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DiversityInklusives Singen: Gotteslob in leichter Sprache

18. Mai 2021, 00:00 Uhr

Texte so verfassen, dass sie alle verstehen. Seit 2006 gibt es hierzu ein Regelwerk, das der Verein „Netzwerk deutsche Sprache“ herausgibt. Wichtiges soll so Menschen erreichen, die kognitive Einschränkungen haben oder deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Das erklärte Ziel: Sprachbarrieren überwinden. Dem hat sich auch die Kirche verpflichtet. Unter dem Titel „Gemeinsam bunt – Leichtes Gotteslob“ ist das Gotteslob in leichte Sprache übersetzt worden.

von Susann Krieger, MDR KLASSIK

Für Reinhard Hauke hat das Singen eine große Bedeutung, auch über den Gottesdienst hinaus. Denn Musik bringe Menschen zusammen, auch wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen. Die Texte im Gotteslob sind in ihrer Komplexität jedoch nicht für alle zugänglich. Besonders für Menschen mit Behinderung sind sie mitunter schwer verständlich und daher nur bedingt geeignet, um mitsingen zu können. Als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung ist der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke daher besonders begeistert von dem Projekt „Gotteslob in leichter Sprache“. Mehr als 200 Lieder sind in leichte Sprache übersetzt worden und somit nun singbar für alle.

Das Leichte sind vor allen Dingen immer Melodien, die sehr eingängig sind und die man wiederholen kann oder Text wiederholt, also was man sonst beim Gotteslob mit Antiphonen kennt, dass jemand was vorsingt, wird dann nachgesungen. Aber in diesem Fall sind das eben Melodien, die auch ständig wiederholt werden.

Dr. Reinhard Hauke

Weihbischof Reinhard Hauke Bildrechte: imago images/Steve Bauerschmidt

Das Titellied „Gemeinsam bunt, gemeinsam stark" symbolisiert die Aussage des Projektes. Ganz verschiedene Lieder werden hier zusammengestellt. Dabei helfen Symbole, sich zu orientieren. Eine Feder steht zum Beispiel für ein besonders leichtes Lied, ein Tempel für ein Lied, das so bekannt ist, dass es zu den Klassikern zählt. Andere Symbole kennzeichnen die Anlässe und Feiertage, - wie Weihnachten oder Ostern - zu denen bestimmte Lieder gesungen werden. Außerdem gibt es Zeichen für Bewegungen, Gebärden und Aktionen zu den Liedern. Es kann also gespielt, geklatscht und getanzt werden.

Gelebte Inklusion heißt Teilhabe

An der Auswahl der Lieder im Gotteslob waren auch Menschen mit Behinderung beteiligt. Für Reinhard Hauke ist dieser Punkt besonders wichtig. Denn gelebte Inklusion heißt für ihn Teilhabe an Kultur und kulturellem Leben. Ein Element davon sei Musik, sagt Hauke.  Das gemeinsame Singen in einem Gottesdienst somit auch. Ein Wert, den Hauke auch aus ganz persönlichen Begegnungen mit Menschen mit Behinderung kennt und schätzt.

Ich hab also vom letzten Jahr oder vorletzten Jahr schon ein Gottesdienst erlebt in einer Einrichtung in der Nähe vom Rhein, wo ich sag, das war total beeindruckend, da kommen einem fast schon die Tränen, wenn man die Freude spürt, die die Leute haben, wenn sie singen können und wenn sie antworten können. Auch wenn das vielleicht mal ein bisschen schräg klingt.

Dr. Reinhard Hauke

Die berührenden Momente sind es, die Reinhard Hauke immer wieder motivieren, sich aus vollem Herzen für Projekte wie das „Gotteslob in leichter Sprache“ einzusetzen. In seiner Erfurter Gemeinde wird jeder Mensch gewertschätzt. Dennoch sieht er großen Handlungsbedarf, wenn es darum geht, Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen zu führen:

Dieses Thema Inklusion und Blick auf die, die eine Behinderung haben - egal ob es eine geistige Behinderung oder eine körperliche Behinderung ist - das ist eigentlich ein Thema, was wir in einer Gesellschaft schnell vergessen. Und das ist eigentlich immer das Schlimme, deswegen ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass man auch durch so eine Aktion drauf hinweist, dass das Menschen sind wie du und ich und die auch zu einer Gesellschaft und zu einer Kirche und Pfarrgemeinde gehören.

Dr. Reinhard Hauke

Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 18. Mai 2021 | 07:13 Uhr