Auszeichnung Musikwissenschaftler Steven D. Zohn erhält den Georg-Philipp-Telemann-Preis

25. März 2022, 14:18 Uhr

Erstmals geht der Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg an einen US-amerikanischen Musikwissenschaftler und Interpreten: Prof. Dr. Steven D. Zohn. Die Begründung des Kuratoriums: Mit seinen Forschungen habe er die moderne Telemann-Forschung weit über die USA hinaus etabliert und spreche dabei nicht nur die Wissenschaftler an. Am 27. März 2022 wird der Preis überreicht. Hier erfahren Sie mehr über den Preisträger und Telemann-Fan.

Der amerikanische Musikwissenschaftler Steven D. Zohn ist auch Interpret und spielt die Traversflöte. Zurzeit ist er mit seinem Ensemble "Tempesta di Mare" in Mitteldeutschland unterwegs und wird mit dieser Formation auch beim Abschlusskonzert der Telemann-Festtage auftreten. Wenn es um Georg Philipp Telemann geht, sprüht er regelrecht vor Begeisterung.

Telemann ist alles, was man braucht. Man findet bei ihm Humor. Seine Musik ist auch klug und freundlich, nicht mathematisch – vielleicht manchmal, aber nicht immer. Es gibt bei ihm so viel Fantasie und Empfindsamkeit. Alles in einem!

Steven D. Zohn, Preisträger des Georg-Philipp-Telemann-Preises

Telemann als Fachgebiet

Die Magedburger Auszeichnung empfindet der Preisträger als einen Höhepunkt seiner Karriere: "Das war für mich eine große Überraschung. Einige der vorigen Preisträger sind meine Helden: Nikolaus Harnoncourt oder Dorothee Oberlinger. Es ist eine sehr große Ehre für mich", sagt der 1966 in Boston geborene Telemann-Fan.

Plakette mit Portrait und Lebensdaten von Georg Philipp Telemann
Der Telemann-Preis besteht aus einer Bronzeplakette, einer Urkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro. Bildrechte: MDR

Dabei wurde Telemann eher zufällig zu seinem Fachgebiet. Als Flötist war er ihm gut bekannt. In seiner Studienzeit musste er sich irgendwann zwischen zwei Themen entscheiden: Mozart oder Telemann. "Ich fand dann Telemann für das Studium interessanter. Er ist und war nicht ganz so intensiv erforscht wie Mozart oder Händel und Bach. Es gibt auch jetzt noch viel zu tun, aber vor 30 Jahren noch viel mehr."

Damals kam er mit einem DAAD-Stipendium nach Deutschland und promovierte schließlich über den Barock-Komponisten. Seitdem sei ihm auch das Telemann-Zentrum in Magdeburg ein zweites Zuhause. "Es ist eigentlich das Mutterschiff der Telemann-Forschung. Weltweit gibt es kein anderes Zentrum dieser Art. Und die Musikwissenschaftler hier in Magdeburg sind seit fast 30 Jahren meine Kollegen und Freunde."

Internationale Wirkung

Inzwischen lehrt Steven D. Zohn als Musikhistoriker an der Universität und hat eine lange Liste von Veröffentlichungen. Neben Arbeiten zu Stil und Genre, Verlagswesen, Rezeptionsgeschichte und Aufführungspraxis hat er ein 700-seitiges Standardwerk zu Leben und Werk Telemanns geschrieben. Vor kurzem kam ein Werk dazu, das sich an ein breiteres Publikum wendet.

So hat Zohn stark dazu beigetragen, Telemann nicht nur in Amerika bekannt zu machen. Durch seine englischsprachigen Publikationen wirkt er auch international.

Zwei Perspektiven: Wissenschaftler und Praktiker

"Steven D. Zohn ist jemand, der sehr viel zur modernen Telemann-Forschung beigetragen hat – auf der einen Seite als Wissenschaftler und auf der anderen Seite gibt er auch Telemann-Werke heraus, publiziert Kompositionen und interpretiert diese auch. Er ist bekannt für sehr interessante Erst-Einspielungen von weltlichen Kantaten Telemanns oder von Trio-Sonaten. Seine CDs wurden auch mit Preisen bedacht, sodass er eine nicht immer häufig anzutreffende Perspektive hat: sowohl die des Wissenschaftlers als auch die des Praktikers" sagt Carsten Lange über den Preisträger.

Von 1995 bis 2004 hat Steven D. Zohn das Ensemble "The Publick Musick", geleitet und zusammen mit dem Kammermusikensemble "Fioritura" mehrere Telemann-CDs eingespielt. Im Zuge der Telemann-Festtage und der Preisverleihung wird er mit dem Ensemble "Tempesta di Mare" aus Philadelphia auftreten. Auch im Ensemble hat seine Telemann-Euphorie gezündet:

Wenn ein Amerikaner einen solchen Preis gewinnt, sagt das dem Publikum und den Kritikern: Telemann ist etwas wichtiges. Er ist es wert!

Richard Stone, Leiter des Ensembles "Tempesta di Mare"

Anerkennung also auf allen Seiten aus vielen guten Gründen.

Abschluss der Telemann-Festtage am Sonntag, den 27. März 2022 Die Preisverleihung findet um 14:00 Uhr im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus in Magdeburg statt.

Das Abschlusskonzert mit dem diesjährigen Telemann-Preisträger und seinem Ensemble "Tempesta di Mare" aus Philadelphia ist um 16:00 Uhr im Opernhaus zu hören.

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 26. März 2022 | 07:13 Uhr

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