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Das Sensen ist nicht schwer zu erlernen, wenn man einige Dinge beachtet. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Traditionelles WissenRichtig mähen mit der Sense

01. August 2021, 08:30 Uhr

Das Mähen mit der Sense hat viele Vorteile: Für den Erhalt der Artenvielfalt, für die eigene Gesundheit und sogar für die Nachbarn, die nicht vom Motorlärm belästigt werden. Wenn man einige grundlegende Dinge beachtet, ist das Sensen kein Hexenwerk und für Männer und Frauen gleichermaßen gut zu erlernen.

Vielleicht haben Sie irgendwo im Schuppen noch eine alte Sense rumstehen oder spontan eine im Baumarkt gekauft. Erste Mähversuche enden dann oft frustrierend, weil das Gras gar nicht oder nur sehr mühsam abgeht. Schnell landet das traditionelle Mähgerät dann wieder in der Abstellecke. Dabei ist das Sensen mit ein wenig Übung leicht zu erlernen, es braucht dafür weder große Kraft oder hervorragende Kondition. Vorausgesetzt Sie haben das für Sie passende Werkzeug und wenden die richtige Mähtechnik an.

Das richtige Werkzeug zum Sensen

Sensen sind aus der Mode gekommen, daher sind die üblichen im Bau- oder Gartenfachmarkt erhältlichen Geräte meist nur bedingt nützlich. Wenden Sie sich lieber an einen auf Sensen spezialisierten Fachhandel. Das dort erhältliche Werkzeug ist zwar deutlich kostenintensiver, aber der Qualitätsunterschied ist eklatant. Im Vergleich zu Rasenmähern und Motorsensen sind die Anschaffungs- und Reparaturkosten von Sensen ohnehin überschaubar.

TippDie Sensenvereine sind sehr gute Ansprechpartner, wenn es um Bezugsquellen für Werkzeug und Kurse zum Mähen und Dengeln geht. Ein Sensenkurs ist ein idealer Einstieg, um herauszufinden, ob man sich mit dem Sensen anfreunden kann bevor man teures Werkzeug anschafft. Sensenlehrer gibt es in vielen Regionen. Mitunter bieten auch die Umweltverbände Kurse an.

Der Sensenbaum

Der Stiel, an dem das Sensenblatt befestigt ist, nennt sich Sensenbaum. Ein guter Sensenbaum muss an die jeweilige Körpergröße angepasst sein. Große Menschen brauchen einen längeren, kleinere einen kürzeren. Jeder Sensenbaum verfügt über zwei Griffe. Sie sollten idealerweise höhenverstellbar sein, damit man sie perfekt auf die eigene Armlänge einstellen kann. Der Vorteil von Sensenbäumen aus Holz gegenüber solchen aus Metall ist, dass sie in der Regel leichter sind und federn. Bei korrekter Handhabe ist ein hölzerner Sensenbaum sehr stabil.

Das Sensenblatt

Qualitativ hochwertige Sensenblätter sind aus handgeschmiedetem Stahl und haben eine dünne, messerscharfe Schneide. Auch hier gibt es unterschiedliche Längen. Meist empfehlen sich Längen zwischen 60 und 70 Zentimetern je nach Körpergröße und Einsatzart: Je nachdem, was gemäht werden soll - Gras, Kraut, Ranken oder Getreide - gibt es unterschiedliche Sensenblätter, die sich in Aussehen und Härtegrad unterscheiden. Zum Mähen einer Wiese benutzt man eine Grassense.

Das Sensenblatt wird mit Hilfe des Sensenschlosses am Sensenbaum befestigt. Wichtig ist der richtige Einstellwinkel des Blattes zum Baum.

Mähen mit der Hand So stellen Sie eine Sense richtig ein

Der Sensenbaum muss an die Körpergröße seines Benutzers angepasst sein. Qualitativ hochwertige Sensen haben höhenverstellbare Griffe, die vor dem ersten Benutzen eingestellt werden. Der untere Griff befindet sich dabei etwa in Höhe des Hüftknochens. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Wichtig ist auch der Abstand zwischen unterem und oberem Griff: Etwa eine Unterarmlänge plus eine Handbreit. Zum Abmessen stützt man den Arm mit dem Ellenbogen auf den unteren Griff. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Das Sensenblatt muss im richtigen Winkel zum Sensenbaum stehen. Man nennt das auch "die Sense in den Zirkel stellen". Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Zum Einstellen des richtigen Winkels gibt es verschiedene Tricks. Bei dieser Methode wird ein Strick um das untere Ende des Sensenbaumes gelegt. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Dann zieht man den Strick bis zum oberen Anfang des nur locker am Sensenbaum befestigten Sensenblattes. Dieser Punkt nennt sich Sensenbart. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Anschließend zieht man die Schnur vor zur Spitze des Sensenblattes. Der Winkel ist korrekt, wenn die Klingenspitze etwa drei bis fünf Zentimeter enger steht als der Sensenbart. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes
Ist der richtige Winkel gefunden, wird das Sensenblatt am Sensenschloss fest angeschraubt. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Weiteres Sensenzubehör

Sie benötigen zum Sensen außerdem einen Wetzstein mit Köcher, denn gewetzt wird stets mit einem nassen Stein. Der Köcher wird mit Wasser gefüllt am Gürtel getragen. Der Wetzstein kommt da rein und ist so jederzeit griffbereit.

Wer sein Sensenblatt selbst dengeln will, benötigt dafür einen Dengelamboss und einen Dengelhammer. Alternativ gibt es auch Schlagdengler und Dengelquetschen.

Mit einem Holzrechen wird das abgemähte Gras zusammengerecht. Das sollte so schnell wie möglich nach dem Sensen passieren, dann geht es am leichtesten. Das abgeschnittene Gras sollte nicht breit auf der Wiese verrotten, um sie nicht zusätzlich zu düngen.

Verschiedene Sensen und ein Dengelbock stehen vor einer Gartenlaube. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Die richtige Mähtechnik

Beim Mähen führt man die Sense in einem halbkreisförmigen Bogen immer flach über den Boden, wobei die Spitze des Blattes leicht nach oben zeigt. Man hebt die Sense vorwärts wie rückwärts nicht vom Boden ab. Der Schwung zum Sensen geschieht locker aus der Hüfte heraus. Gemäht wird also mit Schwung, nicht mit Kraft.

Am besten mäht man sich zuerst eine Kante, von der aus man losmäht. Die Sense zieht man immer vom Ungemähten ins Gemähte, dabei geht man langsam vor: Es reicht, wenn fünf bis zehn Zentimeter Gras pro Schlag gemäht werden. Auf diese Weise wird der Schnitt sauberer, Nacharbeiten kosten Zeit und Kraft.

Alle paar Meter muss die Sense gewetzt werden, um die Schnittfähigkeit des Sensenblattes zu erhalten. Dafür säubert man zunächst das Sensenblatt mit einem Grasbüschel, nimmt anschließend den Wetzstein aus dem mit Wasser gefüllten Köcher und zieht ihn mit der schmalen Seite langsam, abwechselnd auf Vorder- und Rückseite über die Schneide. Wichtig ist ein flacher Winkel zwischen Stein und Blatt. Gewetzt wird immer vom Sensenbaum Richtung Sensenspitze.

Der Wetztstein muss beim Wetzen unbedingt nass sein, damit es funktioniert. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Die richtige Tageszeit zum Sensen

Feuchtes Gras schneidet sich deutlich besser als trockenes. Daher ist es günstig, entweder frühmorgens oder am Abend zu mähen. Das empfiehlt sich auch, um die Hitze an heißen Sommertagen zu umgehen. An feuchten Tagen kann natürlich problemlos ganztags gemäht werden.

Es ist übrigens normal, dass sich Gras unterschiedlich schneidet - je nachdem, was da genau wächst. Das kann schon innerhalb weniger Meter innerhalb einer Wiese variieren.

Wie wird und bleibt das Sensenblatt scharf?

Die Schärfe des Sensenblattes entsteht nicht durch das Wetzen, sondern durch das Dengeln. Das Wetzen dient lediglich dazu, die Schnittfähigkeit des Blattes zu erhalten. Hochwertige, neu gekaufte Sensenblätter sind in der Regel bereits gedengelt. Meist kommt man damit gut durch eine Mähsaison. Früher oder später muss jedoch jedes Sensenblatt neu gedengelt werden.

Das Dengeln ist ein Verfahren des Kaltschmiedens. Dabei wird die Schneide des Sensenblattes mit Hilfe eines speziellen Hammers (Gewicht 500 Gramm) und Ambosses dünn ausgetrieben, so dass sie rasiermesserscharf wird. In der Fachsprache wird diese Schneide Dangel genannt. Es gibt noch andere Dengelmethoden, aber das ist die klassische Art und Weise.

TippBevor man selbst zum Dengelhammer greift, sollte man entweder einen Kurs besuchen oder es sich von einer fachkundigen Person zeigen lassen. Andernfalls kann man sich leicht sein Sensenblatt ruinieren. Manche Sensenlehrer bieten auch einen Dengelservice an: Gegen eine Gebühr dengeln sie das Sensenblatt. Eine Internetrecherche hilft, um entsprechende Adressen herauszufinden.

Fachgerechtes Dengeln erfordert Kenntnis und Übung. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Arbeitsschutz beim Sensen

Sensenblätter sind messerscharf, daher sollten Sie folgende Regeln beachten:

  • Tragen Sie die Sense nie lässig über der Schulter, sondern stets mit dem Blatt nach oben oder nach vorn, so dass Sie die Schneide stets im Blick haben.
  • Stellen Sie die Sense immer kippsicher und mit dem Blatt nach oben ab.
  • Tragen Sie beim Sensen geschlossene Schuhe.
  • Passen Sie beim Säubern und Wetzen der Sense auf Ihre Finger auf.
  • Machen Sie regelmäßig Pausen. Mit Druck erreicht man beim Sensen nichts und Unfälle passieren gern dann, wenn man müde ist und die Aufmerksamkeit nachlässt.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 01. August 2021 | 08:30 Uhr