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Eine Wildbiene verschließt die Niströhre, in der sie ihre Eier abgelegt hat, mit feuchtem Lehm. Auf dem Gelände der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt stehen mehrere solcher Nisthilfen, damit sich die Wildbienen wohl fühlen und fleißig Obstgehölze bestäuben. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Wichtige BestäuberWildbienen und Hummeln mit Nisthilfen in den Garten locken

10. März 2022, 09:00 Uhr

Wer reichlich Obst ernten möchte, braucht Bestäuber im Garten. Wichtig sind daher die richtigen Pflanzen und Nisthilfen, um Bienen und Hummeln anzulocken. Wie ein Bienenhaus oder Insektenhotel aussehen sollte und wo der ideale Standort dafür ist, erfahren Sie hier.

Warum sind Wildbienen im Garten so wichtig?

Wildbienen helfen dabei, die Blüten von vielen Obstsorten wie Kirsche, Pflaume oder Apfel zu bestäuben. Sie sammeln Pollen auch bei Beerensträuchern und sorgen damit neben den Honigbienen für die Bestäubung unzähliger Obstgehölze. Wildbienen fliegen außerdem früher als ihre Verwandten, manche Arten sind schon im März unterwegs. Sie bestäuben früh blühende Obstsorten wie Aprikosen, wenn die Honigbienen noch ihre Winterruhe halten oder zu schwach zum Fliegen sind. Und als "Bauchsammler" bestäuben Wildbienen Obstbaum-Blüten auch sehr effektiv, da sie sich quasi hindurchwälzen, um Pollen aufzunehmen.

Wer in seinem Garten geeignete Nisthilfen anbringt, wird die Tiere bald beobachten können. "Schaffen Sie ein gutes Nahrungsangebot und eine gemütliche Wohnung, dann siedeln sich bald Wildbienen an", sagt Monika Möhler, Obstbau-Expertin von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt. Ihre Erfahrung hat gezeigt: Die Rote und die Gehörnte Mauerbiene besiedeln Insektenhotels besonders gerne. Es gibt aber noch viele andere Arten von Wildbienen, zu denen beispielsweise Hummel und Holzbiene gehören.

Die Gehörnte Mauerbiene fliegt oft schon an sonnigen Tagen im Februar und ist bis in den Mai hinein unterwegs. Sie ist leicht an ihrer charakteristischen, schwarz-roten Färbung und den zwei "Hörnchen" am Kopfschild des Weibchens zu erkennen. Die Rote Mauerbiene trägt ebenfalls "Hörnchen" am Kopf, sie ist allerdings braun-rot gefärbt. Diese Art fliegt von März bis Juni. Beide verschließen ihre Nester mit feuchtem Lehm und bevorzugen Niströhren mit einem Durchmesser von sechs bis elf Millimetern.

Geeignete Nisthilfen für Wildbienen

Achten Sie bei allen Nisthilfen darauf, dass die Kanten glatt sind, damit sich die Wildbienen nicht an den Flügeln verletzen. Glätten Sie die Einfluglöcher einfach mit Sandpapier.

Ein Drahtgeflecht vor der Nisthilfe - hier ein Weinregal aus Ton - schützt die Brut vor hungrigen Vögeln. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Knöterich wird gern als Nisthilfe verwendet, doch er hat einen Nachteil: Die hohlen Stängel allein bieten keinen ausreichenden Schutz vor hungrigen Vögeln. Für Spechte zum Beispiel sind die abgelegten Eier eine Delikatesse und sie sind ganz erpicht darauf, da ran zu kommen. Ein feines Netz aus Draht vor dem Insektenhotel hilft, die Brut zu schützen. Dafür können Sie beispielsweise Kaninchendraht verwenden.

Wichtig ist außerdem ein Dach aus Teerpappe oder anderen Materialien, damit die Eier der Wildbienen vor Regen, Wind und Schnee geschützt sind.

Die Niströhren selbst sollten etwa 15 bis 20 Zentimeter lang sein. Ihr Durchmesser, das heißt die Lochgröße, sollte zwischen drei und zwölf Millimetern liegen. Da die einzelnen Arten unterschiedliche Nester bevorzugen, sollten die Nistgänge verschiedene Durchmesser haben. Verwenden Sie daher verschiedene Lochgrößen. Bohren Sie Holzblöcke ruhig auch seitlich statt nur von oben an, damit sich im frischen Holz weniger Risse bilden können.

Bienen in den Garten locken Eine Nisthilfe aus hohlen Stängeln bauen

Es gibt viele Baumaterialen die sich eignen, kleine Insektenbehausungen zu bauen. Der untere Teil dieses Hauses ist ein Weinstein, in dem normalerweise Flaschen gelagert werden. Mit hohlen, gebündelten Stängeln gefüllt, werden Bienen in den Garten gelockt. Doch es geht noch einfacher.   Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Hohle Stängel mit unterschiedlichen Durchmessern reichen Wildbienen als Nistplatz häufig aus. Gut eignen sich Bambus, Knöterich, oder Holunder. Letzterer muss allerdings freigebohrt werden. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Es gibt viele verschiedene Wildbienenarten, die ganz unterschiedlich große Hohlräume brauchen. Zu den ersten aktiven Wildbienen im Jahr zählt die gehörnte Mauerbiene. Für sie sollten Hohlräume acht bis zwölf Millimeter groß sein. Sie befruchtet die Blüten von Aprikosen, Kirschen und Pflaumen zu einer Zeit, in der kaum andere Bestäuber unterwegs sind.  Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Ganz wichtig – Bienen fliegen nur in dunkle, hohle Stängel. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Schneiden Sie deshalb Bambusstäbe rechts und links vom Knoten, dem Nodium, ab. So kann der Stock von beiden Seiten beflogen werden. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Eine andere, einfache Möglichkeit ist, die Stängel in eine Blechdose zu stecken und diese aufzuhängen. Wichtig ist ein trockener Standort, möglichst überdacht. Ideal ist eine Ausrichtung nach Süden oder Osten. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Es gibt Wildbienenarten, die nur die senkrechten Stängel anfliegen. Deswegen sollten sie auch auf Beeten hohle Staudenstängel ruhig einmal stehenlassen. Es müssen ja nicht alle sein. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Die rostrote Mauerbiene fliegt vor allem Äpfel und Birnen an – und ist übrigens Insekt des Jahres 2019.   Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
Gut versorgt. Zuerst füllt die Wildbiene eine Kammer mit Pollen und Nektar weit hinten im Hohlraum und verschließt diese mit Baumaterial. Dann wird die nächste Kammer für das nächste Ei davor gebaut. Der Platz muss gut ausgenutzt werden.  Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Folgende Niströhren können Sie in Ihrem Bienenhaus anbieten:

  • Bambusröhrchen mit glatt geschmirgelten Kanten und ohne innere Trennwände
  • angebohrte, feinmaserige Hölzer mit glatten Bohrlöchern, aus denen kein Harz austritt: Buche, Esche, Eiche, Kirsche, Pflaume und Holunder zum Beispiel
  • getrocknete hohle Stängel vom Staudenknöterich
  • trockenes Schilfrohr
  • Lehmwürfel oder Ziegelsteine mit Bohrlöchern

Fixieren Sie das angebohrte Holz oder die Pflanzenstängel mit Lehm in einen Holzrahmen – das können auch ausrangierte Euro-Paletten sein. Selbst ein Weinregal aus Ton eignet sich als Insektenhotel. Sie müssen die Rückseite nicht verschließen, sondern lediglich gegen Vögel sichern. Wildbienen würden die angebotenen Nisthilfen auch von zwei Seiten besiedeln, berichtet Obstbau-Expertin Monika Möhler von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau berichtet.

Das Bienenhaus regelmäßig neu bestücken

Wildbienen mögen frische, saubere Niströhren. Die Kanten sollten glatt sein, damit sich die Tiere beim Ein- und Ausfliegen nicht verletzen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Verzichten Sie unbedingt darauf, das Nistmaterial mit lösungsmittelhaltigen Farben zu bemalen. Bestücken Sie das Insektenhotel auch regelmäßig neu - spätestens nach zwei Jahren sollten sie frische Niströhren anbieten. Am besten sorgen Sie dafür, dass die Insekten in jedem Frühling neue, saubere Nistmaterialien vorfinden. Sie können zum Beispiel ihr Bienenhaus wie ein Regal unterteilen und die Fächer erst nach und nach bestücken. Am besten arbeiten Sie sich dabei von unten nach oben vor. So bleiben die Wildbienen gesund, weil Parasiten weniger Chancen haben, sich auszubreiten.

Alle in Nisthilfen brütenden Wildbienen haben nur eine Generation pro Jahr. Das heißt, dass die Brut, die in Frühjahr und Sommer angelegt wurde, erst im nächsten Jahr schlüpft. Den Winter überdauert sie in einem Ruhestadium. Deswegen sollten Sie auf keinen Fall im Winter alle Nisthilfen sauber machen oder die zugemauerten Löcher wieder aufbohren. Damit würden Sie die gesamte Brut zerstören. Erst wenn bereits im zweiten Jahr aus einer Niströhre nichts geschlüpft ist, können Sie die Bohrungen wieder öffnen. Da alte Nester durchaus auch von den Bienen selbst ausgeräumt und neu besetzt werden, können Sie auch einfach abwarten.

Naturgarten Insektenhotel: Diese Fehler sollten Sie vermeiden

Viele Gärtner wollen Gutes tun und stecken viel Arbeit in den Bau von Insektenhotels. Materialien wie Tannenzapfen und Steine gehören aber nicht hinein. Bildrechte: Daniela Dufft
Auch Nadelbaumholz sollte nicht verwendet werden. Es ist oft rau und kann die Bienen verletzen.   Bildrechte: Daniela Dufft
Wichtig: Verwenden Sie lieber nicht die Stirnseite von Gehölzen. Das Holz kann reißen, Wasser kann von oben eindringen und das Holz faulen lassen. Parasiten, Pilze oder andere Schädlinge können eindringen und die Bienenbrut zerstören. Bildrechte: Daniela Dufft
Immer Hartholz verwenden - zum Beispiel Holunder, Buche, Esche oder Birke. Bienenhöhlen nicht in die Stirnseite, sondern in die Längsseite der Hölzer bohren und noch einmal fein abschleifen. Einige Insektenarten reinigen ihre Röhren selbst. Im späten Herbst können nicht belegte Röhren von Hand gereinigt werden, zum Beispiel mit einem Pfeiffenreiniger. Bildrechte: Daniela Dufft
Auch Zapfen haben in einem Insektenhotel nichts zu suchen. Bienen meiden die Früchte der Bäume. Allerdings sind Zapfen im Garten an anderer Stelle durchaus erwünscht. Kleinen Spinnen und Käfern sind sie willkommener Unterschlupf, wenn sie auf dem Boden liegen. Bildrechte: Daniela Dufft
Immer wieder werden Insektenhotels mit leeren Schneckenhäusern gefüllt. Diese gehören auf die Erde und werden von Mauerbienen zurechtgerückt und bezogen. Bildrechte: Daniela Dufft
Auch Ziegelsteine lassen Insekten links liegen. Zudem sind die Kanten scharf. Egal wer hier hineinkriecht – die Verletzungsgefahr ist groß. Bildrechte: Daniela Dufft
Hohle Stängel werden von Bienen gern angenommen. Sie können gesammelt und in eine Blechkiste gesteckt werden. Diese Röhren fliegen Bienen waagerecht an. Markige, noch gefüllte Stängel allerdings, sollten vertikal aufgehangen werden und schon älter sein. Bildrechte: Daniela Dufft
Wachsen in der Nähe die richtigen Nektar- und Pollenspender wie Krokusse… Bildrechte: Daniela Dufft
… Traubenhyazinthen… Bildrechte: Daniela Dufft
… oder Schneeglanz… Bildrechte: Daniela Dufft
… werden sich die Bienen freuen. Diese Mauerbiene haben wir nach unseren Dreharbeiten gleich wieder freigelassen. Bildrechte: Daniela Dufft

Das Haus für die Wildbienen richtig aufstellen

Richten Sie die Nisthilfe nach Süden aus und wählen Sie einen Standort in der vollen Sonne. Das Dach darf keinen Schatten auf das Bienenhotel werfen. In der Nähe der Nisthilfe, des Bienenhauses oder Insektenhotels sollte sich außerdem eine Wasserstelle oder ein Ort mit stets feuchter Erde befinden. Die Wildbienen sammeln dort den Mörtel, mit dem sie ihre Brutkammern für die Eiablage bauen.

Als Nistmaterialien eignen sich hohle Knöterich-Stängel, Bambus-Rohre, Schilf- und Federmohn-Stängel sowie angebohrte Holzstücke von Weide, Kirsche, Buche, Pflaume oder Holunder. Wichtig ist außerdem ein Dach über dem Bienenhaus, dass die Brut vor Regen, Wind und Schnee schützt. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 27. Februar 2021 | 09:00 Uhr