Ein Laken liegt zur Hälfte über einem Blumentopf mit Frühblühern.
Vor besonders kalten Nächten können Blumentöpfe und bepflanzte Schalen im Frühling mit Vlies vor Frostschäden geschützt werden. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Bauernregeln zu Spätfrösten Die Eisheiligen: Gefahr für Nachtfrost sinkt erst Mitte Mai

08. Mai 2023, 16:01 Uhr

Die Eisheiligen bezeichnen fünf Tage im Frühling: den 11. bis 15. Mai. Bauernregeln besagen, dass sie noch einmal Frost bringen können. Viele Gärtner halten an den Mythen und überlieferten Regeln um diese Tage fest, auch wenn sie nicht jedes Jahr noch einmal Frost bedeuten. Sie sind eine Orientierung, die auch in Zeiten des Klimawandels und sich verschiebender Jahreszeiten gilt.

"Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist": Egal wie warm es im April oder Mai schon geworden ist, der Frühling kann auch immer noch Frost bringen.

Wann sind die Eisheiligen?

Die Eisheiligen, das sind (vom ersten bis zum fünften Tag) Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius, den Abschluss bildet die "Kalte Sophie" am 15. Mai. Auch in diesem Jahr sind die Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai. Und die jahrhundertelange Erfahrung besagt, dass sie noch einmal Frost bringen können. Denn die Eisheiligen, auch gestrenge Herren genannt, sind in Mitteleuropa meteorologische Witterungsregelfälle. Laut Volksmund wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der "kalten Sophie" am 15. Mai stabil.

"Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz", so heißt beispielsweise eine weitere Bauernregel zu den Eisheiligen.

Die Eisheiligen - meteorologisch erklärt

Anfang Mai sind die Temperaturen bei uns meist recht hoch. Schnell erwärmt sich die Erde und es kommt zu großen Temperaturunterschieden zwischen Festland und Meer. So entstehen Tiefdruckgebiete. Die warme Luft des Festlandes zieht Richtung Norden, dadurch kommen kalte Luftmassen vom Polargebiet aufs Festland zurück. Sind die Nächte dann noch sternenklar, kann es zu eisigem Nachtfrost kommen.

In den sehr warmen Jahren 2018 und 2019 blieben wir allerdings von einem solchen Frost verschont. Die Minusgrade verschoben sich auf Anfang Mai. Da zum Beispiel junge Tomatenpflanzen sehr kälteempfindlich sind, gilt hier: "Vorsicht ist besser als Nachsicht". Gärtnereien berichten jedes Jahr von Doppelkäufen, da die ersten Pflanzen den plötzlichen Frost nicht überstanden haben.

Vorzucht von Tomaten aus Samen in Plastikschalen
Tomatenpflanzen sind besonders anfällig für Frostschäden. Sie sollten erst Ende Mai nach draußen umziehen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Diese Bauernregeln beziehen sich auf die Eisheiligen

"Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder." Die Menschen haben die Phänomene Jahrhunderte beobachtet, ohne sie wissenschaftlich erklären zu können. So sind Bauernregeln entstanden, die diese Umstände beschreiben. "Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost", lautet eine weitere. Benannt sind diese Tage nach fünf Heiligen, deren Namenstag mal auf die Tage fielen. Die alten Bauernregeln beziehen sich noch auf den Julianischen Kalender. Seit der Gregorianischen Kalenderreform 1582 haben sich die Daten verschoben, die Namen sind aber geblieben. Mumertus war zum Beispiel ein katholischer Bischof um 400, mit der "kalten Sophie" ist Sophia von Rom gemeint. Sie lebte um 300 nach Christus und ist als frühchristliche Märtyrerin bekannt.

Lust auf Blüten Frühblüher für den Balkon - Welche vertragen Frost, welche nicht?

Ist der Schnee getaut und sind die Temperaturen milder, bekommen viele Lust Ihre Balkonkästen zu bepflanzen. Aber welche Frühblüher kommen mit Frost klar und welche sollten besser noch nicht gepflanzt werden?

bunt blühende Hornveilchen in einem Topf
Hornveilchen sind robust und vertragen auch leichte Minusgrade. Sie lassen zwar nach sehr kalten Nächten die Köpfe hängen, erholen sich in der Regel aber schnell wieder. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
bunt blühende Hornveilchen in einem Topf
Hornveilchen sind robust und vertragen auch leichte Minusgrade. Sie lassen zwar nach sehr kalten Nächten die Köpfe hängen, erholen sich in der Regel aber schnell wieder. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
pinke Primel mit gelben Streifen auf den Blütenblättern
Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Frühblüher nicht aus dem Gewächsshaus kommen. Diese sind unter optimalen Bedingungen gezüchtet und machen im Blumenkübel schnell schlapp. Bildrechte: MDR/ Daniela Dufft
Blumenzwiebeln in Schichten in Topf einpflanzen
Wer seinen Balkonkasten mit Tulpen und Osterglocken gestalten möchte, sollte die Blumenzwiebeln schon im Herbst in die Kübel stecken. Sie blühen im Frühjahr zwar etwas später, sind aber kälteresistent. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner
rosa blühende Hyazinthen im Garten
Hyazinthen vertragen Frost, wenn sie als knospende Pflanze gekauft werden. Hingegen leiden bereits blühende Hyazinthen, die aus dem Gewächshaus kommen, im Freien unter Minustemperaturen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
orangene Tulpe in Nahaufnahme
Tulpen fühlen sich bei niedrigen Temperaturen draußen wohl. Jedoch sind sie sehr nährstoffbedürftig und vertragen deshalb schon vor und während der Blüte eine wohl dosierte Gabe Flüssigdünger. Das stärkt schon jetzt die Zwiebel für die Blüte im nächsten Jahr. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
lilafarbene Krokusse im Garten
Nicht umsonst gehören Krokusse zu den ersten Frühblühern des Jahres. Sie sind so robust, weil sie Eigenwärme produzieren und somit wenige Grade wärmer als ihre Umgebung sind. Deshalb beherbergen sie auch so manches Insekt, wie diese Hummelkönigin, die aus dem Winterschlaf erwacht ist. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
gelb blühende Narzissen in Nahaufnahme
Hart im Nehmen sind auch Narzissen. Ihre Blüten sollten nach der Blüte unbedingt entfernt werden, da sich ansonsten Samen bilden. Das verbraucht Energie, die der Zwiebel dann nächstes Jahr für die Blüte fehlt. Im Gegensatz zu den Blüten sollten die Blätter an der Pflanze bleiben bis sie braun und abgestorben sind. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
rosafarbene Gartegänseblümchen im Garten
Die folgenden Pflanzen sollten lieber etwas später in den Topf. Zwar werden auch Gänseblümchen sehr zeitig im Gartenmarkt angeboten. Die Freude an ihnen ist aber oft nur von kurzer Dauer. Sie sind frostempfindlich und sollten - wenn es nochmal richtig kalt wird - unbedingt geschützt werden. Außerdem sind sie durstig und sollten deshalb gleichmäßig feucht gehalten werden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
intensiv lila-blaue Aschenblume
Auch die wunderschöne Aschenblume verträgt nur wenige Grade unter Null. In normal temperierten Wohnräumen ist es ihr allerdings zu warm. Am liebsten ist ihnen ein kühler Standort bei zwölf bis 16 Grad Celsius, etwa ein Wintergarten oder Treppenhaus. Die richtige Temperatur danken die Pflanzen mit langer Blüte. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
rote Primeln
Primeln, die es jetzt schon zu kaufen gibt, kommen meist aus dem Gewächshaus. Gefriert es nochmal, ist es meist mit den Blüten vorbei. Mit etwas Glück überleben die Pflanzen aber. Primeln blühen übrigens länger, wenn sie frostfrei, kühl und hell stehen. Sie dürfen nicht austrocknen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
rosafarbene Ranunkeln
Ranunkeln dürfen nur bei mildem Wetter nach draußen. Die blühenden Pflanzen aus der Gärtnerei bilden keine Knollen. Man kann sie also nicht in die nächste Frühlingssaison retten. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
blau-rosa Blüten vom Vergissmeinicht in Nahaufnahme
Auch die zarten Vergissmeinnicht sollten im Vorfrühling noch nicht ausgepflanzt werden. Nach der Blüte säen sich selbst aus, wachsen den Sommer über und blühen dann im nächsten Frühling. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 26. Februar 2021 | 11:48 Uhr

Kein Frost mehr nach der kalten Sophie?

Die Wahrscheinlichkeit für frostige Nächte nimmt - statistisch betrachtet - im Verlauf des Monats Mai ab. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass es auch noch nach dem 15. Mai eine frostige Nacht gibt. Dennoch sind die Eisheiligen für Gärtner eine Orientierung, ab wann etwa im Mai gepflanzt werden kann.

Hilfreich ist auch, sich beim Gärtnern nach den phänologischen Jahreszeiten zu richten. Die Blütezeit, die Zeit der Fruchtreife oder andere gut sichtbare Merkmale der Pflanzenwelt geben darüber Aufschluss, wann der richtige Zeitpunkt für eine bestimmte Gartenarbeit gekommen ist. So orientiert sich Gärtnerin Brigitte Goss gern an diesen phänologischen Jahreszeiten in der Natur.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 14. Mai 2023 | 08:30 Uhr