Richard Wagner in Leipzig Wagner-Denkmal kehrt in Teilen an seinen Bestimmungsort zurück
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In Richard Wagners Geburtsstadt sollte vor über 75 Jahren das weltweit größte Monument für den Komponisten aufgestellt werden. Am Leipziger Elsterflutbecken war eine Anlage mit der Größe eines Fußballfeldes geplant, wo das sogenannte "Wagner-Nationaldenkmal" seinen Platz finden sollte. Bis 1945 waren sämtliche Teile fertig, doch das Denkmal wurde nicht aufgestellt. Nun sind zwei Reliefs aus Naturstein, die einst für das Monument bestimmt waren, in Leipzig und Ermlitz eingetroffen.

Bisher hing eines der beiden über 80 Jahre alten Reliefs im Wohnzimmer eines Wagnerianers im bayerischen Rosenheim. Geschaffen hatte es der Bildhauer Emil Hipp. Mit dessen Konzeption hatte ihn der Leipziger Stadtrat unter Vorsitz von Oberbürgermeister Carl Goerdeler bereits 1932 beauftragt. Aber erst zwei Jahre später kam der offizielle Startschuss – durch den bekennenden Wagnerianer Adolf Hitler.
Die sprichwörtliche Last der Geschichte, sie kann bisweilen tonnenschwer sein. Nach Kriegsende wollte keiner mehr das überdimensionale Monument nach Leipzig holen, obwohl es bereits von der Stadt bezahlt worden war. Die einzelnen Teile standen zunächst auf dem Gelände eines Steinmetzbetriebs im bayerischen Kiefersfelden, von wo aus das Denkmal in Einzelstücken in alle Winde verstreut verkauft worden ist.
Szene des Hans Sachs aus "Die Meistersinger von Nürnberg"
Zwei Meter mal ein Meter groß ist das eine der beiden zurückgekehrten Reliefs. Es wiegt rund eine halbe Tonne. Zu sehen ist, in stilisierter Form, eine Szene aus Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg. Der Schuster Hans Sachs bei der Arbeit, mit ernstem, konzentriertem Gesicht.
Szene aus Wagners "Walküre" mit Siegfried und Brünnhilde
Der Privatmann aus Rosenheim hatte auch ein zweites, erheblich größeres Relief erworben - mit einem Gewicht von 2,8 Tonnen. Das stand bis vor kurzem noch in seinem Garten. Es war ihm ein Anliegen, beide Stücke nach Leipzig zu verkaufen, erzählt der Musikwissenschaftler und Vorsitzende des Leipziger Richard-Wagner-Verbands Prof. Dr. Helmut Loos.
Ich bekam also einfach das Angebot. Hab dann gesagt, wir müssen diese besondere Geschichte der Wagner-Rezeption in Leipzig irgendwie dokumentieren.
Und so kam auch dieses Teil zurück: Der Leipziger Wagner-Verband hat es gekauft. Zwei Meter mal ein Meter ist es groß und wiegt rund eine halbe Tonne. Am Wochenende wurde das Relief auf dem Gelände des Kulturguts in Ermlitz, 15 km von der Messestadt entfernt, aufgestellt. Es zeigt eine Szene aus Wagners Walküre.
Das ist also der Siegfried mit weit ausgebreiteten Armen. Er hat in der rechten Hand noch das Horn, dass er ja gerne schmettert. Sie sehen, dass er den Feuerring durchschreitet. Und hier in halb liegender, halb sitzender Position ist Brünnhilde, die also jetzt gerade aufwacht, und die er also überwältigt.
Dass das größere der beiden Reliefs auf dem Gelände des Kulturguts in Ermlitz vorerst Asyl gefunden hat, ist historisch begründet. Erbauer des Hauses war der Leipziger Ratsherr August Apel. Mit dessen Sohn Theodor war der junge Richard Wagner befreundet und hat ihn häufig in Ermlitz besucht. Das Siegfried-Relief soll aber langfristig auf dem Gelände des nicht verwirklichten Denkmals in Leipzig platziert werden.
Das Stadtgeschichtliche Museum und der Ortsverband Leipzig des Richard-Wagner-Verbandes haben sich den Ankauf finanziell geteilt.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 11. Januar 2021 | 08:10 Uhr