Carl Reinecke Komponist
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Gründung einer neuen Gesellschaft in Leipzig Das Erbe des Komponisten Carl Reinecke

15. Juni 2021, 16:17 Uhr

Am 5. Juni 2021 wurde die Carl Reinecke-Gesellschaft Leipzig gegründet. Ihr zentrales Anliegen ist die Pflege und Förderung der Musik gleichnamigen Komponisten. Wer aber war Carl Reinecke?

Warum manche Komponisten für alle Ewigkeit berühmt und andere ganz schnell vergessen werden, das ist oft ein Rätsel. Ein Mann, der zu solchem Rätselraten viel Stoff gibt, war Carl Reinecke.

Wer war Carl Reinecke?

35 Jahre lang Gewandhauskapellmeister, noch länger ein Lehrer am Leipziger Konservatorium, herausragender Pianist, kluger Beobachter und vor allem Schöpfer eines riesigen musikalischen Schatzes – das ist Carl Reinecke.

Viele wissen ja auch nicht, dass er bis heute der am längsten amtierende Gewandhauskapellmeister ist mit 35 Dienstjahren. Von 1860 bis 1895.

Dr. Katrin Schmidinger, Reinecke-Buchautorin
Robert Schumann einer von Reineckes musikalischen Vorbildern
Robert Schumann (1810-1856) war einer von Reineckes musikalischen Vorbildern Bildrechte: imago images / United Archives International

1824 wurde der Komponist im dänischen Altona bei Hamburg geboren und vom alleinerziehenden Vater unter schwersten Bedingungen in die musikalische Umlaufbahn gebracht. Während das 19. Jahrhundert von musikalischen Heißspornen durcheinander gerüttelt wurde, hielt sich Reinecke an seine Vorbilder der Vergangenheit: Mozart, Beethoven, Schumann und Mendelssohn Bartholdy. Zu Lebzeiten galt er deshalb als einer, über den die Zeit hinweggefegt war und stellte selbst eine düstere Prognose auf:

Mit voller Überzeugung bin ich meinen bisherigen Kunstanschauungen treu geblieben, weil ich den Wegen, die die modernen Komponisten wandeln, nicht folgen kann und mag (...) Daneben gebe ich mich nicht der trügerischen Hoffnung hin, dass meinen Werken eine längere Dauer beschieden sein wird.

Carl Reinecke, zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Doch seine Prognose hat sich in der Gegenwart nicht bewahrheitet: Im Leipziger Süden kämpfen drei Personen für Reineckes Musik.

Was macht die Carl Reinecke-Gesellschaft?

Am 5. Juni 2021 haben sie die Carl Reinecke-Gesellschaft Leipzig gegründet. Ihr zentrales Anliegen ist die Pflege und Förderung der Musik des Komponisten.

Man muss es sich nur anhören, dann weiß man, warum wir das machen.

Stefan Schönknecht, Reineckes Ururenkel und Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig

Hierfür sammeln sie Noten, veranstalten regelmäßig Konzerte, vor allem an der Musikhochschule. Mit der Gründung der Gesellschaft ist es ihr Ziel, noch mehr Schätze von Carl Reinecke zu fördern:

Einer, der so fleißig war und so viel Gutes in der Welt verbreitet hat wie Reinecke, das ist mir selten begegnet.

Dietmar Nawroth, Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“

Wer steht hinter der Gesellschaft? Stefan Schönknecht, Dietmar Nawroth und Katrin Schmidinger – das sind die Gründer und Gründerin der Carl Reinecke-Gesellschaft. Stefan Schönknecht ist Reineckes Ururenkel und hat einen Teil seines Hauses in ein Museum verwandelt, in dem man das Schaffen des Komponisten sehen kann. Sein Mitstreiter und seine Mitstreiterin sind ebenfalls musikaffin: Dietmar Nawroth lehrt als Professor für Klavier und Dr. Katrin Schmidinger ist Reinecke-Buchautorin. Alle drei sind an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig tätig.

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 15. Juni 2021 | 07:13 Uhr