere Schädlinge fern. Bei der Neuanlage eines Hochbeetes sollten Sie nicht, wie oft empfohlen, Äste oder Hölzer in die unterste Schicht einbauen. Verwenden Sie stattdessen spezielle Dachsubstrate, mineralische Substrate oder einfach nur Erde.

Das Gemüseschutznetz hält Rosenkäfer und andere Insekten vom Gemüse fern. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Da dieses Massenaufkommen der Käfer im Hausgarten noch relativ neu ist, sollten verschiedene Abwehrmaßnahmen ausprobiert werden. Vielleicht halten bestimmte Pflanzenarten als Mulch, wie Holunderblätter oder Rhabarberblätter, die Käfer aus dem Gemüsegarten und den Kübelpflanzen ebenfalls fern.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 07. Mai 2023 | 08:30 Uhr