Bach in LeipzigNicht die erste Wahl, aber die beste Entscheidung!
Als Johann Sebastian Bach vor 300 Jahren, im Mai 1723, mit zwei Kutschen aus Köthen nach Leipzig kam, war in der Musikwelt nichts mehr wie zuvor. Auch wenn Bach für den Rat der Stadt nicht die erste Wahl gewesen ist, hatte man sich dann doch für ihn als Thomaskantor entschieden.
Am 22. April 1723 wählte der Rat der Stadt Leipzig einstimmig Johann Sebastian Bach, bis dahin Hofkapellmeister des Fürstenhauses Anhalt-Köthen, zum Thomaskantor und städtischen Musikdirektor.
Verlegenheitslösung statt Karrieresprung
Allerdings war er für die Ratsherren nicht die erste Wahl. Sie hätten lieber seine Komponistenkollegen Georg Philipp Telemann, Christoph Graupner oder Johann Friedrich Fasch in dieser Position gesehen.
Der Anfang im neuen Amt als Thomaskantor war für Bach nicht leicht.
Der Wechsel von Köthen nach Leipzig war eher eine Verlegenheitslösung als ein Karrieresprung. Denn das Amt eines Hofkapellmeisters genoss im Barock höheres Ansehen als das des Kantors und Schulmeisters.
Am wenigsten begeistert war Bach von der Aussicht, die Knaben des Thomanerchors nicht nur in Musik, sondern auch in Latein unterweisen zu müssen.
Ob es mir nun zwar anfänglich gar nicht anständig seyn wolte, aus einem Capellmeister ein Cantor zu werden.
Johann Sebastian Bachs zum Dienstantritt als Thomaskantor in Leipzig
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Leipzig floriert 1723 als Messe-, Universitäts- und Buchstadt, die Bürger sind kunstsinnig – an keinem anderen Ort hätte sich Bachs Genius besser entfalten können.
Gleich in den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit komponierte Bach Meisterwerke im Wochentakt, darunter etwa 100 Kantaten sowie die Matthäus- und Johannes-Passion.
Bis heute begeistern diese Werke Musikliebhaber aus aller Welt, spenden Trost, rühren Menschen zu Tränen – jenseits ihrer Religion, ihrer Hautfarbe und Nationalität.
Bach-Minute zum Nachhören
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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 22. April 2023 | 06:10 Uhr