Abendstimmung am Marktplatz von Halle, Marktkirche mit vier Türneb rot angestrahlt, davor Händel-Statue mit Rücken nach vorn, ganz im Vordergrund Luftballon mit Logo der Händel-Festspiele.
2022 wird das 100. Jubiläum der Händel-Festspiele in Halle gefeiert. Bildrechte: Thomas Ziegler

Veranstaltungstipps Sechs Highlights der Händel-Festspiele 2022

27. Mai 2022, 00:00 Uhr

Georg-Friedrich Händel: er managte ein großes Opernunternehmen, sammelte wertvolle Gemälde, war bekannt für seinen Humor, aber vor allem für seine unerschöpflichen musikalischen Ideen und sein Gespür für Dramatik. Er wurde zu seiner Zeit wie ein Popstar gefeiert und musste nicht erst sterben, um unsterblich zu werden. Fans aus aller Welt vergöttern ihn und pilgern jedes Jahr in seine Geburtsstadt Halle, wenn ihm zu Ehren die Händel-Festspiele gefeiert werden. In diesem Jahr zum 100. Mal. Welche Aufführungen Sie nicht verpassen sollten:

Georg Friedrich Händel war ein Arbeitstier und von robuster Natur. Selbst nach einem Schlaganfall erholt er sich rasch wieder und sammelt seine Kräfte für Neues. Er schreibt seinen "Messias" und spendet sämtliche Einnahmen aus dem Werk bis zu seinem Tod an Bedürftige.

Tipp 1: Messias

Händels populäres Werk wird diesmal aus der Sicht eines Orchesters und Chores aus Portugal aufgeführt. Obendrauf ist es für die Beteiligten eine Premiere bei den Händelfestspielen in Halle. Entschieden haben sie sich für die deutsch gesungene Fassung von Wolfgang Amadeus Mozart.

Was, wann, wo, wer? Der Messias HWV 56 10 Oratorium
von G. F. Händel
in der deutschen Fassung von W. A. Mozart KV 572

Wann: Samstag, 28. Mai um 17 Uhr
Wo: Dom zu Halle

Musikalische Leitung: Massimo Mazzeo
Solisten und Solistinnen: Ruth Ziesak (Sopran), Kristina Hammarström (Alt), Tilman Lichdi (Tenor), Thomas E. Bauer (Bass)
Orchestra Divino Sospiro
Gulbenkian Chor Lissabon

Tipp 2: Fernando, Re di Castigila (Uraufführung)

Immer wieder werden Erstaufführungen bei den Händel-Festspielen programmiert. Diesmal gibt es mit dem Opernfragment "Fernando" sogar eine Uraufführung. Händel vertont mit "Fernando, Re di Castigila" einen Vater-Sohn-Konflikt zwischen portugiesischem König und Thronfolger, in den der kastilische König Fernando vermittelnd eingreift.

Die Aufführung zeigt die enge Kooperation mit dem "London Handel Festival" und dem britischen Orchester "Oper Settecento" unter dem energetischen Dirigenten Leo Duarte. Seit 2015 haben sie sich darauf spezialisiert, selten bis noch nie gehörte Opern auszugraben. MDR KLASSIK überträgt LIVE!

Was, wann, wo, wer? Re die Castiglia HWV 30 (Uraufführung World Premiere)
Fragment von G. F. Händel (nach der Oper "Sosarme")

Wann: Dienstag, 31.Mai bis 19.30 Uhr
Wo: Franckesche Stiftungen, Freylinghausen-Saal Fernando

Musikalische Leitung: Leo Duarte
Solisten und Solistinnen: Fernando - Francesco Giusti
Elvida - Susanna Fairbairn
Isabella - Ciara Hendrick
Altomaro - Frederick Long
Sancio - James Laing
Dionisio - Nick Scott
Alfonso - Charlie Morris

Tipp 3: Aminta e Fillide

Der Grandseigneur der historisch informierten Musik William Christie kommt mit Mitgliedern seines außergewöhnlichen Ensembles "Les Arts Florissants" nach Halle. Zur historischen Aufführungspraxis hat der Franko-Amerikaner ein abgeklärtes Verhältnis: Authentizität, in Bezug auf die Musik einer weit zurückliegenden Epoche, sei eigentlich eine merkwürdige Idee, erklärt er in einem Interview.

Zwar bediene er sich der historischen Instrumente und Prinzipien der Aufführungspraxis, um ein Vokabular für diese Musik zu haben. Damit sie ihre Wirkung entfalten könne, brauche es aber eine starke Dosis Persönlichkeit der Interpreten. Darauf kann man in Halle wetten!

Was, wann, wo, wer? Aminta e Fillide: Arresta il passo HWV 83 36
Kantate für 2 Soprane und Instrumente von G. F. Händel

Wann: Samstag, 4. Juni – 16.00 Uhr
Wo: Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Festsaal

Musikalische Leitung: William Christie (Cembalo)
Solistinnen: Jessica Niles (Aminta, Sopran), Shakèd Bar (Fillide, Sopran)
Musiker von Les Arts Florissants

Tipp 4: Ein Oratorium

Aus der Vielzahl der historisch informierten Ensembles ragt die in Ravenna beheimatete Accademia Bizantina mit klanglicher Delikatesse heraus. Ihr Erfolg (be)gründet sich aus Neugier und Entdeckerlust, wie Musizierfreude.

Nach Halle kommen sie mit exquisiten Solisten und dem Händel-Oratorium, in dem vier allegorische Figuren auftreten: die Schönheit, das Vergnügen, die Erkenntnis und die Zeit. Der Widerstreit von Sinneslust und Vergänglichkeit präsentiert das Lebensgefühl des Barock und wird mit zarter Melancholie vorgeführt. MDR KLASSIK überträgt LIVE!

Was, wann, wo, wer? La bellezza ravveduta nel trionfo del tempo e del disinganno HWV 46a
Oratorium von G. F. Händel
Aufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe

Wann: Sonntag, 5. Juni – 19.30 Uhr
Wo: Konzerthalle Ulrichskirche

Musikalische Leitung: Ottavio Dantone
Solisten und Solitinnen: Emmanuelle de Negri (Piacere), Monica Piccinini (Belezza), Delphine Galou (Disinganno), Martin Vanberg (Tempo)
Accademia Bizantina

Georg Friedrich Händel
Georg Friedrich Händel wurde 1685 in Halle geboren und lebte 18 Jahre lang in der Stadt. Bildrechte: IMAGO / Leemage

Tipp 5: Semele

So müsste es beim Eröffnungskonzert der ersten Händelfestspielen 1922 geklungen haben: In einer Rekonstruktion kommt "Semele" zur Aufführung mit der Staatskapelle Halle auf modernen Instrumenten, dem Chor der Robert-Franz-Singakademie in deutscher Sprache und in der damaligen Strichfassung. Historische Aufführungspraxis einmal anders.

Am Pult steht mit Händel-Preisträger Howard Arman ein begnadeter Dirigent, der weitreichende Erfahrungen mit derartigen klanglichen "Wiederbelebungen" mitbringt.

Was, wann, wo, wer? Semele HWV 58 39
Oratorium von G. F. Händel
in der Fassung von Alfred Rahlwes (in deutscher Sprache)

Wann: Pfingstsonntag, 5. Juni – 11.00 Uhr
Wo: Georg-Friedrich-Händel Halle

Musikalische Leitung: Händel-Preisträger Howard Arman
Konzertchor Leipzig, Robert-Franz-Singakademie Staatskapelle Halle
In Kooperation mit den Bühnen Halle

Tipp 6: Eine von Händels starken Frauen: Susanna

Die alttestamentarische Geschichte erzählt von einer besonnenen, treuen und beispielhaften Frau: Susanna gerät in die Fänge zweier lüsterner alter Männer. Die nutzen die Abwesenheit ihres Ehemanns aus und stellen ihr nach, während sie ein Bad nimmt. In gekränkter Eitelkeit, bezichtigen sie die tugendhafte Frau des Ehebruchs. Doch letztlich werden sie der Lüge überführt. Händel, der nie eine Ehe eingegangen ist, erschafft mit "Susanna" ein Plädoyer für die eheliche Treue. Zudem entwirft er ein anrührendes musikalisches Frauenbild.

Mit den Sängerinnen und Sängern des MDR-Rundfunkchores trifft man auf gute Bekannte bei den Händelfestspiele, sie haben das selten aufgeführte Oratorium bereits 2019 in Halle gesungen. Diesmal steht jedoch Philipp Ahmann, der gegenwärtige Chef des Chors am Pult. Die Aufführung im Dom zu Halle, wo das Oratorium auch 1922 erklang, ist deshalb etwas ganz Besonderes.

Was, wann, wo, wer? "Susanna" Oratorium in drei Teilen HWV 66 von Georg Friedrich Händel

Wann: Sonntag, 29. Mai, 16 Uhr
Wo: Dom zu Halle

Dirigent: Philipp Ahmann
MDR-Rundfunkchor und Leipziger Barockorchester

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Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 19. Mai 2022 | 07:10 Uhr

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