Matthias Gromes beim Sensen seiner Wiese 3 min
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Mit der Sense kann auch hohes Gras problemlos gemäht werden. Matthias Gromes ist vor einigen Jahren auf den traditionellen Handbetrieb umgestiegen: Jetzt gibt es in seinem Obstgarten keinen Lärm von Motormähern mehr

MDR Garten So 01.08.2021 08:30Uhr 03:08 min

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Alte Technik wiederentdeckt Ökologische Wiesenpflege mit der Sense

01. August 2021, 08:30 Uhr

Eine blühende Wildblumenwiese sieht toll aus und ist ökologisch von hohem Wert. Allerdings versagen die meisten Mähgeräte bei hohem Gras - nicht so die Sense. Was Sie dabei beachten müssen, wie Sie Heu machen und welche Vorteile das Sensen hat, erfahren Sie hier.

Der richtige Mähzeitpunkt

Eine naturnahe Wiese wird ein bis maximal zwei Mal im Jahr gemäht. Die erste Mahd sollte so spät wie möglich erfolgen. Nach einer alten Bauernregel erst ab dem Johannistag am 24. Juni. Die Wiesenblumen und -kräuter sollten durchblühen und Samen bilden bevor gemäht wird. Die Samen fallen auf die Wiese und bilden die Grundlage für die Blüte im nächsten Jahr. Eine zweite Mahd - auch Grummet genannt - kann dann im September erfolgen. Sie ist vor allem dann angebracht, wenn man mit dem Gras Tiere versorgen will.

Abgeschnittenes Gras nicht auf der Wiese verrotten lassen

Das abgeschnittene Gras sollte nicht auf der Wiese verrotten, sondern am besten sofort mit einem Heurechen zusammengerecht werden. Dann geht es am leichtesten. Lässt man das Gras auf der Wiese verrotten generiert man einen Nährstoffeintrag, der auf Dauer die Artenzusammensetzung der Wiese verändert. Es setzen sich dann vor allem die starkwachsenden Pflanzen durch. Nährstoffarme Magerwiesen hingegen weisen eine sehr hohe Artenvielfalt auf.

Man kann den Grasschnitt natürlich auf den eigenen Kompost tun oder zu einer Kompostieranlage bringen, aber man kann es auch trocknen und Heu daraus machen.

Ein Mann recht abgesenstes Gras zusammen
Sensen und Rechen erfolgt abwechselnd - oder man arbeitet zu zweit, dann geht es schneller. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Heu machen

Das Gras wird in sogenannten Leiern zusammengerecht und getrocknet. Ein bis zwei Mal am Tag sollte es gewendet werden, um gut durchzutrocknen. Je nach Wetterlage braucht es drei bis fünf Tage bis das Heu vollständig durchgetrocknet ist und eingelagert werden kann. Es sollte zwischendurch nach Möglichkeit nicht wieder nass werden. Lagern Sie niemals noch nicht vollständig durchgetrocknetes Heu ein! Es kann sich selbst entzünden.

Wohin mit dem Heu? Hält man selbst keine Tiere, hat man meist keine Verwendung für das Heu. Man kann es aber an Tierhalter oder Zoos in der Nähe abgeben. Gerade in trockenen Sommern ist Heu oft Mangelware. Auf diese Weise haben alle etwas davon: Der eigene Kompost wächst nicht in den Himmel und es gibt eine sinnvolle Verwertung für das Gras Ihrer Wiese.

Heu trocknet in einem Garten
Beim Heumachen ist man auf stabiles Schönwetter angewiesen. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Vorteile des Mähens mit einer Sense

Natürlich kann man hohes Gras auch mit einem Kreiselmäher oder einer Motorsense abbekommen, allerdings hat das Mähen mit der Sense ihnen gegenüber noch einige bedenkenswerte Vorteile:

Tiere haben eine Chance zu entkommen

Unbemerkt gehen viele Tiere durch einen Motormäher: Insekten, Frösche, Eidechsen, Regenwürmer... Beim Sensen geht man viel langsamer vor, so dass die Tiere die Möglichkeit haben, rechtzeitig die Flucht zu ergreifen.

Gesunde Bewegung

Zum Sensen braucht man keine übermäßige Kraft, nur gutes Werkzeug und die richtige Technik. Es ist gleichermaßen für alle Geschlechter und fast alle Altersgruppen geeignet. Mit dem Sensen fördert man die eigene Fitness.

Ein Mann dengelt im Sitzen die Klinge einer Sense. 3 min
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Enger Naturkontakt und Entspannung

Beim Sensen ist man sehr nah dran an der Natur. Man erlebt seinen Garten auf ganz eigene, sinnliche Weise. Die gleichförmige Bewegung hat etwas Entspannendes, geradezu Meditatives. Der Kopf wird frei. Sensen ist gelebte Entschleunigung.

Keine Lärmbelästigung

Wie heißt es in dem Lied von Reinhard Mey: "Irgendein Depp mäht irgendwo immer...", Motorengeräusche zerren an den Nerven - an den eigenen und denen ihrer Nachbarn. Mit der Sense können Sie hingegen zu jeder Tageszeit mähen, egal ob sonntags oder feiertags.

Geeignet für schwierige Stellen

Mit der Sense können auch für Rasenmäher schwer erreichbare Stellen, wie zum Beispiel Hanglagen oder Wiesen mit Stauden drin, problemlos gemäht werden.

Ökonomie und Nachhaltigkeit

Im Vergleich zu einem Rasenmäher ist selbst eine qualitativ hochwertige Sense noch günstig. Auch braucht sie weder Strom noch Benzin und in der Regel entstehen auch keine Reparaturkosten. Im Abstellraum benötigt sie weniger Platz als elektrische Geräte. Eine gute Sense kann über Generationen weitergegeben werden.

Nachteile des Mähens mit einer Sense

Insbesondere für große Flächen braucht man mit der Sense schon mehr Zeit als mit einem Motormäher. Auch ist man beim Sensen und noch mehr beim Heu machen stark vom Wetter abhängig. Da geht nicht immer alles nach Plan. Außerdem sammelt man sich in der Wiese durchaus mal das eine oder andere Krabbeltier auf: Tragen Sie deshalb am besten lange Hosen und schauen Sie nach dem Sensen nach Zecken.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 11. Juni 0023 | 08:36 Uhr