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VorberichtBayreuther Festspiele

24. Juli 2023, 12:33 Uhr

Die Bayreuther Festspiele sind das älteste Opernfestival der Welt: 1876 von Richard Wagner begründet, werden seitdem (mit wenigen Unterbrechungen) ausschließlich von ihm komponierte Bühnen-Werke aufgeführt. Auch das ist bis heute weltweit einmalig!

von Bettina Volksdorf, MDR KLASSIK

Bayreuth – "Mutter aller Festspiele" 

Als "Mutter aller Festspiele" bezeichnete der Dirigent Pierre Boulez Bayreuth einmal und traf damit ins Schwarze, sind doch selbst die Festivals von Verona und Salzburg Erfindungen des frühen 20. Jahrhunderts.

Richard Wagner aber, der visionäre Gesamt-Kunstwerker mit Hang zum Größenwahn begründete das Bayreuther Opern-Event schon 1876, um einer Idee Raum zu schaffen, für die in den damaligen Hofopern kein Platz war.

Das Bayreuther Festspielhaus. Bildrechte: Roland Wagner, Ralf Richter

Seither pilgern Jahr für Jahr Wagner-Enthusiasten aus aller Welt in die fränkische Provinz, um auf viel zu harten Holzsitzen ebenso hoch-konzentriert wie temperiert im nicht klimatisierten Festspielhaus Wagners Musik zu hören und sich en passant an den szenischen Neu-Interpretationen abzuarbeiten. 

Alljährliche Skandale und Skandälchen

Mit ebenso schöner Regelmäßigkeit werden vor Beginn der Festspiele Skandale und Skandälchen produziert. In diesem Jahr betrifft es die zahlreichen Umbesetzungen sowie die Tatsache, dass einige Vorstellungen (allen voran der "Ring des Nibelungen" in der Inszenierung von Valentin Schwarz) nicht ausverkauft sind, was auch an den gestiegenen Preisen liegen mag.

Für einen Parsifal mit AR-Brille zahlt man aktuell bis zu 430 Euro, wobei man für die Premiere in der besten Kategorie nochmal 100 Euro drauflegen muss.

Steht Bayreuth also am Abgrund, weil es aktuell nicht auf zehn Jahre im Voraus ausverkauft ist? Zumindest spricht einiges in dieser Saison für ein hausgemachtes Missmanagement, das es nach den Festspielen aufzuarbeiten gilt. 

Obendrein kündigte ein Bündnis namens "Festspieldämmerung" kürzlich an, am Tag der Eröffnungspremiere gegen die Festspiele demonstrieren zu wollen.

Und siehe da, am 21. Juli meldete sich auch Bayerns Kunstminister Markus Blume zu Wort, um im "Nordbayerischen Kurier" lautstark Reformen einzufordern.

Da muss es Veränderungen geben. Selbst ein noch so renommiertes Festival hat an manchen Stellen mit der Zeit zu gehen, wenn es auf Dauer erfolgreich sein will.

Markus Blume, Kunstminister Bayern

Was er damit wohl konkret meint? Die Karten sind inzwischen auch online zu erwerben, die Eröffnungspremiere wird von etlichen Kinos übertragen, es gibt kostenfreie Open-Air-Konzerte, einen Parsifal im "Kleinstformat" für Kinder, den Meisterkurs-Gesang sowie eine inhaltlich-anregende Diskurs-Reihe.

Längst in der digitalen Gegenwart angekommen 

Unter der Leitung von Katharina Wagner (sie ist die Urenkelin von Richard Wagner) sind die Bayreuther Festspiele längst in der digitalen Gegenwart angekommen. Übrigens auch im künstlerischen Bereich!

Denn erstmals wird in diesem Jahr die "Parsifal"-Neuproduktion um eine digitale Ebene erweitert werden. Der Technologie-affine Regisseur Jay Scheib und sein Team wollen Virtualität und Realität miteinander verschmelzen, um so das Erlebnis Theaterbühne und Zuschauerraum zu entgrenzen, die Geschichte um Parsifal im besten Fall neu zu erzählen.

Zu welchen Ergebnissen sie im Umgang mit AR (Augmented Reality) – einer erweiterten Realität also – gefunden haben und ob dabei ein stringentes, ästhetisch-verblüffendes, visuell-bildstarkes, kurz, ein überzeugendes Regiekonzept herauskam, wird sich am Premierenabend zeigen.

Meilenstein oder Flop – beides ist möglich. Katharina Wagner aber, die dieses Experiment anstieß, ist sich und der Tradition ihres Urgroßvaters Richard treu geblieben: Bayreuth als einen Festspielort zu begreifen, an dem die Vision vom Gesamtkunstwerk Oper stets auch das Experiment ein-, nicht ausschließt.

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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 24. Juli 2023 | 09:10 Uhr

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